Finanzhilfe für Jugend- und Familienbildung

Das Geld gibt Zeit zum Durchatmen

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Mit einem Corona-Sonderprogramm will das Land Niedersachsen Einrichtungen der Jugend- und Familienbildung helfen. Auch im Bistum Osnabrück leiden diese unter den Folgen der Pandemie.


"Jugendbildung ist systemrelevant" sagt Christian Thien
vom Marstall Clemenswerth. Foto: Marstall Clemenswerth

„Wir haben sofort einen Antrag gestellt“, sagt Christian Thien, Leiter der Jugendbildungsstätte Marstall Clemenswerth im emsländischen Sögel. „Und wir hoffen, dass wir das Geld dann auch bekommen.“ Thien spricht von dem knapp 30 Millionen Euro umfassenden Sonderprogramm des Landes Niedersachsen, bei dem Einrichtungen der Jugend- und Familienbildung sowie Familienerholung finanzielle Unterstützung beantragen können –  wenn sie durch die Corona-Pandemie in eine wirtschaftliche Notlage geraten sind.

Es fehlen rund 300 000 Euro

Und das gilt nach Ansicht von Christian Thien sicher für alle solche Häuser im Bistum Osnabrück. Er macht das am Beispiel des „Marstalls“ fest und beziffert die derzeitigen Einnahmeausfälle auf etwa 300 000 Euro und das Betriebskostendefizit auf eine Summe ebenfalls in sechsstelliger Höhe. „Von März bis kurz vor den Sommerferien hatten wir Null-Belegung“, sagt er, fast alle Bereiche der Jugendbildungsstätte seien deshalb von Kurzarbeit betroffen. 

Während der Ferien konnte das Haus nach seinen Worten durch Ersatzprogramme zum Beispiel für Kinderfreizeiten, Tage für Alleinerziehende, Pilger- oder auch Sportgruppen zumindest zu 50 Prozent belegt werden. „Das war eine gute Erfahrung auch für unser Team“, sagt er. 

Aber die Aussichten für die kommenden Monate sind weniger vielversprechend. Thien rechnet mit einer Belegung vor allem an den Wochenenden mit „vielleicht zehn bis 30 Prozent“. Aber in der Woche wird das Haus nach seiner Einschätzung eher leer bleiben, weil zumindest bis zum Jahresende wohl keine Schulklassen für Tage religiöser Orientierung mehr kommen: „Und das ist unser Markenkern.“

„Die Lage ist sehr ernst“, sagt er und spricht damit auch für andere Häuser. Beim „Marstall“ in Sögel kommt hinzu, dass „wir wegen unserer Gemeinnützigkeit keine großen Rücklagen bilden dürfen. Unsere Gewinne stecken wir in günstige Teilnehmerbeiträge und Arbeiten am Haus.“

„Die Krise trifft uns bis nächstes Jahr“

Er setzt daher Hoffnungen auf das Sofortprogramm des Landes: „Das gibt Zeit zum Durchatmen.“ Die Finanzhilfe soll die von März bis Ende September entstandenen Einnahmeausfälle bis zu 75 Prozent ersetzen, soweit im selben Zeitraum ein entsprechend hohes Betriebskostendefizit vorliegt. Thien ist froh über diesen möglichen Zuschuss, glaubt aber auch, dass er am Ende nicht reichen wird. „Diese Krise wird unsere Häuser sicher bis mindestens Mitte nächsten Jahres noch betreffen.“ 

Petra Diek-Münchow