Neues Buch "Himmel, Hölle, Fegefeuer"

Das Jenseits bleibt spannend

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Sehen wir geliebte Menschen im Himmel wieder? Wie heiß ist es in der Hölle? Unterhaltsam und humorvoll antwortet Frank Buskotte in einem Buch auf Fragen, die ihm in der Erwachsenenbildung immer wieder gestellt werden.


Wir werden uns nach dem Tod wiedersehen – das ist die biblische Zusage. Foto: istockphoto/bjdlzx

Jesus, der Weltenrichter, weist mit starken Armen die Richtung: Während die Erlösten zum Himmel aufsteigen, sinken die Verdammten hinab in die Hölle. Am feurig heiß lodernden Eingang empfangen monströse Wesen die armen Seelen und beginnen sogleich, sie zu quälen. So stellte sich der Renaissance-Maler Michelangelo das jüngste Gericht vor. Sein gleichnamiges Werk, ein berühmtes XXL-Fresko, ist in der Sixtinischen Kapelle in Rom zu sehen. 

Die Hölle – heiß und qualvoll: Daran glaubten die Christen vergangener Jahrhunderte. Verbunden mit Höllenpredigten von den Kanzeln und Gebeten für die armen Seelen im Fegefeuer, wirkten solche Bilder tief und nachhaltig. „Das Evangelium, die Frohbotschaft vom Anbruch des Reiches Gottes, wurde zur angstmachenden Drohbotschaft“, sagt der Theologe Frank Buskotte. 

Heute klingen Begriffe wie Jenseits, Hölle oder Fegefeuer altbacken und mittelalterlich. Dennoch bleiben sie spannend und aktuell. Buskotte, Direktor der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB), weiß das zu nutzen. Er greift sie in Vorträgen und jetzt auch in einem Buch auf. „Wir gehen alle mit der Gewissheit durchs Leben, dass wir sterben werden“, sagt er. Deshalb sei die Frage, was nach dem Tod komme, „ein Dauerbrenner“. Selbst bei Kritikern und Zweiflern. Einmal entdeckte ein Inselurlauber das Plakat zu Buskottes Veranstaltung auf einem Spaziergang. Er fand den Titel „Himmel, Hölle, Fegefeuer“ so absurd, dass er in die Kirche zum Vortrag ging. Frank Buskotte schmunzelt, wenn er daran denkt. Offensichtlich konnte er den Mann am Ende überzeugen, denn der verabschiedete sich mit den Worten: „Ich hatte etwas wesentlich Flacheres erwartet.“ 

Keine verschwurbelte Theologie


Frank Buskotte, KEB-Direktor im Bistum Osnabrück
und Buchautor: Foto: Katholische Erwachsenenbildung

Das Buch ist ein Ergebnis jahrelanger theologischer Bildungsarbeit. Buskotte setzt auf Verständlichkeit und Humor. Weil er eines gar nicht mag: fromme und verschwurbelte Gedanken, die es nicht schaffen, Leben und Glaube zu verbinden. Und so antwortet er kurzweilig auf uralte Fragen nach dem Jenseits: Wen treffe ich wieder und wen (lieber) nicht? Wie lange muss ich ins Fegefeuer? Wie heiß ist die Hölle? Und: Was tut man im Himmel gegen die Langeweile? 

Zum Beispiel erklärt Buskotte, warum für ihn das gängige Bild von Hölle und Hitze theologisch nicht schlüssig ist. „Hölle heißt: Ich bin nicht mehr erreichbar für die wärmende Liebe Gottes, ich wende mich von anderen ab, bin nicht offen für Versöhnung und Verzeihung.“ In der Naturwissenschaft gibt es den absoluten Nullpunkt, die tiefstmögliche Temperatur. Sie liegt bei minus 273, 15 Grad Celsius. Alles erstarrt. „Den Zustand der Erstarrung verbinde ich da eher mit Hölle.“ Schon Dantes Hauptwerk „Die göttliche Komödie“ legt nahe: Der tiefste Höllenschlund ist kein Höllenfeuer, sondern ein Eissee.

Die Wahrheit kann unangenehm sein

Bildungsreferent Buskotte ist sich auch sicher: Am Lebensende wird kein strenger Richter mit uns abrechnen. „Gott ist Wahrheit, Leben und Liebe. Er will nicht verurteilen, sondern retten.“ Wohl aber erwarte uns eine Art  Selbstgericht, in dem wir uns der Wahrheit stellen müssten – weil es nicht egal sei, was wir aus unserem Leben machten. „Wahrheit kann unangenehm sein, schmerzhaft oder peinlich. Aber sie kann befreien und erlösen.“ Er weist auf ein Phänomen in der Bibel hin. Dort kommt der Satz „Fürchte dich nicht!“ 365 Mal vor – eine Zusage für jeden Tag des Jahres. „Das Gegenteil von Glaube ist nicht Unglaube, sondern Angst. Angst gibt es in der vollkommenen Liebe aber nicht, und wenn Gott die Liebe ist, dürfen wir zuversichtlich sein.“

Manchmal hört Buskotte: „Sie wissen ja Bescheid, wie es da drüben ist.“ Er lacht. „Schön wär‘s, ich weiß es natürlich auch nicht.“ Es sei legitim, sich das Leben nach dem Tod in Bildern vorzustellen, sagt er. „Wir dürfen nur keinen Rahmen darum machen.“

Anja Sabel


Zur Sache

Das Buch „Himmel, Hölle, Fegefeuer – Was kommt nach dem Tod?“ von Frank Buskotte erscheint am 23. August im Patmos Verlag zum Preis von 17 Euro (112 Seiten, ISBN 9783843613361).

Im letzten Kapitel widmet sich Martin Splett, Referent für Hospizarbeit und Trauerpastoral im Bistums Osnabrück, dem himmlischen Leben und gibt „Denkanstöße für Kopf und Herz“.

 

Hinweis der Redaktion: Frank Buskotte ist unmittelbar nach Erscheinen seines Buches plötzlich verstorben. Unser Mitgefühl gilt vor allem seiner Familie.