Bistum Mainz plant Frauenkommission

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Am 19. Juni 2021 soll im Bistum Mainz eine Frauenkommission gewählt werden. Werden Frauen damit mehr Macht haben? Anja Weiffen und Ruth Lehnen im Gespräch mit Martina Hauzeneder vom KDFB, Susanne Winnekens-Udovic von der kfd und Barbara Wolf vom Ordinariat Mainz.

 

Frage: „Wenn Du nicht mehr weiterweißt, gründe einen Arbeitskreis“ – geht das nach diesem Motto beim Thema Frauenkommission? 

Susanne Winnekens-Udovic: Ich schildere mal die Motivation der kfd: Als es um den Startschuss des Pastoralen Wegs ging, haben wir die Liste durchgesehen und uns gefragt: Wo sind die Frauenthemen, die tauchen gar nicht auf? Das fanden wir befremdlich. Deshalb haben wir dem Bischof einen Brief geschrieben. Das war 2019, als das Thema durch die Bewegung Maria 2.0 ganz stark in der Öffentlichkeit war und aufgefallen ist, dass es nicht nur um Weiheämter geht, sondern um viel mehr. Auf ehrenamtlicher Ebene, der Ebene der Räte und der hauptamtlichen Kräfte, auf der Ebene der Leitung – überall gibt es zu wenige Frauen. Wir haben dem Bischof eine Kommission vorgeschlagen. Das hat ihm gut gefallen. Es kamen immer mehr Themen auf, die bisher nicht angegangen wurden. 

Vereint mit Abstand: (v.l.) Barbara Wolf, Susanne Winnekens-Udovic,
Martina Hauzeneder, Foto: Anja Weiffen

Warum sollte das jetzt besser werden?

Barbara Wolf: Das erhoffe ich mir. Dem Bischof ist wichtig – das spiegelt sich auch in der Satzung wider –, dass verschiedenste Frauen in die Frauenversammlung kommen, auch solche, die nicht zum „Inner Circle“ gehören. Wir haben uns deshalb auch für das Prinzip der Wahl entschieden: Die Frauenversammlung wählt die zwölf Frauen der Frauenkommission. Sie werden dann vom Bischof berufen.

Martina Hauzeneder: Ich erhoffe mir von der Kommission, dass wir ein breites Spektrum der Gesellschaft und der Frauen, die in der Kirche aktiv sind, einbinden können. Damit die, die in letzter Zeit öfter gedacht haben, es tut sich einfach nichts, Schub und Bindung erfahren: Es braucht einen langen Atem, aber wir können doch etwas positiv gestalten für die nächsten 100 Jahre. Für alle, die sich teilweise frustriert abwenden, lautet die Botschaft: Wir sind dran, auch wenn derzeit nicht alles ideal ist. 

Die Gründung einer Frauenkommission als eine Anti-Austrittsaktion? 

Hauzeneder: So weit würde ich nicht gehen. Aber die Frauen wieder einbinden, die sagen: Ich finde mich nicht mehr wieder. Denen wollen wir sagen: „Mach doch mit und versuche, Dich wieder einzubringen“.

Viele Themen sind mehr als bekannt: Lohngerechtigkeit, Diskriminierung, Kinderbetreuung …. 

Wolf: Ich glaube, es braucht oft Statthalter und Räume für dieses Tun. Wir haben keine/n Gleichstellungsbeauftragte/n im Bistum Mainz. Wir haben sicher viele dieser Themen in den Hinterköpfen. Trotzdem braucht es in einer Organisation wie dem Bistum stellvertretende Räume, um die Themen von Frauen bewusst zu setzen. Wir sind im kirchlichen Binnenraum nicht in der Position, dass wir von der Umsetzung von Gleichstellung sprechen können. Meine Hoffnung ist, dass die Frauenkommission ein Baustein dafür wird. Sie wird nicht alle Frauenfragen und -themen auf allen Ebenen richten. Meine Hoffnung ist aber, dass die Frauen ihre Fragen einbringen und dass dies eine nachhaltige Umsetzung findet. 

Können Sie Beispiele nennen? 

Wolf: Etwa die Sprache. Sich damit auseinanderzusetzen, dass es eine Bibelübersetzung in gender-gerechter Sprache gibt. Wie werden unsere Briefe verfasst? Wer wird angesprochen, wenn Papst Franziskus seine Enzyklika „Fratelli tutti“ (wörtlich: „alle Brüder“) nennt, also ... danke, dass wir als Frauen mitgemeint sind.

Wenn wir in unsere Gremien schauen: Wie hoch ist der Anteil der Frauen? Wie sieht es mit Geschlechtergerechtigkeit aus auf Pfarreiebene? Wie viele Frauen sitzen im Verwaltungsrat, wie viele in den Pfarrgemeinderäten (PGR)? PGR und Katechese sind weiblich, wo sind da die Männer? Es gibt viele Themen. Es wird die Kunst sein in der Kommission, handhabbare Stücke zu finden und nicht über Grundsatzfragen zu diskutieren. 

Winnekens-Udovic: Oft heißt es, die Frauen können ja ihren Mund aufmachen. Aber warum tut sich nichts? Niemand möchte zu einer Quote gehören, aber wenn es eine Vorgabe gibt, dann suche ich aktiv eine Frau! Oder man überprüft die Sitzungsstrukturen: Kann eine Sitzung wirklich schon um 18 Uhr anfangen, wenn viele Frauen und auch Männer mit der Familie beschäftigt sind? 

Die Männer-Frauen-Verteilung in den Räten ist nicht gerade ausgeglichen: Im Katholikenrat sind es 41 Männer und 21 Frauen. In der Diözesanversammlung haben ebenfalls die Männer die große Mehrheit.

Wolf: Ich finde es spannend, ein Bild vom Kirchensteuerrat anzusehen. Da denke ich: Die Finanzen sind männlich. 

Wie weit hinkt die Kirche in Sachen Gleichstellung/Gleichberechtigung hinter der säkularen Gesellschaft her?

Winnekens-Udovic: Ich fühle mich ein bisschen wie in den 1980-er Jahren. Ich komme mir vor wie gefangen in einer Zeitschleife, in der sich irgendwie nichts ändert.

Wolf: In manchen Sachen sind wir noch sehr hinterher, zum Beispiel in Hinsicht auf das Amt. In anderen Fragen sind wir auf der Höhe der Zeit. Wir haben eine theologische Grundlage, nach der Frauen in aller Diversität ihren Platz haben. Wir haben viele sehr gut ausgebildete Frauen mit hervorragenden Fähigkeiten, die sich in diese Institution einbringen. Hier läuft unglaublich viel ehrenamtliches und hauptamtliches Engagement mit hoher Professionalität und hohem Begeisterungsgrad und auch, in Klammern gesagt, mit hoher Leidensfähigkeit. Davon können sich andere gesellschaftliche Gruppen eine Scheibe abschneiden. 

Bei der Frage nach Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Solidarität unter Frauen sind wir im 21. Jahrhundert!  Wenn wir das alles wegnehmen würden aus dem Handeln der Getauften und Gefirmten – ich weiß nicht, ob die Kirche im Ganzen so gut dastehen würde. 

Wie sieht der Ablauf aus? Erst gibt es eine Frauenversammlung, danach die Frauenkommission?

Wolf: Die Frauenversammlung hat keine Quote, keinen Schlüssel. Wer sich beteiligen will, kann sich beteiligen. Allerdings haben wir im Moment ein Corona- 
Dilemma. Wir hoffen, dass wir uns am 19. Juni 2021 wieder an einem Ort treffen können, zur ersten Frauenversammlung.  Unsere Hauptaufgabe ist jetzt, herauszufinden: Welche Themen und welche Formen würden Frauen motivieren, zu dieser Versammlung zu kommen? Diesen Schritt müssen wir jetzt digital und dezentral gehen, um mit vielen Frauen ins Gespräch zu kommen. 

Wie wollen Sie in der kurzen Zeit die Frauen mobilisieren? 

Winnekens-Udovic: Wir müssen viele Frauen finden, die als Multiplikatorinnen in ihren Bereich hineinwirken können. Wir sind als Verbände gut aufgestellt. 

Wäre es eine Niederlage, wenn in der ersten Frauenkommission „nur“ kfd, KDFB und Hauptamtliche vertreten wären? 

Hauzeneder: Wir haben weiter die Aufgabe, Frauen abzuholen und mitzunehmen, das kann die Frauenkommission dann auch noch stemmen. Eine Form der Kommunikation wird sein, über die Pfarrgemeinden zu gehen. Da erreichen wir auch Frauen, die andere ansprechen könnten, ermutigend: Dir traue ich das zu, das wäre was für Dich!

Winnekens-Udovic: Und das wird ja nicht die erste und letzte Frauenversammlung sein, und die Frauen sind nicht wie beim Supreme Court in den USA auf Lebenszeit gewählt, sondern für zwei Jahre ... 

Wolf: Es ist wichtig, Frauen einzubinden, die Know-How mitbringen, zum Beispiel die Gewerkschafterin. Oder die Professorin, die die akademischen Frauen repräsentieren soll. Oder jemand aus der Pflege. Ob das alles beim ersten Mal gelingt, weiß ich nicht. Aber wir sind experimentierfreudig.

Wie kann die Arbeit der Kommission ins Bistum zurückwirken? Durch die Gespräche mit dem Bischof?

Wolf: Auch das. Und die Kommission ist an den Diözesanpastoralrat angeschlossen. Somit kann die Kommission dort berichten und Dinge anregen. Sie muss eine Form finden, wie sie nach außen wirkt. Es soll nicht immer um „globalgalaktische Fragen“ gehen, sondern darum, nachhaltig, überprüfbar und kleinschrittig vorwärtszugehen.

Wir hören immer kleinschrittig? Warum?

Wolf: Ja, wir brauchen zum Beispiel nicht zu fordern, dass alle Räte paritätisch besetzt sind, sondern die Frauenkommission könnte einen Förderplan für Frauen in den Räten auflegen. Das ist für mich der kleinere Schritt. 

Heißt „kleinschrittig“ für Sie realistisch?  Gibt es dafür noch mehr Beispiele?

Wolf: Zum Beispiel in der Organisationsstruktur: ein kritisches Gegenlesen von Stellenausschreibungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein Statement mit umsetzbaren Forderungen an die Personalverwaltung. Das sind allerdings Themen, mit denen wir der Kommission vorgreifen, denn die Kommission wählt sich ihre Themen selbst. Ein weiteres Beispiel: Nicht nur die Frage nach dem Weiheamt vorne hinsetzen, sondern die Frage nach der Predigtrealität von Frauen in den Gemeinden. Wie kommen Frauenstimmen in der Katechese und in der Verkündigung vor Ort vor? 

Was muss auf die Agenda?

Winnekens-Udovic: Ich hätte zwei Themen: Viele Frauen sind Wort-Gottes-Feier-Leiterinnen, als solche beauftragt, aber sie fühlen sich oft als Lückenbüßerinnen in den Gemeinden: Wenn der Pfarrer ausfällt, dann seid Ihr dran! Aber sie wollen als eigenständige Frauen wahrgenommen werden, die Liturgie machen. In dem Zusammenhang wollen wir die Möglichkeit zu predigen auch in der Eucharistiefeier. Der zweite Punkt ist für mich die Mitarbeit in den Räten: Wie lege ich Ehrenamt an, damit Frauen in ihrer heutigen Lebenswelt teilhaben können? Dass Frauen nicht berufstätig sind und sich ausschließlich ehrenamtlich engagieren, ist heute seltenst der Fall. Die Struktur ist aber noch so ausgelegt wie früher. 

Hauzeneder: Für mich ist ein Topthema die Frauensolidarität. Wie gehen Frauen miteinander um, die unterschiedliche Leben leben? Es geht mir um diese Erwartungshaltung, die spürbar wird, wenn eine Frau sagt: Ich habe ein aktuelles Geschehen zuhause, ich ziehe mich für eine Zeit zurück. Da wünsche ich mir die Solidarität der Frauen untereinander, das mitzutragen. 

Die Frauenkommission sollte also von der Atmosphäre her ein Gegenentwurf sein zu manchen anderen Gremien in der Kirche? Ein utopisches Land, in dem die Frauen frei und solidarisch sind?

Winnekens-Udovic: Ja, das wird ja oft nicht ernst genommen, wenn es um Frauen geht. Zum Beispiel in den neuen Corona-Anweisungen: Wer darf sich treffen und wer nicht? Räte können sich treffen, aber Frauenfrühstücke dürfen nicht stattfinden, Stichwort gesellig. Wer je bei einem Frauenfrühstück war, der weiß, das ist ein ganzheitliches Bildungsangebot.

Wolf:  Beim Thema Frauensolidarität geht es nicht nur darum, diejenigen, die schon dabei sind, bei der Stange zu halten. Sondern es geht auch darum, für Frauen Stellvertreterinnen zu sein. Für Frauen, die in unserer Gesellschaft schon so weit abgehängt sind, dass sie nicht dabei sein können. Wir bringen die Sicht dieser Frauen ein und deren Themen zu Gehör. Das ist Frauensolidarität.

Frau Wolf, was ist Ihr „Must have“ für die Frauenkommission?

Wolf: Für mich ist es die Verbreiterung des Themas. Es kam aus einem Dekanat die Frage nach der Frauenpastoral beim Pastoralen Weg. Dass Geschlechtergerechtigkeit ein Querschnittsblick in unserem kirchlichen Handeln wird. Dass dieses Thema nicht abdelegiert wird an die Frauenkommission, sondern dass es zurückwirkt: Wenn wir, wie unser Bischof sagt, Leben teilen, Glauben teilen, Verantwortung teilen, Ressourcen teilen, hat das was mit unserem Mann-Sein und Frau-Sein zu tun. Weil es mit Parteilichkeit und manchmal Bevorzugung und Benachteiligung zu tun hat. Wenn ich einen Pastoralplan aufstelle für einen pastoralen Raum, sollte der nach der Situation von Frauen in diesem Raum, in dieser Kirche fragen. Wie kann hier Gleichberechtigung verwirklicht werden? Es sollte also einen Gender-Blick geben. 

Haben Sie sich mit Kritik auseinandergesetzt? Dass Männer sagen, wir wollen aber auch eine Männerkommission! 

Winnekens-Udovic: Eine Frauenkommission ist auch ein Vorteil für Männer. Sie können von geänderten Strukturen profitieren: Wenn jeder seine Begabungen, sein Charisma leben kann.

Wolf: Kritik kam auch von Frauen, die sagten, wir brauchen eine Gleichstellungskommission. Die Gruppe, die die vorläufige Ordnung der Frauenkommission entwickelt hat, positioniert sich so: Wenn ich beispielsweise beim Land Rheinland-Pfalz arbeite, gibt es Grundlagen, die die gleiche Behandlung von allen gesetzlich vorsehen. So weit sind wir kirchlicherseits noch nicht. Wir haben bei aller gleichen Würde unterschiedliche Ausgangslagen. Deswegen mein Plädoyer: Es braucht immer noch eine Frauenpastoral. Es braucht eine Frauenkommission. Ich freue mich auf den Tag, an dem wir das in der Kirche nicht mehr brauchen. 

 

Das Gespräch haben Ruth Lehnen und Anja Weiffen moderiert.

 

Zur Sache: Die geplante Mainzer Frauenkommission ...

  • ... wird von Bischof Peter Kohlgraf eingesetzt als „Beratungsgremium des Diözesan-Pastoralrats und des Bischofs“. 
  • Sie soll Schritte ausarbeiten, „wie sich die Beteiligung von Frauen sowie Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen (Pfarrei, Dekanat, Region, Bistum) und in den Strukturen fördern und umsetzen lässt“. 
  • Die zwölf Mitglieder der Frauenkommission sollen am 19. Juni 2021 von einer „Frauenversammlung“ gewählt werden. Zur Frauenversammlung sind alle Frauen aus dem Bistum Mainz geladen, es wird derzeit mit etwa 100 Teilnehmerinnen gerechnet. 
  • Die Frauenkommission wählt eine Sprecherinnengrupe aus drei Frauen.
  • Mindestens einmal im Jahr trifft sich die Frauenkommission mit dem Bischof. (nen)

 

Zur Person: Die Frauen im Gespräch

Martina Hauzeneder vom Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) erhofft sich von der Frauenkommission, „dass sie ein breites Spektrum der Gesellschaft widerspiegelt und es schafft, den Frauen innerhalb der Kirche Gehör zu verschaffen“. Die 52-Jährige aus Worms-Pfiffligheim engagiert sich auch im Dombauverein Worms sowie politisch in der CDU.

Susanne Winnekens-Udovic ist seit 1. Dezember hauptamtliche kfd-Referentin im Bistum Limburg. Die 51-Jährige aus Langen war bisher ehrenamtliche Sprecherin des Leitungsteams der kfd (Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands) im Bistum Mainz. Von der Frauenkommission erhofft sie sich „einen Blick auf die verschiedenen Charismen, die Frauen mitbringen, aber auch einen Blick darauf, warum an manchen Orten nur sehr wenige Frauen teilhaben und wirksam sind“.

Barbara Wolf ist Pastoralreferentin im Referat Erwachsenenseelsorge im Bischöflichen Ordinariat Mainz und für Frauenpastoral zuständig. Die 50-Jährige wird auch Geschäftsführerin der Frauenkommission. Sie erhofft sich von dem neuen Gremium, „dass viele unterschiedliche Frauen Veränderungsschritte auf allen Ebenen des Bistums hin zu einer geschlechtergerechten Kirche nachhaltig und spürbar initiieren können“. Für das Rundgespräch hatte sie einen „corona-gerechten“ Raum reserviert. (nen)

 

 

Hintergrund: So läuft das bei uns im Erzbistum Bamberg

"Im Erzbistum Bamberg sind wir acht Frauen zwischen 40 und 70 Jahren. Zweimal im Jahr treffen wir uns mit Erzbischof und Generalvikar, um Themen ins Gespräch zu bringen, die uns Frauen auf den Nägeln brennen. 

Wir sind ein ehrenamtliches Beratungsorgan von Erzbischof Ludwig Schick, der „seine“ Frauenkommission 2005 ins Leben gerufen hat; die Amtszeit ist auf vier Jahre festgesetzt, einmalige Wiederberufung möglich. Eine der Frauen wird von den anderen als Sprecherin gewählt; wir arbeiten mit der Gleichstellungsbeauftragten des Erzbistums zusammen; auch eine Zusammenarbeit mit der Frauenseelsorge ist möglich. Unsere spezifisch weibliche Sicht können wir etwa in der Begleitung des Synodalen Wegs einbringen. Ein sichtbares Ergebnis unserer Arbeit ist zum Beispiel unsere Internetseite, über die wir mit den Menschen in Kontakt kommen und erreichbar sein möchten. Wir sind dabei, uns ein gewisses „Standing“ zu erarbeiten. 

Für mich persönlich bedeutet meine Mitarbeit in der Frauenkommission den manchmal wohltuenden Blick über den Tellerrand der Pfarrgemeinde und eine Möglichkeit, mich als Frau in einer von Männern dominierten Kirche einzubringen. Ich spüre, dass ich zunehmend lauter und kritischer auf die Dinge hinweisen möchte, die meiner Meinung nach verkehrt laufen innerhalb der katholischen Kirche: So solidarisieren wir uns als Frauenkommission beispielsweise mit der Bewegung Maria 2.0. 

Ich verstehe mich nicht als Abnickerin, sondern eher als „Stachel im Fleisch“: Deutlich machen, welche Themen dran sind, gehört meiner Meinung nach dazu. Daher wehre ich mich gegen den Ruf der Frauenkommission, ein „Feigenblatt“ des Erzbischofs zu sein, ein „nice to have“. Dennoch wünsche ich mir, dass wir als Gremium häufiger angefragt werden – sowohl von Menschen, die bestimmte Anliegen an uns herantragen, als auch vom Erzbischof selbst, den wir ja beraten sollen und wollen."

Ulrike Schwerdtfeger, Journalistin, Sprecherin der Frauenkommission im Erzbistum Bamberg