Zum Weltjugendtag (WJT) mit dem Bistum Limburg
Den Glauben selbst erleben – in Portugal
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Es nehmen deutlich weniger junge Menschen an Weltjugendtagen teil: 2016 kamen noch 3,5 Millionen junge Pilger nach Krakau, drei Jahre später, 2019, waren in Panama 700 000 Teilnehmende dabei. In diesem Jahr werden rund 400 000 junge Menschen in Lissabon erwartet. Wie erklären Sie sich diesen Rückgang?
Pfarrer Stefan Salzmann: Der Weltjugendtag ist ein tolles Event für junge Menschen, das seine Faszination vor allem durch die Begegnung der Jugendlichen untereinander, dem Erleben einer neuen Kultur und der spirituellen Möglichkeiten bekommt. Darauf freuen sich die Jugendlichen, die sich angemeldet haben.
Was die Zahlen angeht, würde ich sie lieber auf unser Bistum heruntergebrochen betrachten und da sind wir mit knapp 130 Mitfahrenden wieder im Bereich von Krakau 2016.
Was ist Ihre Erfahrung als Jugendpfarrer: Warum ziehen sie sich aus der Kirche zurück?
Die jungen Leute, die auf den Weltjugendtag mitfahren, suchen Gemeinschaft im Glauben und eine Gemeinschaft mit anderen Jugendlichen und das wird in dem kurzen Zeitraum von 14 Tagen auch dort ermöglicht. Viele berichten noch nach Jahren, wie schön diese Erfahrungen auf dem WJT waren.
Vor Ort in unseren Pfarreien erleben sie das leider nicht mehr so häufig. Da fehlt es oft an wirklichen jugendgemäßen Formen, den Glauben zu entdecken und sich auszutauschen. Dazu kommt natürlich, dass die Kirche als Institution in den letzten Jahren massiv an Glaubwürdigkeit und Relevanz eingebüßt hat. Junge Leute wünschen sich authentische Menschen, die den Glauben vorleben und ein offenes Ohr haben. Oft reicht das schon. Das allerwichtigste ist aber, den Glauben selbst zu erleben und die persönliche Begegnung mit Christus erfahren zu können.
Rund 130 Jugendliche aus dem Bistum Limburg im Alter von 16 bis 35 Jahren haben sich für den Weltjugendtag angemeldet. Welche Gründe geben sie an, dabei sein zu wollen?
Für viele ist es erstmal eine gute Möglichkeit, ein neues Land und seine Kultur kennenzulernen. Wenn ich das gemeinsam mit Gleichaltrigen tun kann, ist es umso schöner. Portugal ist ein sehr gastfreundliches Land und ich weiß, dass sich die Gastfamilien und Pfarreien schon sehr auf die Jugendlichen aus der ganzen Welt freuen.
Und der zweite Grund ist sicher, in einer großen Gemeinschaft – eben anders, als es vor Ort in den Pfarreien oft ist –, den Glauben feiern und erleben zu können. Wir werden beispielsweise mit dem Papst an einem Abend im größten Park Lissabons einen Kreuzweg beten. So etwas erlebt man nur auf dem WJT.
Wird Bischof Georg Bätzing am Weltjugendtag teilnehmen?
Unser Bischof setzt sich sehr für die Jugend ein, aber er hat als Vorsitzender der DBK sehr viele Termine und konnte eine Teilnahme am WJT in diesem Jahr deshalb leider nicht umsetzen.
Zusätzlich zum regulären Programm ist in Lissabon ein zentral gelegenes deutsches Pilgerzentrum geplant. Ist das eine Neuheit beim WJT?
Zumindest auf dem WJT in Panama gab es so ein Zentrum auch schon. Im Goethe-Institut in Lissabon wird die afj (Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Bischofskonferenz) einen Platz zum Erholen und Ausruhen bieten. Wir konnten das Institut und den wunderschönen Garten mit seinen Palmen und großen Bananenstauden schon bei unserer Vorausfahrt begutachten. Das wird ein Ort der Ruhe und Stille im WJT-Trubel und ein Ort der Begegnung vor allem der deutschen Pilgerinnen und Pilger.
» Junge Leute wünschen sich Menschen, die den Glauben vorleben. « Jugendpfarrer Stefan Salzmann
Während des WJT ist auch ein Jugendfestival geplant. Es wird „für die Pilger durch die Pilger vorbereitet“. Was wird geboten?
Ein richtiges Programm mit allem, was geplant ist, gibt es derzeit meines Wissens noch nicht. Es wird wohl politische Veranstaltungen des BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) und anderer zum Thema Klimagerechtigkeit geben. Natürlich wird es auch Musik und etwas gutes zu Essen und zu Trinken geben – woran es in Portugal aber sowieso nicht mangelt.
Um welche Schwerpunktthemen wird es beim WJT gehen? Haben da auch innerkirchliche Reformen oder der Ukraine-Krieg ihren Platz?
Es gibt auf dem WJT tägliche Katechesen zu ganz unterschiedlichen Themen. Natürlich wird das Gebet um den Frieden besonders in der Ukraine eine zentrale Rolle spielen, das hat auch der Papst schon angekündigt.
Was die weiteren Themen angeht, wird es schön sein, sich auf das Land und die dortige Kirche einzulassen. Besonders in der ersten Woche, wo wir zu den Tagen der Begegnung in einem kleinen Ort in der Nähe von Braga sein werden, bin ich gespannt, was uns erwartet. Hier wollen wir nicht mit einem vorgefertigten Programm kommen, sondern uns mit unseren Gastgebern abstimmen.
Sie nehmen zum ersten Mal als Verantwortlicher am Weltjugendtag teil. Mit welchen Erwartungen fahren Sie nach Lissabon?
Am meisten freue ich mich auf die gute portugiesische Küche (lacht). Spaß beiseite.
Wir sind ein großes Team von acht Hauptamtlichen aus den Jugendeinrichtungen und der Fachstelle Freiwilligendienste unseres Bistums. Ich werde genau wie meine Kolleginnen und Kollegen zu allen Themen ansprechbar sein, vor allem natürlich auch zu Fragen des Glaubens. Ich weiß von früheren Weltjugendtagen aus Erzählungen, dass sich dort oft Fragen auftun, die durchaus für junge Menschen existenziell sein können. Hier einen Resonanzraum zu öffnen und die Jugendlichen mit Gott in Kontakt zu bringen, darauf freue ich mich sehr.