Caritas geht auf die Straße

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Bundesweite Eröffnung des jährlichen Caritas-Sonntags in Schwerin: Nach dem Gottesdienst gab es keinen steifen Festakt, sondern einen Spaziergang durch die Stadt – und auf dem Weg viele Begegnungen mit zeitgemäßer Caritas. 

Sonntagsspaziergang durch Schwerin. Caritas-Präsident Peter Neher (ganz rechts), Erzbischof Heße, Thomas Keitzl, Achim Rizvani und Caritasdirektor Steffen Feldmann
Sonntagsspaziergang durch Schwerin. Caritas-Präsident Peter Neher (ganz rechts), Erzbischof Heße, Thomas Keitzl, Achim Rizvani und Caritasdirektor Steffen Feldmann. Foto: Antonia Schindler

Beim Caritas-Sonntag, jedes Jahr im September, wird traditionell das Thema der diesjährigen Kampagne bekannt gegeben, es lautet „Sozial braucht digital“. Digitalisierung bietet Chancen: zum Beispiel mehr Selbstständigkeit für Menschen mit Sprechbehinderung durch eine Sprach-Anwendung auf dem Handy (App). Es gibt aber auch Risiken, unter anderem, wenn junge Menschen in eine Abhängigkeit geraten, süchtig nach dem Internet werden. Der Caritas-Sonntag ruft dazu auf, sich mit diesen Themen auseinander zu setzen. 

Die sozialen Dienste der Caritas in Schwerin tun das bereits jeden Tag. Nach dem Pontifikalamt haben Erzbischof Stefan Heße und der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, alle Gottesdienstbesucher eingeladen, sie auf ihrem Spaziergang zu begleiten. Der führte durch die Innenstadt zum Familien- und Begegnungscafé der Caritas „Mama Chocolate“. Auf ihrem Weg haben sie an sieben Stationen Halt gemacht, an denen sich Sozial-Dienste der Caritas vorstellten. Als Erstes haben Mitarbeiter vom Mehrgenerationenhaus Krebsförden über ihre Arbeit informiert. Dort kochen Senioren und Kinder miteinander. Kinder mit Migrationshintergrund lernen die deutsche Sprache und Kultur. Jugendliche machen Boxtraining, um ihre Aggressionen abzubauen und Respekt zu lernen. 

An der zweiten Station warteten Schulsozialarbeiter. Sie helfen Jugendlichen mit großen Problemen in der Schule, ihren Abschluss zu machen. Sie suchen Kontakt zu den 14- bis 16-Jährigen, die oft nicht zum Unterricht kommen und deren Noten nicht gut sind. Diesen Jugendlichen wird vermittelt, dass, wenn sie zuverlässig, ordentlich und motiviert sind, sie trotzdem eine gute Lehrstelle finden können. Die Schulsozialarbeiter helfen dabei.  Die gute Nachricht. Der Bedarf an Azubis in Schwerin ist groß. Auch die Chancen für Jugendliche mit weniger guten Zeugnissen sind aktuell sehr gut. 

Eine Station weiter stellte sich das Jugendhaus Lankow vor. Eine Einrichtung in einem Stadtteil, der als sozialer Brennpunkte gilt. Unter anderem bauen die Mitarbeiter hier mit den Jugendlichen an einem Boot. Ein Projekt, auf das die Teenager stolz sein können.

Weiter ging es zu den Straßensozialarbeitern, die sich vor allem um Obdachlose kümmern, zur Präsentation der Schulwerkstatt Ludwigslust und zum Bus der mobilen Sozialarbeit. Dieser Kleinbus ist ausgestattet wie ein Büro. Damit fahren die Berater und ehrenamtlichen Helfer dorthin, wo die Infrastruktur schlecht und das Hilfeangebot dünn ist. Sie sprechen mit den Menschen und stellen zum Beispiel Anträge für sie.

Die Probleme ländlicher Regionen kamen auch in der Rede des Caritaspräsidenten vor. Im Begegnungscafé Mama Chocolate warb Prälat Dr. Neher dafür, bei der Digitalisierung an alle sozialen Gruppen zu denken. Langzeitarbeitslose, gering Qualifizierte und ältere Menschen dürften nicht abgehängt werden. Neher forderte eine große Bildungsoffensive und Bildungsprogramme für alle. Grundvoraussetzung dafür ist natürlich auch im ländlichen Raum eine verlässliche, flächendeckende Breitbandversorgung, die der Deutsche Caritasverband seit langem fordert. Neher weiter: „Die digitale Entwicklung muss die soziale Wirklichkeit im Blick haben, wenn der gesellschaftliche Zusammenhalt nicht weiter gefährdet werden soll.“

Text u. Foto: Antonia Schindler