Streit auf dem landwirtschaftlichen Hof

„Da dampft schon mal der Misthaufen"

Image
18_06_misthaufen.jpg

Wenn mehrere Generationen auf einem landwirtschaftlichen Hof leben, kann es leicht zu Konflikten kommen. Weil sich die Parteien dann nicht aus dem Weg gehen können, braucht es oft Hilfe von außen. Zum Beispiel per Telefon.


Familien auf dem Land kennen Probleme, die in der Stadt gar kein Thema sind. Das Sorgentelefon kann helfen. | Foto: fotolia / apcefoto

Seit 25 Jahren kümmern sich die ehrenamtlichen Berater des niedersächsischen landwirtschaftlichen Sorgentelefons um die Nöte und Probleme der Bäuerinnen und Bauern im Land. „Wenn vier Generationen unter einem Dach leben, ist schon mal der Misthaufen am Dampfen“, sagt der Leiter und Mitbegründer des Sorgentelefons, Ludger Rolfes, der als Pastoralreferent für das Bistum Osnabrück arbeitet. Dann könne das Sorgentelefon helfen. „Oft reicht es den Anrufern, sich einmal auszusprechen. In anderen Fällen vermitteln wir Unterstützung durch die ländliche Familienberatung.“ Am Beginn dieser Woche wurde das Jubiläum mit einem Festakt in der Landvolkhochschule Oesede gefeiert.

Das Leben und Arbeiten auf einem Hof stelle die Menschen vor besondere Herausforderungen, sagt Rolfes. „Ausschlafen, freie Tage oder gar ein dreiwöchiger Urlaub – so etwas gibt es in der Regel nicht.“ Darum müssten die rund 30 Beraterinnen und Berater selbst aus der Landwirtschaft kommen. „Außenstehende können diese enorme Belastung oft nicht nachvollziehen.“

Außerdem bekämen die Männer und Frauen des Sorgentelefons eine Ausbildung in Gesprächsführung und in der systemischen Beratung. „Familien, insbesondere in der Landwirtschaft, sind ausgepegelte Systeme. Wenn auch nur ein Familienmitglied ausschert, sind alle anderen sofort mitbetroffen.“

In vielen Familien herrsche kein Frieden, sagt Rolfes, der selbst aus der Landwirtschaft kommt. Pro Jahr gingen rund 200 Anrufe an den Standorten Oesede, Rastede nördlich von Oldenburg und Barendorf im Landkreis Lüneburg ein. 40 bis 50 Familien nähmen im nächsten Schritt die Familienberatung in Anspruch. Bundesweit gibt es 28 vergleichbare Einrichtungen.

In den Gesprächen gehe es um Ängste, Einsamkeit oder emotionale Vernachlässigungen. „Meist sind es jedoch Generationenkonflikte bei der Hofübergabe.“ Häufig könnten die Alten nicht loslassen und wollten weiter bestimmen, wie der Hof zu laufen habe. Wenn die Jüngeren dann andere Vorstellungen hätten, um den Hof wirtschaftlicher zu betreiben, sei der Konflikt schon programmiert. (epd)
 
Kontakt zum Sorgentelefon in Oesede: Telefon 0 54 01/86 68 20
www.sorgentelefon-landwirtschaft.de