Wallfahrtsgruppe Bad Iburg mit neuer Leitung und ökumenischer Fahne
„Das ist Gänsehaut pur“
Mehr Menschen begeistern für die Osnabrücker Wallfahrt nach Telgte möchte die Wallfahrtsgruppe Bad Iburg. Mit einem neuen jungen Leitungsteam und einer ökumenischen Fahne starten sie an diesem Wochenende auf die Pilgerstrecke.
Die Vorfreude ist groß, die Vorbereitungen für die Wallfahrt laufen auf Hochtouren. So auch bei der Wallfahrtsgruppe Bad Iburg. Sie haben ein Kleinod in ihren Reihen, das sie pflegen und jedes Jahr für die große Pilgerschar herrichten: die Marienklause am Dörenberg. Sie steht kurz vor Bad Iburg an der B 51 und ist traditionell die erste Raststation der Osnabrücker Pilger. Mit ihrem neuen Anstrich wirkt sie einladend und freundlich. Hermann Eversmann hat in den letzten Wochen Hand angelegt, die kleine Klause gestrichen und sie mit Freunden und Familie von Unkraut und Gestrüpp befreit. Pünktlich um 5:15 Uhr machen die Pilger hier am Wochenende Halt, werden offiziell vom technischen Leiter begrüßt, der geistliche Leiter der Wallfahrt spricht ein Gebet.
Gelungene Abwechslung von Gebet und Spaß
Hermann Eversmann ist Mitglied der Bad Iburger Gruppe und hat die „Grotte“, wie die Klause in Bad Iburg genannt wird, mit Ralf Heuer von der ehemaligen Besitzerin übernommen. Für ihn ist das eine „besondere Ehre“ und verbindet ihn noch mehr mit der traditionellen Pilgertour. Der 56-Jährige ist mit der Wallfahrt groß geworden und hat die Begeisterung auch an seine Kinder weitergegeben. Eversmann schätzt die „schöne Gemeinschaft“ und die „gelungene Abwechslung von Gebet und Späßchen“. Sein festes Ritual: „Ich lasse während des Pilgerns das ganze Jahr für mich noch einmal Revue passieren.“
Schon sein Vater war Kreuzträger. Als der den Vorsitz der Iburger Wallfahrtsgruppe aus Altersgründen abgab, war für Hermann Eversmann klar, dass er die Tradition der Familie fortführen wird. Nach 35 Jahren hat er die Verntwortung jetzt an seine Söhne Malte und Matthias weitergegeben, die sich die Aufgaben mit zwei weiteren jungen Männern (Krispin Buschmeyer und Louis Stapenhorst) aus Bad Iburg teilen. Auch bei der Pflege der Grotte packen sie mit an.
Soziale Medien stärker nutzen
Hermann Eversmann ist froh, dass die nächste Generation nun am Ruder ist: „Die Zeiten ändern sich, die jungen Menschen haben andere Vorstellungen und bringen neue Ideen ein“, sagt er. Sein Sohn Matthias bestätigt das: Er möchte mit seinen Mitstreitern auch die sozialen Medien nutzen, um die Pilgertour bekannter zu machen. Für den 23-Jährigen ist es selbstverständlich, nun mehr Verantwortung zu übernehmen und auch andere zu begeistern: „Die Wallfahrt lebt von der Gemeinschaft und auch von den jungen Leuten“, betont er. Die Klause seiner Familie ist für ihn das Bad Iburger „Wahrzeichen der Wallfahrt“.
Um 6 Uhr morgens reihen sich die Iburger Pilger jedes Jahr in den Osnabrücker Zug ein. Nicht nur bei ihnen ist die Freude groß, dass es endlich wieder losgeht. Eine besondere Rast erwartet sie in diesem Jahr an der Klause in Oedingberge: Hier wird Bischof Franz-Josef Bode ihre neue Wallfahrtsfahne segnen. Es ist eine ökumenische Fahne, „miteinander Kirche“ steht darauf. Hubert Waldhaus von der Iburger Wallfahrtsgruppe betont: „Seit vielen Jahren gehen bei uns evangelische Christen mit. Sie beten sogar vor. Mit der Fahne wollen wir das anerkennen und bewusst mehr Ökumene in die Wallfahrt bringen.“ Pilgern sei international und frei von Konfessionen. „Pilgern kann jeder“, sagt er.
"Pilgern ist frei von Konfessionen"
So wie die Wallfahrt selbst, ist auch die Fahne generationsübergreifend: Die Flagge ist neu und modern, die Stange aber stammt aus dem Jahr 1875. „Der Küster hat sie in der Sakristei gefunden“, erzählt Hubert Waldhaus, der die Stange polierte und ihr einen neuen Anstrich gab. Mit der Fahne und ihrer Botschaft hoffen die Iburger, mehr Menschen für die Wallfahrt gewinnen zu können. „Es ist schwieriger geworden, Leute zu gewinnen“, meint Waldhaus. Dabei sei die Telgter Wallfahrt für ihn vor allem eines: „reine Begeisterung“. Er betont: „Mit einer riesengroßen Gemeinschaft nach Telgte zu laufen, das ist Gänsehaut pur.“
Astrid Fleute