Was uns diese Woche bewegt
Bitte mehr Differenzierung
Der Vorgang ist schon eine Weile her, wurde aber erst jetzt bekannt und ist deshalb nicht minder brisant: Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) hat dem emeritierten Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode, die einst verliehen Auszeichnung "Goldenes Ehrenkreuz" aberkannt. Seine Verdienste, die er sich jahrelang als Jugendbischof erworben hatte, sind damit nichtig. Das Nachrichtenportal "katholisch.de" hatte zuerst darüber berichtet. Als Begründung werden die Ergebnisse des Zwischenberichts zur Missbrauchsstudie genannt, in dem Bode vorgehalten wird, allzu oft die Perspektive der Täter eingenommen und die Betroffenen zu wenig im Blick gehabt zu haben. Unter anderem wegen dieser Vorwürfe war Bode vor gut einem Jahr zurückgetreten.
Natürlich kann der BDKJ eine autonome Entscheidung fällen, die auch unpopulär sein darf. Aber ein Gedanke beschäftigt uns in der Redaktion dann doch: die Verhältnismäßigkeit. Zugleich mit Bode wurde zwei weiteren Männern das Ehrenkreuz aberkannt. Beide sind nicht mehr am Leben, beide haben aber offenbar aktiv sexuellen Missbrauch betrieben. Ihnen wird Bode jetzt gleichgestellt, und das finden wir unfair. Denn das passiert, obwohl er kein Missbrauchstäter ist.
Es ist sicherlich das Recht der Jugend, alte Konventionen aufzubrechen, ungewöhnliche Entscheidungen zu fällen und neue Wege zu gehen. Davor sei ihnen aber doch geraten, sich bei hoher Brisanz wenigstens zu fragen, wie ihr Handeln bei anderen ankommt. Und ob es nicht doch eine Alternative zur Revolution gegeben hätte.