Gedenktag des Heiligen am 6. Dezember

Der Nikolaus trotzt Corona

Image

Auch der Nikolaus kann in diesem Jahr nicht wie gewohnt von Haus zu Haus gehen um Kinder zu besuchen. Gemeinden und Organisationen haben sich aber Alternativen einfallen lassen - und ein Konditor backt sogar corona-koforme Nikolausfiguren. 

Ein Mann trägt ein Nikolaus-Kostüm und einen Mundschutz.
Mit Bart und Mitra - so kennt man den Nikolaus. In diesem Jahr kommt wegen Corona noch ein Mundschutz hinzu. 

"Von drauß' vom Walde komm' ich her" - und im Corona-Jahr 2020 müssen Knecht Ruprecht und Nikolaus wohl auch draußen bleiben. "Es darf nicht passieren, dass der Nikolaus von Haus zu Haus oder Kita zu Kita geht und neben Geschenken womöglich auch das Virus im Gepäck hat", warnte zuletzt Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Offensichtlich ist auch diese Tradition nicht pandemiekonform. Das ist die schlechte Nachricht. Die Gute: Auch für das Nikolaus-Brauchtum haben sich - wie schon so oft in diesem Jahr - Gruppen in ganz Deutschland Alternativen einfallen lassen.

So bietet das Bistum Essen kostenlose Videoschalten mit dem Heiligen an. Unter dem Motto "Rent a clause" erzählen vier Schauspieler und ein Priester bei ihrem virtuellen Besuch die Geschichte des Heiligen, sprechen mit den Kindern, lassen sich Lieder und Gedichte vortragen und werfen - so wie es sich gehört - einen Blick ins Goldene Buch. "Wir wollen in diesem besonderen Jahr den Nikolaus-Abend retten", erklärt Bistumssprecher Ulrich Lota. "Der Heilige Nikolaus kann und will ein bisschen Freude schenken."

Um freudige Momente rund um den Nikolaustag, dem 6. Dezember, geht es auch den Maltesern. An ihrer Aktion "Glücksmomente schenken" beteiligen sich deutschlandweit rund 2.500 Ehrenamtliche, wie die Hilfsorganisation mitteilt. Entsprechend lang ist die Liste. So verteilt in Cottbus ein Nikolaus mit dem Fahrrad Adventsbriefe. Engagierte in Heidelberg wollen Obdachlosen ein Festessen servieren. Und in Wolfsburg gibt es ein Bläser-Konzert im Garten eines Seniorenheims. "Wir wollen zeigen, dass wir den Nächsten nicht vergessen", sagt Malteser-Vizepräsidentin Daisy Gräfin von Bernstorff.

Gute Taten zu Nikolaus unterstützt das Bonifatiuswerk in Paderborn sogar mit einer Finanzspritze. Bis zu 500 Euro bekommen Gruppen, Vereine, Verbände, Schulklassen und Gemeinden für coronakonforme Nikolaus-Aktionen. Gefördert wird zum Beispiel eine Kutschfahrt des Heiligen durch das niederrheinische Voerde. Die Kinder können dem Bischof vom Straßenrand aus zuwinken, während sein finsterer Geselle Knecht Ruprecht mit einem Fahrrad hinter der Kutsche herfährt.

Mit seiner Förderkampagne will das Bonifatiuswerk auf das Vorbild des Heiligen aufmerksam machen. Dieser sei immer dort gewesen, wo Hilfe gebraucht wurde, erklärt die Organisation. Er ist als Wohltäter bekannt, obwohl nur wenige Lebensdaten der historischen Figur als gesichert gelten. So war Nikolaus im vierten Jahrhundert Bischof von Myra an der heutigen türkischen Mittelmeerküste. Früh rankten sich Legenden um den Heiligen. Bekannt ist zum Beispiel eine Erzählung, nach der er drei Mädchen heimlich Gold für die Aussteuer schenkte. So rettete er sie vor der Tempelprostitution.

Über den in allen Konfessionen beliebten Heiligen gibt es derart viele Geschichten, dass er als Patron für rund zwei Dutzend Berufe steht, darunter auch die Bäcker. Das dürfte einen Konditormeister aus dem unterfränkischen Bad Königshofen freuen. Herbert Häcker kreierte nämlich einen Schoko-Nikolaus mit Mund-Nasen-Schutz - und trat eine Welle der Empörung auf Facebook los.

Seine Tochter Carola veröffentlichte Fotos der Süßigkeit in dem sozialen Netzwerk, wie "bild.de" berichtet. "Wir wurden gefragt, ob nach den Masken Judensterne kämen oder ob wir im Krieg auch Brot in Bombenform gebacken hätten", so die Konditorin. Dem Bericht zufolge hat sich die Aufregung mittlerweile gelegt. Aus ganz Deutschland kämen nun die Bestellungen. Mit ihren Masken-Nikoläusen wollten die Häckers für Aufheiterung in einer schwierigen Phase sorgen.

Freude und Glück schenken, dem Nächsten helfen und eine gute Tat vollbringen - das sind die Schlagworte, unter denen viele Nikolausaktionen im Corona-Jahr 2020 stehen. So passen sie gut in den Advent, der auf das bevorstehende Fest der Liebe verweist. Oder wie Knecht Ruprecht es in dem bekannten Kindergedicht von Theodor Storm (1817-1888) ausdrückt: "Von drauß' vom Walde komm' ich her. Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr." 

kna/Anita Hirschbeck