Der Zuspruch steigt stetig

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Die Freiwilligendienste erfreuen sich bei jungen Menschen nach dem Schulabschluss immer größerer Beliebtheit. Die meisten möchten eine Stelle im September antreten, möglichst mit einer Unterkunft.

Junge FSJlerin in einer Kita
Aus vielen Bereichen – wie hier in der Kinderkrippe – sind junge Freiwillige nicht mehr wegzudenken. Foto: Michael Reichel/ZB/picture alliance

„Gerade aufgrund der Corona-Beschränkungen, die junge Menschen in den vergangenen rund eineinhalb Jahren erlitten haben, ist das jetzt eine total sinnvolle Form, ein Jahr zu verbringen“, sagt Tobias Weiske. Mit „das“ meint Weiske das Freiwillige Soziale Jahr, das das Erzbistum seit nunmehr 25 Jahren über die Freiwilligendienste anbietet und für die der 32-Jährige in der Pastoralen Dienststelle zuständig ist. Seit zehn Jahren werden darüber auch Stellen im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes angeboten. Sie sind – anders als die des Freiwilligen Sozialen Jahres – auch für Personen zugänglich, die älter als 26 Jahre sind.
Der Zuspruch sei stetig gestiegen, berichtet Weiske. Momentan haben er und seine bis zu acht Mitarbeiter aber besonders viel zu tun. 241 Bewerbungsgespräche haben sie bereits geführt, bis September werden es wohl rund 300 sein. Denn die meisten Interessenten möchten eine Arbeit zum 1. September aufnehmen. „Das bedingt der Rhythmus der Schuljahre und des Studienbeginns“, erläutert Weiske. Viele junge Menschen schüben einen Freiwilligendienst zwischen Schulabschluss und Beginn einer Ausbildung oder eines Studiums ein.
Doch die Coronapandemie sorgt diesmal für besondere Verhältnisse. Weiske: „Es ist bedeutend schwieriger geworden, in die Ausbildung oder ins Studium zu starten. Wenn die bisherigen Einschränkungen in diesen Bereichen weiter anhalten, haben junge Menschen kaum die Chance, im ersten Ausbildungsjahr zu prüfen, ob das wirklich der richtige Bereich ist.“ Gleiches gelte für Studenten.
So berichtet Weiske von einer Studentin, die bald ins fünfte Uni­semester komme und bisher nur ein reguläres Semester erlebt habe. Mit Kommilitonen im Seminarraum sitzen und anschließend sich noch im Café austauschen, falle flach. „Für junge Menschen, die jetzt in einen neuen Lebensabschnitt mit Ausbildung und Studium starten, ist das keine schöne Perspektive.“ Er sei froh, dass ihnen mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr die Möglichkeit geboten werde, sich praktisch auszuprobieren. Denn trotz Corona habe die Arbeit in den Einrichtungen für die Freiwilligen nicht ruhen dürfen.
Das gilt insbesondere für Pflegeeinrichtungen wie Krankenhäuser und Seniorenresidenzen. Sie seien besonders für Bewerber interessant, die einen medizinischen Beruf ergreifen wollten, zumal Abiturienten unter bestimmten Voraussetzungen durch einen Freiwilligendienst dort ihren Numerus Clausus für die Studienzulassung verbessern könnten.
Sehr gefragt seien auch Stellen, die mit einer Unterkunft verbunden seien. Einen richtigen Run gebe es deshalb beispielsweise auf ein Freiwilliges Soziales Jahr in den Mutter-Kind-Kliniken im mecklenburgischen Kühlungsborn oder im holsteinischen Timmendorf. Sehr beliebt sei auch das Wilhelmstift im Hamburger Stadtteil Rahlstedt.
Daneben werden Stellen angeboten im sozialen Bereich, so etwa bei der Alimaus, der Tagesstätte für obdachlose und bedürftige Menschen im Hamburger Stadtteil Altona. Ein weiterer Bereich ist Bildung und Erziehung. Dabei handelt es sich beispielsweise um Stellen in Kitas oder für die Nachmittagsbetreuung in Schulen. Seltener werden Arbeiten in der Verwaltung oder im Bereich Pastoral angeboten. Zu haben ist in diesen Bereichen noch eine Position im Jugendhaus St. Benedikt des Klosters Nütschau bei Bad Oldesloe, und zwar mit Unterkunft.
„Für diese und ähnliche Stellen im kirchlichen Umfeld ist es natürlich auch wichtig, dass sich die Bewerber mit dem christlichen Profil der Einrichtungen identifizieren können“, sagt Weiske. Grundsätzlich aber sei jeder willkommen, der Motivation und Zeit mitbringe. In einigen Fällen sei auch ein Führerschein erforderlich oder es könnten nur Bewerber genommen werden, die mindestens 18 Jahre alt seien. Eine Entscheidung werde zudem erst nach einem Probetag in der jeweiligen Einrichtung gefällt. Übrigens: Bei Stellen ohne Unterkunft gibt es ein monatliches Taschengeld von 526 Euro.