Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln
Bätzing sieht "Desaster"
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing hat die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln kritisiert. Unter Umständen müsse man personelle Konsequenzen ziehen, sagte er.
Der Limburger Bischof und Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln kritisiert. In einem bereits am Mittwoch aufgezeichneten und am Sonntag ausgestrahlten Interview des Hessischen Rundfunks (hr) sagte Bätzing: "Ich bin über die Situation, die um die Kölner Studie herum entstanden ist, überhaupt nicht glücklich." Dies wisse der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki auch. An dessen Absicht, für Transparenz zu sorgen, sei zwar "nicht zu zweifeln", so der Limburger Bischof weiter. Aber "dass das jetzt in ein regelrechtes Desaster gemündet ist und auf uns alle abfärbt, das ist nicht gut".
Bätzing bezog sich damit auf den Wirbel um ein bisher nicht veröffentlichtes Missbrauchs-Gutachten im Erzbistum Köln. Er äußerte sich aber noch vor Bekanntwerden der jüngsten Vertuschungsvorwürfe gegen Woelki selbst. Dieser hatte daraufhin erklärt, er habe Papst Franziskus gebeten, die Angelegenheit zu prüfen.
Bei den Fällen aus der unveröffentlichten Kölner Untersuchung steht auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße in der Kritik, der früher Personalchef und Generalvikar in Köln war. Vertuschungsvorwürfe aus dieser Zeit weist er zurück - will aber über seinen Verbleib im Amt Rom entscheiden lassen.
In diesem Zusammenhang sagte Bätzing auf die Frage, wann ein Bischof zurücktreten müsse, Heße sage zwar "glaubhaft", er habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt: "Aber wenn ihm Fehler nachgewiesen werden, muss man daraus unter Umständen auch Konsequenzen ziehen." Formal könne aber ein Bischof nicht einfach selbst seinen Rücktritt bekanntgeben, ergänzte der Vorsitzende der Bischofskonferenz: "Das geht in der katholischen Kirche gar nicht, sondern es muss die römische Bischofskongregation die begangenen Fehler oder die Situation bewerten." Man könne dann anbieten, vom Amt zurückzutreten: "Entweder nimmt der Papst das an oder nicht."
kna