Das Kino als eine Art Kirche
Foto: Marco Chwalek
Sie ist inzwischen eine liebgewonnene Tradition, die Reihe Kino-Kirche-Kiel im Studio-Filmtheater am Dreiecksplatz in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt: An diesem Sonntag, 28. Januar geht es wieder los mit vier Filmen, die zum Nachdenken über Gott und die Welt anregen. Mit dabei sind immer interessante Referenten, mit denen im Anschluss an den Film über das Gesehene diskutiert werden kann.
Zum Auftakt wird um 15 Uhr der Film „Ein Licht zwischen den Wolken“ gezeigt, eine albanische Produktion des Regisseurs Robert Budina, die 2019 in die Kinos kam. „Ein feiner kleiner Film“ findet Dennis Jahnke, einer der beiden Inhaber des Kinos. Es geht um die multikulturell geprägte Gesellschaft in einem Bergdorf in Albanien, wo entdeckt wird, dass das Gebäude einer Moschee früher mal eine Kirche war – womit die Probleme im Hochgebirgs-Idyll richtig losgehen. Im Anschluss werden Weihbischof Horst Eberlein und Matthias Schmidt von der islamischen Schura Schleswig-Holstein unter der Moderation von Jan Geldern über den Film diskutieren.
Die Vorbereitung der Reihe ist aus Sicht von Co-Inhaber Matthias Ehr immer „ein intensives Kuratieren“. Schon im Herbst eines Jahres wird eine Auswahl an Filmen zusammengestellt, aus denen dann in Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche in Kiel vier Filme ausgewählt werden. Immer geht es dabei auch um besondere Referenten, sodass ein Film anschließend im Gespräch noch einmal aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden kann. Laut Ehr geht es dabei nicht unbedingt um „schwere kirchliche, religiöse Themen“, sondern auch um leichte Stoffe.
„Natürlich teilen wir keine Sakramente aus“
Welche vier Filme es am Ende werden, hängt immer auch von den Referenten ab, die als Gesprächspartner gewonnen werden können. „Das sind natürlich häufig Filme mit religiösen Bezügen, aber nicht unbedingt katholischen Bezügen, denn diese metaphysische Ebene gibt es ja in diversen Religionen oder auch Ideen. Da ist alles dabei“, so Ehr. Oft seien es „zutiefst menschliche Themen“, die in den Filmen behandelt würden. Das Kino werde fast zu einer Art Kirche. „Natürlich teilen wir keine Sakramente aus“, sagt Ehr, aber wenn man Kirche als Begegnungsort von Menschen verstehe, „die an eine metaphysische Ebene in ihrem Leben glauben, davon fest überzeugt sind, dass sie existiert, dann ist gerade nach den Filmen unser Café ein kleine Kirche.“
Die Gespräche dort sind nach Auffassung von Kompagnon Dennis Jahnke „durchaus sehr, sehr tiefsinnig“, was den Schluss zulasse, dass der Bedarf an solchen Filmen und Gesprächen durchaus hoch sei. Manchmal würden Filme gezeigt, die so „an die Nieren“ gingen, dass er „schon mal den Schnaps kaltstellen“ könne. „Denn wenn die Menschen rauskommen, dann sind sie durch den Wind. Da muss man drüber reden.“ Doch es würden auch einfach schöne Filme gezeigt, „wo man mit Sternchen in den Augen rauskommt.“ Aus eigener Erfahrung weiß Matthias Ehr, dass es gut ist, „wenn man einen Film hinterher noch einmal bespricht“, denn im Austausch würden „ganz andere Blickwinkel“ deutlich.
Als weitere Vorführungen sind jeweils sonntags um 15 Uhr geplant: „Im Himmel, unter der Erde“ am 11. Februar mit Landesrabbiner Isak Aasvestad vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein und Jan Geldern als Moderator; am 25. Februar der Wim-Wenders-Fim „Perfect Days“ mit Dr. Thomas Kroll vom Erzbistum, der Laudator des Ehrenpreises für den Regisseur beim 10. Kirchlichen Filmfestival Recklinghausen 2019 war. Am 10. März wird dann „Fallende Blätter“ gezeigt, bei dem André Springer, Landesleiter Schleswig-Holstein beim Caritasverband für das Erzbistum, im Anschluss mit Dr. Thomas Kroll ins Gespräch kommt. Der Eintritt kostet jeweils 9 Euro.