Christus in die Welt tragen
Fronleichnam, das heißt auch im Norden: Prozession, festlich geschmückte Altäre, Erstkommunionkinder in Scharen. In diesem Jahr wird alles etwas kleiner. Mit einer Ausnahme. An der Fronleichnamsmesse mit Erzbischof Stefan werden 700 000 Mitfeiernde erwartet: am Fernsehbildschirm.
Wer einen besonderen, wenn auch kleinen Fronleichnams-Gottesdienst mitfeiern möchte, sollte am Donnerstag, 11. Juni, um 10 Uhr fernsehen. Das erste Programm der ARD überträgt von 10 bis 11 Uhr den Fronleichnamsgottesdienst mit Erzbischof Stefan Heße. Ursprünglich war eine große Open-Air-Feier oder zumindest eine große Kirche in Hamburg vorgesehen. Jetzt aber wird der Gottesdienst aus der St. Ansgar-Kapelle neben dem Dom ausgestrahlt. Gemeinde wird es nur am Bildschirm geben, neben den Kameraleuten und anderen ARD-Mitarbeitern haben fast nur die Mitwirkenden in der Kapelle Platz – und ausreichend Abstand zum Nächsten. Zu sehen sind außer dem Erzbischof Diakon Tobias Riedel, die Journalistin Jacqueline Rath als Lektorin, Kantor Norbert Hoppermann, der mit zwei Sängerinnen und einem kleinen Ensemble für die Musik sorgt. Es wird unter anderem Musik des französischen Komponisten François Couperin (1668–1733) erklingen. „Leider können wir wegen der Sicherheitsauflagen von NDR und Kirche keine weitere Gemeinde zulassen. Das bedauere ich, aber unsere Gemeinde ist dann halt am Fernsehbildschirm“, sagt der katholische Rundfunkbeauftragte Andreas Herzig. Ansonsten wird die Feier aber alles haben, was ein Fronleichnamsgottesdienst braucht: Weihrauch, Monstranz, Aussetzung und eucharistischen Segen. Ein besonderer Blickpunkt wird das Bild „Das Festmahl der Sünder“ von Sieger Köder sein. Nach dem Segen wird Erzbischof Stefan Heße mit der Monstranz in einer Prozession aus der Kapelle ausziehen und zu einer ersten Station eines Eucharistischen Gebetstages. Vermutlich werden 700 000 Zuschauer diesen Gottesdienst mitfeiern.
Um 17 Uhr folgt ein Gottesdienst mit Weihbischof Horst Eberlein und um 19 Uhr ein Gottesdienst mit Erzbischof Stefen Heße. Dafür werden auch Stehplätze im Dom reserviert. Die großen Fronleichnamsgottesdienste, bei denen gewöhnlich mehr Gläubige zusammenkommen als sonst im Kirchenjahr, wird überall im Bistum in diesem Jahr nicht geben – oder in kleinerer Form. Die südelbischen Gemeinden Hamburgs haben ihre Feier im Harburger Stadtpark, die in den verbgangenen Jahren bis zu 2 000 Menschen anzog, wegen der Corona-Beschränkungen absagen müssen.
Unter freiem Himmel ist für viele Platz
Die Fronleichnamsfeier in Rostock hat eine lange Tradition. Schon in DDR-Zeiten haben sich die Katholiken der Hansestadt den Donnerstag freigenommen, um gemeinsam auf dem Neuen Friedhof oder zuletzt in der Innenstadt das Hochfest zu feiern. In diesem Jahr wird die Feier in der erweiterten Don-Bosco-Schule (Kurt-Tucholsky-Str. 16a) stattfinden. „Die Schüler haben ohnehin am Fronleichnamstag frei und das Gelände bietet Platz“, sagt Pfarrer Dietmar Wellenbrock. „Wir werden 200 Stühle aufstellen, und es gibt noch 50 Stehplätze.“ Mitfeiernde müssen sich wie zu den anderen Gottesdiensten anmelden, zum Beispiel auf der Internetseite der Pfarrei. Eine weitere Eucharistiefeier gibt es abends in der Thomas-Morus-Kirche.
In Schwerin wird Fronleichnam traditionell am Sonntag nach Fronleichnam in und um St. Martin in Lankow gefeiert. So ist es auch in diesem Jahr. „Auf dem Gelände werden bis zu 150 Personen Platz finden, ich rechne mit 100 Teilnehmern“, schätzt Propst Dr. Georg Bergner. Denn am Sonntag gibt es nach wie vor zwei Messen in St. Andreas und um 12 Uhr die Messe im Schweriner Dom, sie soll aber als einfache Sonntagsmesse ohne die typischen Fronleichnams-Elemente gefeiert werden.
In den meisten Gemeinden Schleswig-Holsteins gibt es in diesem Jahr nur kleinere Feiern. In Neumünster etwa soll es am Fronleichnamstag einen Open-Air-Gottesdienst vor dem Eduard-Müller-Haus geben (10 Uhr). Etwas Besonderes hat sich die älteste katholische Gemeinde Schleswig-Holsteins ausgedacht. In St. Knud in Friedrichstadt wird am Fronleichnamstag das Allerheiligste um 10 Uhr auf den Altar gestellt mit der Möglichkeit zur Anbetung. Zu jeder Stunde gibt es einen Impuls, und um 18 Uhr folgt die heilige Messe mit dem Segen für die Stadt und das Land.
Text: Matthias Schatz/Andreas Hüser