Der beste Arbeitsplatz der Welt
In der Tourismusseelsorge arbeiten der evangelische Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde und die Pfarrei St. Ansgar eng zusammen.
VON M. CHWALEK & M. HEINEN
Die evangelische Pastorin Brigitte Gottuk und der katholische Tourismusseelsorger Georg Hillenkamp arbeiten erneut gut zusammen. So kann man es wohl sagen. Pastorin Gottuk ist seit Juni 2019 im evangelischen Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde für die „Tourismuskirche“ verantwortlich. Georg Hillenkamp ist seit Mitte 2021 in der Pfarrei St. Ansgar Rendsburg zuständig für Tourismuspastoral und Ökumene im Bereich Eckernförde. Bevor die beiden dort ihre jeweiligen Aufgaben übernahmen, waren sie gemeinsam in Damp tätig, luden gemeinsam zu ökumenischen Gottesdiensten am Strand ein und teilten sich zeitweilig für Gottesdienste die katholische Kirche St. Elisabeth in Damp.
Während Georg Hillenkamp in Damp quasi der Hausherr war, ist es nun Pastorin Gottuk, die bei der „Schäferwagenkirche“ am Strand von Eckernförde den Hut auf hat. Die Mini-Holzkirche auf Rädern ist ein Ort für die persönliche Andacht oder auch nur zum Schweigen. Und sie ist ein Treffpunkt am Strand, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen.
Hinzu kommen im Juli und August Angebote wie ein Strandsegen (jeweils Freitagabend um 18 Uhr) oder ein spiritueller Spaziergang (dienstags ab 18 Uhr). An den ersten drei Sonntagen im August wird abends außerdem um 21.30 Uhr noch zum „himmelwärts Blicken“ eingeladen, einem Format mit einem spirituellen Impuls, Musik und Wein. Es ist eine Art Wochenresümee. „Ich versuche, das Leben der Woche zusammenzufassen, so wie ich es gesehen habe“, erläutert Hillenkamp. Dabei komme er mit den Menschen ins Gespräch über ganz unterschiedliche Themen. Das ganze Leben könne vorkommen, sagt er. „Die Kirche ist da, wo die Leiden und die Freuden der Menschen sind. Und das versuchen wir ein Stück zu leben.“
Ärger über Missbrauch wird oft artikuliert
Auch evangelische Taufen und Trauungen sind an der vom evangelischen Kirchenkreis Rendsburg- Eckernförde finanzierten Schäferwagenkirche möglich. „Das ist der beste Arbeitsplatz der Welt“, meint Pastorin Gottuk. Sie findet es „total reizvoll“, mit Menschen zu tun zu haben, die aus der Kirche kommen, ebenso wie mit jenen, die nichts mehr mit Kirche zu tun haben wollen oder eine unbestimmte religiöse Sehnsucht in sich tragen.
Die Erfahrung, dass Urlauber am Strand nicht zwischen katholisch und evangelisch unterscheiden, hat die mit einem Katholiken verheiratete Pastorin, deren Schwiegervater sogar Diakon ist, schon oft gemacht. Das gilt gerade mit Blick auf die Missbrauchsfälle, die, so empfindet es Gottuk, auch negativ auf die evangelische Kirche abfärben. „Ich selbst kann es an dieser Stelle ja nicht ändern und muss es eben auch aushalten“, sagt sie.
Sie sieht sich mit ihrer besonderen Aufgabe an der Schäferwagenkirche an der richtigen Stelle, denn: „Kirche muss ins Leben gehen, Kirche muss zu den Menschen gehen und kann nicht mehr warten, dass die Menschen zu ihren Messen, zu ihren Gottesdiensten kommen.“ Auch Jesus habe nicht gewartet, sondern sei zu den Menschen gegangen – so wie die Schäferwagenkirche an den Strand zu den Menschen komme.
„Mir ist total wichtig in meiner Arbeit, dass Menschen ermutigt und gesegnet gehen. Ich glaube, das ist wichtiger denn je“, sagt Pastorin Gottuk. Bei den Abschlussgottesdiensten am Ende einer Saison nähmen 95 Prozent aller Teilnehmer die Gelegenheit zur Einzelsegnung wahr. „Wir leben in einer gebrochenen Welt. Und deshalb ist diese Sehnsucht nach Segen so groß.“ Tourismusseelsorger Georg Hillenkamp pflichtet ihr bei: „Segen ist etwas Segensreiches.“