Franz Müntefering zu Gast in Nordhorn

„Den Wandel nicht ignorieren"

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Ein Kolping-Diözesantag für ältere Menschen findet am Donnerstag, 7. Juni, ab 9.30 Uhr in Nordhorn in der Alten Weberei (Vechteaue 2) statt. Franz Müntefering hält ein Impulsreferat, und es findet ein Mittagsgespräch zum Thema „Füreinander da sein“ statt.


Franz Müntefering Foto: c_BAGSO_Claushallmann

„Füreinander da sein“: So heißt das Thema des Kolping-Diözesantages für Jungsenioren und Senioren in Nordhorn, bei dem Sie zu Gast sind. Was bedeutet dieses Motto für Sie persönlich?

Jeder Mensch ist ein Unikat und hat seine eigene Würde. Selbstbestimmung, die sich daraus ergibt, ist ein hohes Gut. Aber jeder Mensch ist auch auf andere Menschen angewiesen und hat Mitverantwortung für andere. „Helfen und sich helfen lassen“ – das ist eine gute Maxime für menschliches Mit- und Füreinander.

Die Gesellschaft verändert sich gerade rasant. Was brauchen in dieser Situation Senioren für eine gute Lebensqualität, wo gibt es da die größten „Baustellen“?

Die Realitäten nüchtern erkennen, den Wandel nicht ignorieren. Das zuerst. Aber dann geht es darum, diesen Wandel zu gestalten. Menschen haben Einfluss auf die Entwicklung der Dinge. Es liegt auch an uns, wie es läuft – besser oder schlechter. Das gilt für Alt und Jung. Wir können etwas bewegen.

Und was können Senioren heute zur Gesellschaft beitragen?

Ihr höchstes Gut einsetzen: ZEIT, ZEIT, ZEIT. Also Zeit haben für sich und für andere. Zeit für Begegnung, Gespräche, Nachdenken, Aktivitäten, auch Pflege am Bett, auch und gerade im Sterben. Alleinsein wünscht sich mancher Mensch manchmal. Einsamkeit wohl keiner. Wir haben Zeit dafür, dass niemand einsam sein muss.

Sie sind jetzt 78 Jahre alt. Wie erleben Sie selbst Ihr Alter, was ist Ihnen wichtig in dieser Lebensphase?

Man ist nicht mehr so schnell, so ausdauernd und so kräftig wie früher. Aber man kennt die Abkürzungen und das ist nützlich. Die Koordination lässt nach, deshalb muss man umsichtiger sein. Sich bewegen und Kontakte haben, neugierig bleiben und lachen können, das ist eine gute Mischung, – denn alt sein ist normal, wenn man 78 ist und Realist. Der beste Rat: jeden Morgen aufstehen!

Interview: Petra Diek-Münchow

Franz Müntefering ist jetzt Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen. Der gelernte Industriekaufmann ist seit 1966 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Er war unter anderem Verkehrs- und Arbeitsminister, Parteivorsitzender und Vizekanzler.

Nach dem Mittagessen stehen acht Angebote in und um Nordhorn auf dem Programm. Um 17 Uhr beginnt in der St.-Augustinus-Kirche eine Messe. Anmeldungen sind noch möglich, es gibt zudem eine Tageskasse. Die Teilnehmergebühr beträgt 23 Euro. Informationen gibt es unter Telefon 0 59 76/9 49 40.