Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen erstmals in Deutschland
Chance für mehr Miteinander
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Die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen kommt erstmals in Deutschland zusammen. Vorhaben und Möglichkeiten wurden online bei einem Ökumene-Treffen Engagierter aus Berlin und Brandenburg vorgestellt.
Verena Hammes von der ACK Deutschland, daneben Hans Joachim Ditz vom Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg, unten: Pastor Dietmar Päschel, Ökumenische Arbeitsgemeinschaft der Freikirchen Berlin-Brandenburg sowie Marc Witzenbacher, Koordinierungsbüro der ÖRK-Vollversammlung. Foto: Screenshot |
„Machen Sie sich schon jetzt ökumenisch auf den Weg. Greifen Sie das Motto und die einzelnen Themen in Ihren Gemeinden auf. Verwenden Sie die Gebete und Lieder und tauschen Sie sich über die Bibeltexte aus!“ So ermutigte Marc Witzenbacher seine Zuhörer, sich schon in den nächsten Wochen auf die in Karlsruhe geplante Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) vorzubereiten. Witzenbacher, der Leiter des Koordinierungsbüros ist, sprach vor 50 Teilnehmern einer Online-Veranstaltung, zu der der Diözesanrat Berlin und der Konvent der Ökumenebeauftragten im Sprengel Berlin eingeladen hatte.
ÖRK-Welttreffen finden alle acht Jahre statt. Unter dem Motto „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ soll nun vom 31. August bis 8. September erstmals in Deutschland eine solche Begegnung stattfinden. 800 Delegierte aus über 110 Ländern und bis zu insgesamt 2500 aktiv Beteiligte und 2000 Dauergäste sowie weitere Tagesbesucher sollen daran teilnehmen. Wichtiges Thema werde zum Beispiel die Situation von Kirche und Gesellschaft in Europa sein, wo sich viele Probleme und Fragen konzentrierten. Zudem werde es um die wachsende Pluralität und das interreligiöse und interkulturelle Miteinander gehen, so Witzenbacher. Weitere Themen seien Versöhnung, Einheit, Gerechtigkeit und Friede in der Welt sowie Megatrends wie der Klimawandel und die Covid-Pandemie.
ÖRK-Welttreffen finden alle acht Jahre statt. Unter dem Motto „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ soll nun vom 31. August bis 8. September erstmals in Deutschland eine solche Begegnung stattfinden. 800 Delegierte aus über 110 Ländern und bis zu insgesamt 2500 aktiv Beteiligte und 2000 Dauergäste sowie weitere Tagesbesucher sollen daran teilnehmen. Wichtiges Thema werde zum Beispiel die Situation von Kirche und Gesellschaft in Europa sein, wo sich viele Probleme und Fragen konzentrierten. Zudem werde es um die wachsende Pluralität und das interreligiöse und interkulturelle Miteinander gehen, so Witzenbacher. Weitere Themen seien Versöhnung, Einheit, Gerechtigkeit und Friede in der Welt sowie Megatrends wie der Klimawandel und die Covid-Pandemie.
Delegierte befassen sich mit vielen Themen
Sehr strittig auch innerhalb der einzelnen Kirchen sei der Umgang mit Sexualität, vor allem Homosexualität, betonte Witzenbacher. Sehr unterschiedliche Positionen gebe es auch im Blick auf den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern, was ein weiteres von mehr als 20 Themen für die Arbeit der Vollversammung in Karlsruhe sein werde.
Bei einem anschließenden Podiumsgespräch erläuterte die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Verena Hammes, warum die Römisch-Katholische Kirche kein Mitglied des ÖRK ist. Allein die Größe mit 1,3 Milliarden Katholiken gegenüber mehr als 580 Millionen Mitgliedern im ÖRK stehe dem entgegen. Die Katholische Kirche lege zudem viel Wert auf bilaterale Kontakte, damit Übereinkünfte auch umgesetzt werden, so Hammes. Da sei der ÖRK, der ein Zusammenschluss und keine konkrete Kirche ist, nicht der richtige Partner. Wichtig sei den Katholiken auch die Frage, welche Art von Einheit (etwa im Blick auf die Sakramente) angestrebt werde. Zugleich aber gebe es heute sehr enge und konstruktive Beziehungen zum ÖRK. Marc Witzenbacher wies darauf hin, dass der ÖRK großes Interesse an der Zusammenarbeit mit der Römisch-Katholischen Kirche habe. Andererseits gebe es bei manchen Mitgliedskirchen auch Vorbehalte. Schließlich sei das ökumenische Verhältnis in so manchem Land bei weitem nicht so gut wie in Deutschland.
Pastor Dietmar Päschel vom Konvent der adventistischen Kirchengemeinden in Berlin und ebenfalls am Podiumsgespräch beteiligt, wies darauf hin, dass gerade Mitglieder von Freikirchen auf der Südhalbkugel nicht selten frisch konvertiert seien und deshalb zurückhaltend im Blick auf die Zusammenarbeit mit anderen Kirchen agierten. Päschel ist auch Vorsitzender der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft der Freikirchen in Berlin-Brandenburg.
Ob bei der Wahl von Karlsruhe als Tagungsort auch von Bedeutung gewesen sei, dass Deutschland und Europa kirchlicherseits derzeit in schwieriger Lage sind, wollte der Moderator des Podiums und Ökumene-Referent des Erzbistums Berlin, Hans-Joachim Ditz, wissen. Neben logistischen und finanziellen Gründen, so Witzenbacher, spiele dies auch eine Rolle im Sinne von: „Die Europäer haben uns den Glauben gebracht, jetzt müssen wir ihnen den Glauben bringen.“
Hammes sprach von „großen Erwartungen“ auf neue ökumenische Impulse durch die Vollversammlung. Zugleich erinnerte sie daran, dass „wir in Deutschland eine unglaubliche Versöhnungsgeschichte zwischen den Konfessionen hinter uns haben, nach- dem wir eine der größten Spaltungen verursacht haben“.
Zu dem Welttreffen ist auch ein Begegnungsprogramm an neun für die Öffentlichkeit zugänglichen Orten geplant. Schwerpunkte an den Begegnungsorten sind zum Beispiel Gerechtigkeit und Frieden, Interreligiöser Dia-log, „Frau, Mann, Familie und Gendergerechtigkeit“, Musik oder Jugend. Im unmittelbaren Vorfeld am 27./28. August soll es ein ökumenisches Jugendtreffen geben. Am 3./4. September werde ein Teil der Delegierten zu Begegnungen in der Region bis nach Frankfurt, Stuttgart, Ulm und Basel unterwegs sein. Es gebe auch Überlegungen, so Witzenbacher, ob nach Abschluss in Karlsruhe noch Delegierte Berlin besuchen.
Nach Angaben von Witzenbacher darf die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) nur neun Delegierte entsenden. Unter ihnen sei der Bischof der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, Friedrich Kramer, als EKD-Friedensbeauftragter. Interessierte können an der ÖRK-Vollversammlung als Gast teilnehmen, die Anmeldung soll in Kürze per Internet möglich sein.
Die Versammlung in Karlsruhe könnte Geschichte schreiben, wenn die Kirchen „sich verpflichten, wirklich nächste Schritte im ökumenischen Miteinander zu gehen, und wenn sie noch viel mehr das tun, was längst beschlossen ist“, so Witzenbacher. Wenn die Kirchen jetzt nicht der in vielen Bereichen gespaltenen Welt zeigten, dass nur „das friedliche Austragen von Konflikten“ zu einem menschenwüdigen Miteinander führt, hätten sie ihren Auftrag verfehlt, so der Theologe.
Gerechtigkeit, Frieden, Schöpfungsbewahrung
Klaus Wazlawik aus Berlin-Köpenik erinnerte an den Konziliaren Prozess in der DDR bis 1989. Die Trias von „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ sei damals segensreich gewesen. Alle drei Bereiche gleichzeitig im Blick zu haben, sei auch heute eine große Chance.
Zu Beginn des Online-Treffens der Ökumene-Engagierten am 19. Februar hatte die Priorin des Karmels Regina Martyrum, Schwester Teresia Benedicta OCD, an die Worte vom Weinstock und den Rebzweigen im Johannes-Evangelium und die sich daraus ergebende Aufgabe erinnert, als Christen „aus der Einheit zu leben und in der Einheit zu handeln“. Am Ende des Treffens war Raum für den Erfahrungsaustausch. Themen waren unter anderem die ökumenischen Strukturen in den Kirchenkreisen und Großpfarreien, ökumenische Kooperationen in vielfältiger Gesellschaft, aber auch Fragen der Öffentlichkeitsarbeit, des Klimaschutzes und der Ungerechtigkeit international und national.
Materialien zur ÖRK-Vollversammlung: www.oikoumene.org und www.karlsruhe2022.de
Von Eckhard Pohl