Der Druck, zu öffnen, steigt
Die Katholische Familienbildungsstätte hofft, zusammen mit den Kitas wieder schrittweise zum Präsenzangebot zurückzukehren. Zugleich steht der Wunsch im Raum, auf Corona zu testen und gegen die Infektion zu impfen.
„Die Ungeduld bei den Eltern nimmt zu“, sagt Simone Klein. Sie sei viel stärker als während des ersten Lockdowns im Frühjahr vergangenen Jahres, ergänzt die Leiterin der Katholischen Familienbildungsstätte. „Wenn sie noch sehr kleine Kinder haben, ist es noch erträglicher, weitgehend im Hause bleiben zu müssen. Aber wenn die Kinder etwas größer und damit mobiler sind, wird es insbesondere im Winter schwierig“, weiß die zweifache Mutter auch aus eigener Erfahrung. Der Nachwuchs wolle sich bewegen, natürlich auch mehr Freunde und andere Kinder sehen. „Durch die Kontaktbeschränkungen und die ausfallenden Angebote fehlen den Kindern und Eltern Glücksmomente“, so Klein.
„Spucktests in den Kitas vornehmen“
Klein kann sich vorstellen, dass die Familienbildungsstätte wieder schrittweise zu Präsenzveranstaltungen zurückkehrt, wenn auch die Kindertagesstätten ihren Betrieb wieder ausweiteten. Momentan befinden diese sich noch in der erweiterten Notbetreuung. „Damit haben wir das Infektionsgeschehen auch gut im Griff“, sagt Ralf Glauch, Fachdienstleiter Kinder und Familie bei der Caritas im Norden. Er ist in dieser Funktion auch zuständig für die 32 katholischen Kindertageseinrichtungen in Hamburg.
„Wenn es zu einer weiteren Öffnung der Kitas kommt, wäre es wünschenswert, dass es zeitgleich die Möglichkeit gäbe, mit den unkomplizierten sogenannten Spucktests in den Einrichtungen selbst das Personal und die Kinder zu testen“, sagt Glauch. Und natürlich sei es auch wünschenswert, wenn im weiteren Verlauf die Kita-Beschäftigten schnell geimpft werden würden.
Das Thema treibt auch die Diakonie Schleswig-Holstein und den Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen um. Sie forderten daher nach der Ankündigung der Regierung in Kiel, Kitas bereits am 22. Februar wieder zu öffnen, laut Katholischer Nachrichtenagentur KNA einen besseren Schutz von Kita-Beschäftigten. Solange keine frühzeitige Impfung für diese Berufsgruppe angeboten werden könne, müssten die Einrichtungen bei regelmäßigen Tests auf das Coronavirus massiv unterstützt werden.
„Senioren leiden noch länger unter Lockdown“
Anders als im benachbarten Bundesland wird die Geduld der Eltern in Hamburg aber wohl noch bis in den März hinein strapaziert werden. Der Sprecher der Sozialbehörde, Martin Helfrich, sagte der Nachrichtenagentur dpa, man hoffe, Anfang kommenden Monats die ersten Schritte in Richtung eines regulären Kitabetriebs gehen zu können.
Das Präsenzangebot der Katholischen Familienbildungsstätte ist seit dem 25. Januar vollkommen eingestellt. Momentan gibt es nur Online-Veranstaltungen – so etwa für die PEKiP-Gruppe, in der Anregungen für Bewegungen, „Entdecken und Spiel“ mit Babys im Alter von einem Monat bis zu einem Jahr gegeben werden. Überdies können sich auch die Eltern nur digital austauschen anstatt persönlich im Elterncafé. Zuvor konnten immerhin noch einige Kurse für die Hälfte der normalen Teilnehmerzahl angeboten werden. „Die Eltern waren sehr dankbar dafür, weil es sonst überhaupt gar keine Angebote mehr gab“, berichtet Simone Klein. Man habe mit diesen geteilten Kursen und dem entsprechenden Hygienekonzept, zu dem beispielsweise eine Wegeregelung und Lüften zählten, gute Erfahrungen gemacht. „darauf kann man bei einer weiteren Öffnung aufbauen“, so Klein.
Klein sorgt sich freilich nicht nur um die Jüngsten in unserer Gesellschaft sowie deren Eltern, sondern auch um die ältesten. Denn das Programm der Familienbildungsstätte umfasst auch Bewegungsangebote für Senioren, die überdies gern Vorträge der Einrichtung besuchen sowie an deren Touren durch die Stadt teilnehmen. „Unsere älteren Teilnehmer rufen vielfach an und fragen, wann es denn endlich wieder losgeht. Die leiden schon länger unter dem Lockdown, denn es gibt seit November kein Bewegungsangebot mehr.“ Hinzu komme, dass sie oft keinen Computer hätten oder mit Videoschalten nicht umgehen könnten. „Zudem sind die Veranstaltungen in den Kirchengemeinden abgesagt worden – und ihre Enkelkinder sehen sie oftmals auch nicht.“
Text: Matthias Schatz