Der Leuchtturm strahlt weiter

Image
Fördervereinsvorsitzender Rolf Husemann hält Steintafel, die anlässlich des zehnjährigen Bestehens des alten Fördervereins angefertigt worden war.
Nachweis

Foto: Marco Heinen

Caption

Aus dem alten Kirchgebäude von 1928 ist nur noch der alte Altar erhalten, der heute in einer Seitenkapelle steht. Fördervereinsvorsitzender Rolf Husemann hält die Steintafel, die anlässlich des zehnjährigen Bestehens des alten Fördervereins angefertigt worden war.

Wie sich eine Kirche dank privater Initiative sichern lässt, zeigt das Beispiel von St. Stephanus in Dahme. Der dortige Förderverein wird zehn Jahre alt.

„Vor zehn Jahren hat der Kirchenbauverein St. Stephanus diese schöne Kapelle erbaut und unterhalten. Wir bitte um weitere Unterstützung zur Unterhaltung dieses Gotteshauses“, steht auf einer Steintafel, die kürzlich in den Räumen der Kirche St. Stephanus in Dahme wieder auftauchte. Datiert ist sie auf den 31. Juli 1937, unterzeichnet von einem Pfarrer Dr. Timmen aus Eutin und einem Herrn Maciejewski, dem Ersten Vorsitzenden des Fördervereins aus Essen-Bredeney.

Die Sicherung des katholischen Bädergottesdienstes und der Bau der Kapelle hatte sich der vor allem von Urlaubsgästen aus dem Ruhrgebeit getragene Verein zum Ziel gesetzt. Im August 1928 wurde die Kapelle eingeweiht. Bis dahin war die heilige Messe im Lesesaal der Gemeinde Dahme gefeiert worden. 

Erhebliche Schulden belasteten den damaligen Förderverein, der im Mai 1943 auf Anweisung des NS-Regimes aufgelöst wurde. Die Gemeinde musste fortan allein für den Unterhalt der Kirche sorgen. Doch die Kapelle wurde zu klein, weshalb sie in den 1960er Jahren abgerissen und dann mit dem Neubau der jetzigen St. Stephanus-Kirche begonnen wurde, die 1968 fertigestellt wurde. Sie wird seither stolz als „Leuchtturm Christi an der Ostsee“ bezeichnet. 

Wenn nun also am Sonntag, 23. Juli 95 Jahre St. Stephanus Dahme gefeiert werden, dann geht es um den Kirchstandort, nicht nur um das aktuelle Gebäude, dass es aber immerhin auf 65 Jahre des Bestehens bringt.

Auch in Leuchttürme muss regelmäßig investiert werden. Und so wird am Sonntag außerdem wieder ein zehnjähriges Jubiläum gefeiert, nämlich das des 2013 gegründeten „Vereins zur Förderung und Unterhalt der katholischen Sankt Stephanus-Kirche und der Tourismusseelsorge in Dahme“. Anders als der erste Verein steht der neue Verein wirtschaftlich solide da, wie sein Erster Vorsitzender Rolf Husemann berichtet, der von Beginn an im Amt ist. Der 73-jährige Niedersachse, der sein Berufsleben lang in der Baubranche tätig war, ist also vom Fach, wenn es um Sanierungsarbeiten geht. Er hatte mit seiner Familie vor über 40 Jahren eine Ferien­wohnung in Dahme gekauft, auch weil es dort eine katholische Kirche gab. Insofern fühlt er sich der Gemeinde eng verbunden, obwohl er inzwischen in München lebt.


Alt-Erzbischof Thissen sagte: Dann macht mal!


Gegründet wurde der Verein „aus der Situation heraus, dass das Gerücht ging, man wolle die Kirche schließen“, erzählt er. Zwar ist die Kirche inzwischen als Primärimmobilie gesichert. Doch seinerzeit war die Sorge groß. Der damalige Tourismusseelsorger und Pastoralreferent Helmut Michels kam auf Husemann zu und sie setzten sich mit Pfarrer Dr. Bernd Wichert zusammen. „Zwei Tage später hatten wir einen Termin bei Erzbischof Thissen und der hat uns dann mit den Worten entlassen: ‚Dann macht mal!‘ Und wir haben gemacht.“ 

Es gab auch reichlich zu tun. Aus dem Verkauf einer Eigentumswohnung der Kirchengemeinde konnte der Ausbau zweier Wohnungen im Gemeindehaus finanziert werden, in denen Gastpriester wohnen können, damit das Feiern der Gottesdienste im Sommer sichergestellt ist, wenn zahlreiche Katholiken aus dem Westen der Republik zum Urlaub an der Ostsee sind. Das noch übrige Kapital floss dem Förderverein zu, der als nächstes die Sanierung der kostbaren Fenster von Theo M. Landmann (seine Frau Ruth gestaltete den Altarraum) ins Auge fasste. Kosten: 125 000 Euro, von denen das Bonifatiuswerk 20 000 Euro zusteuerte.

Doch damit nicht genug. Der Fußboden musste saniert werden, weil 2007 nach einer Sturmflut ein Wasserschaden nicht sachgemäß beseitigt worden war. Innen wurde ein Anstrich fällig und Mauerwerk und Beton mussten teilweise saniert werden. Der Glockenturm vor der Tür wäre ohne rasches Eingreifen wohl früher oder später umgekippt. Demnächst steht die Reinigung der Orgel an. Und es wird überlegt, im Innenraum einen Bereich für einen Gemeinde­saal abzutrennen und umzubauen, denn das Gemeindehaus ist eine Sekundärimmobile und seine Zukunft deshalb ungewiss.

Insgesamt rund 230 000 Euro hat der Förderverein in zehn Jahren allein auf private Initiative hin gesammelt. Der Verein wird von 82 Förderern (weitere sind willkommen) getragen, darunter auch Alt-Erzbischof Dr. Werner Thissen. Klar, dass er es sich nicht nehmen lässt, am Sonntag, 23. Juli um 10 Uhr die heilige Messe in Dahme zu feiern.

Marco Heinen