Wieder Jugendfreizeiten in Sögel und Ahmsen

Das war einfach "Wow"

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Unbeschwert Spielen, Toben, Spaß haben: Das durften gut 80 Mädchen und Jungen im Marstall Clemenswerth in Sögel und im Jugendkloster Ahmsen erleben. Dank einer Landesförderung waren die drei Freizeiten sogar kostenlos.


Fröhliche Sommertage: Viel Spaß beim Klettern hatten (v. l.) Caroline, Hanna, Lara-Jane, Anna, Katharina, Sina und Julia. Foto: Lena Bowen

Was war denn am besten im Marstall Clemenswerth? Bei dieser Frage fliegen im großen Saal der Sögeler Jugendbildungsstätte viele Arme hoch. „Alles war gut“, sprudelt es aus Ida heraus. Und auch ihre Freundin Louise findet „eigentlich alles super hier.“ Und was genau? „Den Ausflug“ ruft eins der Mädchen, das nächste nennt „den tollen Filmabend“, das übernächste das Basteln mit viel Glitzerkram. Und Ida erzählt  mit einem begeisterten Lächeln von der Ballmassage beim Yoga heute morgen.

Ida, Louise und die anderen Mädchen gehören zu den gut 80 Kindern und Jugendlichen, die sich in drei Gruppen zu jeweils fünf „Sommertagen“ im Marstall Clemenswerth und im Jugendkloster Ahmsen getroffen haben: zwei Freizeiten für Mädchen zwischen neun und 13 bzw. 14 und 16 Jahren, eine für Jungen zwischen neun und 13 Jahren. 

In diesem Jahr konnten die zwei Einrichtungen die Ferientage in Kooperation mit dem Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen sogar kostenlos anbieten – dank einer Förderung durch das Projekt „LernRäume“. Das Land Niedersachsen will damit Kindern und Jugendlichen, die wegen der Corona-Krise in Schule und Freizeit auf Vieles verzichten mussten, „ein bisschen zurückgeben an Freude und Kontakten“. Schon im vergangenen Jahr gab es dieses Programm mit 1200 „LernRäumen“ für etwa 20.000 Schülerinnen und Schüler. 

Dass in Sögel und Ahmsen die Anmeldezahlen trotzdem deutlich geringer waren als in den Vorjahren, „hat uns schon überrascht“, sagt Vera Middendorf. Die Jugendbildungsreferentin hat die „Sommertage“ mit ihrer Kollegin Jana Rolfes und 14 nebenamtlichen Teamerinnen und Teamern vorbereitet. Sie vermutet, dass Eltern vielleicht doch Angst hatten, ihre Kinder könnten sich bei solchen Freizeiten mit Corona anstecken. Beide Einrichtungen achten aber laut Middendorf sehr sorgsam auf das Hygienekonzept – unter anderem mit Tests zu Beginn der Treffen und noch mal mittendrin.

„Laut und flippig, aber das ist doch schön“

Das Programm der „Sommertage“ hat das Team vielfältig gestaltet. Mal geht es ins Freibad, mal in den Kletterwald. Mal liegen Bastelsachen auf dem Tisch, mal gibt es einen Beauty-Abend. Und am nächsten Tag starten entweder Ritterspiele oder eine Talentshow. Bei den Mädchen und Jungen kommt das gut an. „Die gehen hier richtig auf, das ist einfach nur ‚Wow‘ für sie“, sagt Middendorf. „Klar ist es manchmal laut und flippig, aber gerade das ist ja so schön dabei.“ 

Denn das ganze Team spürt deutlich, wie sehr die Kinder und Jugendlichen in der seit über einem Jahr andauernden Krise solche unbeschwerten Zusammenkünfte vermisst haben. Lauthals zu lachen und ohne Ende zu klönen, wild über die Wiese zu toben, sich abends am Lagerfeuer die Kehle heiser zu singen und neue Leute kennenzulernen: All‘ das hat lange gefehlt. „Endlich ist für sie mal wieder was los“, sagt die Referentin, „und da haben alle Lust darauf.“ 

Und warum gibt es diese „Sommertage“ getrennt für Jungen und Mädchen? Der Marstall, der ansonsten viele Angebote für gemischte Gruppen im Programm hat, macht mit diesen geschlechterspezifischen Freizeiten bisher gute Erfahrungen. Vera Middendorf glaubt, dass Mädchen und Jungen gern auch einmal jeweils unter sich sein wollen: wo sie ihren eigenen Interessen nachgehen und sich ungestört ausprobieren können. Sie hat beobachtet, dass die Mädchen in den Pausen dann doch mal schnell ein Freundschaftsband knüpfen, während die Jungs eine Runde kicken. Aber auf bestimmte Rollenbilder wird in Sögel und Ahmsen trotzdem niemand festgelegt. Auch die Mädchen bolzen gern mit dem Ball über den Platz.  

Sie selbst beurteilen das getrennte Angebot durchaus unterschiedlich. Die jüngeren Mädchen zwischen acht und neun Jahren finden es „vieeel besser „ohne Jungs, weil die nerven doch oft“. Die etwas älteren Mädchen zwischen zwölf  und 13 Jahren sagen ganz ehrlich, dass „es mit ihnen vielleicht doch interessanter wäre“.

Petra Diek-Münchow


Die Jugendbildungsstätte Marstall Clemenswerth plant auch für Ende des Jahres wieder Freizeiten jeweils für Mädchen und Jungen. Diese „Wintertage“ finden voraussichtlich im Dezember statt. Nähere Infos dazu gibt es bald hier.