Bekenntnisse eines Konvertiten

Image
Zu sehen sind Erzbischof Stefan Heße und Jürgen Meyer bei der Firmung.
Nachweis

Foto: Marcus Vogel

Caption

Am Pfingstmontag bekräftigte Jürgen Meyer mit der Firmung durch Erzbischof Stefan Heße die persönliche, bewusste Entscheidung, im Glauben und in der Kirche leben zu wollen.

Jürgen Meyer wuchs in einer protestantischen Familie auf, trat dieses Jahr aber zur katholischen Kirche über. Es sind vielerlei Gründe und Umstände, die dazu geführt haben, wie er im Gespräch mit der Kirchenzeitung darlegt.

„Der Garten des Domherrenfriedhofs sah nicht schön aus“, sagt Jürgen Meyer. Vor allem das Beet rund um die Stelen mit den Darstellungen der Lübecker Märtyrer war dem 58-Jährigen ein Dorn im Auge. So machte sich Meyer daran, es anlässlich der Feierlichkeiten zum 80. Todestag der vier Geistlichen herzurichten – erst auf eigene Faust, dann mit dem Plazet des Hausmeisters. „Der Standort ist sandig, trocken und sonnig“, weiß der passionierte Hobbygärtner. Dementsprechend habe er Rosen, Lavendel, Katzenminze und andere Gewächse dort gepflanzt, die dem Standort entsprächen. „Die meisten dieser Pflanzen gab es schon auf dem Beet, sodass die Bepflanzung nur verdichtet wurde.“

Meyer ist seit einigen Jahren im und neben der Kathedrale des Erzbistums anzutreffen. Auch am Pfingstmontag war er dort – an diesem 29. Mai war er einer von 34 Erwachsenen, die im St. Marien-Dom gefirmt wurden. Als getaufter Christ war er zur katholischen Kirche konvertiert.

Jürgen Meyer wuchs in Ostfriesland in einer seit 1530 protestantischen Familie auf, wurde später Lehrer für Englisch und Evangelische Religion. 1995 kam er nach dem Studium in Oldenburg nach Hamburg, um hier das zweijährige Referendariat zu absolvieren. „Das war eine schwierige Zeit“, berichtet Meyer. „Der Stadtteil St. Georg und die Lange Reihe wurden zu meiner Wohlfühlzone in Hamburg.“ Regelmäßig sei er auch in den Mariendom gegangen, um zur Ruhe zu kommen und zu beten oder an der heiligen Messe teilzunehmen. Schon als Jugendlicher habe er oft katholische Messen besucht, zudem zahlreiche katholische Freunde gehabt.

Nach dem Referendariat unterrichtete Jürgen Meyer bis 2006 Englisch und Evangelische Religion am Friedrich-Franz-Gymnasium in Parchim und anschließend bis zu diesem Jahr am Gymnasium Soltau. Den Schülern habe er auch gesagt, dass er katholische Messen besuche, gleichwohl habe er sich an den evangelischen Lehrplan gehalten. 

Überzeugende Predigten, Riten und Traditionen

„Als Protestant nahm ich nie an der Eucharistie teil.“ Darunter habe er sehr gelitten, sagt Meyer. Nach seiner Frühpensionierung, die auch in beruflicher Hinsicht den Weg zum Übertritt in die katholische Kirche freimachte, hat sich das geändert. „Die Eucharistie ist für mich wichtig“, sagt er. 

 

Jürgen Meyer beim Gärtnern auf dem Domherrenfriedhof.
Jürgen Meyer beim Gärtnern auf dem Domherrenfriedhof. | Foto: Matthias Schatz

Der frühe Kontakt zur katholischen Kirche, zu katholischen Freunden, aber auch mehrere Fahrten nach Taizé sowie „überzeugende Predigten, Riten und Traditionen der katholischen Kirche“ ließen in Jürgen Meyer den Wunsch reifen, die katholische Konfession anzunehmen. Auch spreche ihn deren Ästhetik mehr an. 

Angetan ist er zudem von der Idee der Weltkirche, die unter anderem in der großen Vielfalt von Gemeinden und Geistlichen zum Ausdruck komme. „Das ist mir sympathischer als die landeskirchliche Struktur der evangelischen Kirche.“ Des Weiteren führt Meyer an: die Verehrung des Allerheiligsten, die Sakramente, das Verhalten von Katholiken in der Zeit des Nationalsozialismus, die Verehrung von Heiligen und Seligen, den Wiedererkennungswert durch die weltweit standardisierte Form der Messe und Demut. Und überdies den Zölibat und die Ordenschristen – beides sieht er als „Zeichen großer Hingabe“. „Die katholische Kirche hat mir unendlich viel gegeben“, sagt er zusammenfassend.

Den sechswöchigen Kurs bei dem Jesuitenpater Christian Modemann, der der Firmung vorausging, hat Jürgen Meyer als „sehr bereichernd“ empfunden. Themen seien unter anderem die Sakramente, die Bedeutung der Eucharistie und die Beichte gewesen. Er selbst habe sich auch sehr für die Bibelauslegung und die Traditionen interessiert.

Jürgen Meyer hat noch seine Wohnung in Soltau und überdies eine kleine Wohnung in Wandsbek. Zugehörig fühlt er sich aber der Domgemeinde. Auch aus diesem Grund kümmert er sich um die Beete rund um den St. Marien-Dom. „Damit möchte ich der Kirche auch etwas zurückgeben“, sagt er. Auf dem Domherrenfriedhof würde er am liebsten auch Wein pflanzen. Der brauche einen trockenen und heißen Standort. „Außerdem hätte das auch eine symbolische Bedeutung.“

Matthias Schatz