Das Ende einer guten Sache
Foto: SkF Wsmar
Wismar. Haushalt, Arbeit, Kinder, Geld, Gesundheit, Schule, Behörden – selbst die stärksten Familien sind mit ihrem Alltag ausgelastet. Aber viele schaffen das nicht ohne Hilfe. Dass für Familien in Krisen Hilfe da ist, hat sich der Sozialdienst katholischer Frauen in Wismar zur Hauptaufgabe gemacht. 33 Jahre lang hat der Verein mit kompetenten Fachkräften diesen Dienst geleistet. Bis zu sieben Sozialpädagoginnen waren im Einsatz, 50 Familien gleichzeitig wurden regelmäßig besucht – manchmal über viele Jahre.
Das wird nicht länger so sein. Der Familiendienst und die anderen Tätigkeitsfelder wurden zum Jahreswechsel eingestellt. Nach einem Beschluss der Mitgliederversammlung wird der Verein Sozialdienst katholischer Frauen Wismar e.V. jetzt aufgelöst.
Birgit Lang, bisher Leiterin des Dienstes, zählt die Gründe auf. „Es hat immer ein hoher Kostendruck auf dem Vorstand gelastet.“ Die Refinanzierung der „Fachleistungsstunden“ durch das Jugendamt habe die steigenden Lohnkosten nicht auffangen können.
„Wir haben im Vorstand zuletzt bei jedem Jahresabschluss gebibbert – sind wir jetzt im Minus oder im Plus?“ Dieser Druck sei zu viel gewesen – für einen ehrenamtlich arbeitenden Vereinsvorstand und einen Verein mit derzeit 23 Mitgliedern.
Dazu werde es immer schwieriger, Fachkräfte für den anspruchsvollen Dienst zu finden. Hannelore Mannheimer: „Es ist nicht leicht, die Nöte der Familien richtig zu erkennen. Man ist da in einer hohen Verantwortung. Das trauen sich viele nicht zu.“ Die Sozialpädagoginnen besuchen einige Familien schon früh am Morgen – und manchmal noch am Abend. Und das mit weiten Wegen: Grevesmühlen, Wismar, Rehna und Neukloster gehörten zum Einzugsgebiet.
Auf neuen Wegen nach der Wende
Angefangen hat alles kurz nach der Wende. „Frauen aus Kiel, die zu Frauen aus Wismar Kontakt hatten, haben uns erst einmal auf die Idee zu diesem Verein gebracht“, erzählt Hannelore Mannheimer, Gründungsmitglied und erste Leiterin der SkF-Stelle. Am 13. März 1991 wurde der Sozialdienst katholischer Frauen gegründet. „Angefangen haben wir 1992 zu zweit in einer Kindereinrichtung in Friedenshof. Es war alles neu. Das Wort Familienhilfe war in den Köpfen gar nicht drin, auch nicht im Jugendamt. Und auch wir mussten uns in diesem Aufgabenfeld erst mal orientieren.“
Die Arbeit des Kieler SkF konnte man in Wismar nicht einfach kopieren. Gerade in Sachen Kinder und Erziehung waren die Verhältnisse in Ost und West sehr unterschiedlich. Nachmittagsbetreuung? Alle Kinder waren in Krippe, Kindergarten oder Hort. Also starteten die Frauen in Wismar mit einem Schülertreff und einer Elterngruppe. Langsam wurde der Verein bekannter. In der sich entwickelnden Familienhilfe waren Ludwigslust und Wismar SkF-Modellprojekt. Mit dem zunehmenden Zuspruch wurden mehr Fachkräfte eingestellt.
Vieles, was die Familienhilfe getan hat, war nicht selbstverständlich. „Wir waren in den einzelnen Familien, haben aber immer auch versucht, die Familien zusammenzubringen und gemeinsam Aktionen zu starten.“ Es gab Schülertreffs, eine Elterngruppe. Allein die Ausflüge und die Familienwochenenden in Dreilützow haben viel bewirkt – für Menschen, die sich keinen Urlaub leisten können und oft durch ihren Wohnort und ihre Probleme isoliert sind.
So verabschiedet sich der Verein mit einem guten Gefühl. Hannelore Mannheimer: „Wenn man sieht, wie viele Familien gern hierherkommen und erzählen, wie sich das Leben für sie verbessert hat, dann kann man nur sagen: Die Arbeit in 33 Jahren war zwar schwer. Aber es hat sich gelohnt.“ Und, setzt sie hinzu: „Man konnte das Zuhause vieler Kinder erhalten. Bewirken, dass sie nicht fremd untergebracht werden mussten.“
Die unterstützten Familien sollen nicht alleingelassen werden. Die Caritas wird die Familienhilfe in der Region übernehmen.
Im Sonntagsgottesdienst am 18. Februar um 10.30 Uhr wird Abschied gefeiert. Anschließend ist eine Feier für geladene Gäste und für die Familien, mit denen der SKF Wismar verbunden ist.