Jubiläumsjahr in Sachsen-Anhalt

Des Kaisers letzte Reise

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Zum 1050. Todestag Ottos des Großen wird es 2023 an mehreren Orten in Sachsen-Anhalt Veranstaltungen geben – auch mit kirchlicher Beteiligung. Denn seine letzte Reise führte quer durch Mitteldeutschland.


Organisatoren, Referenten und Teilnehmer der Tagung „Des Kaisers letzte Reise“ vom 5. bis 7. Mai zu Besuch am Grab Ottos des Großen im Magdeburger Dom.   Foto: Zentrum für Mittelalterausstellungen

Er gründete im Jahr 968 das damalige Erzbistum Magdeburg, galt mit seinem Sieg über die Ungarn auf dem Lechfeld und über die Slawen als Retter der Christenheit und ließ sich von Papst Johannes XII. zum deutschen Kaiser krönen: Otto I., genannt „der Große“, gilt bis heute als eine der großen Identifikationsfiguren der Deutschen. Im kommenden Jahr jährt sich am 7. Mai sein Tod zum 1050. Mal. An dieses Jubiläum wird das Zentrum für Mittelalterausstellungen im kommenden Jahr gleich an vier Standorten in Sachsen-Anhalt erinnern. Unter dem Titel „Des Kaisers letzte Reise“ wird es in Magdeburg, Merseburg, Quedlinburg und Ottos Sterbeort Memleben ein umfangreiches Programm mit Ausstellungen, Veranstaltungen und weiteren Projekten geben.
Was diese vier Orte verbindet: Sie waren die letzten Stationen im Leben des großen Herrschers. 972 trat Otto von Italien aus seine Heimreise an, die ihn in das Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt führte – und mit den christlichen Festen rund um die Osterzeit in Verbindung steht. Zum Palmsonntag 973 zog Otto feierlich in den Magdeburger Dom ein. Mit Vertretern aus Rom, Ungarn und Bulgarien, mit Dänen, Slawen oder der Kiewer Rus hielt er in Quedlinburg einen feierlichen Hoftag rund um Ostern. Christi Himmelfahrt verbrachte er in Merseburg, wo er muslimische Gesandte, vermutlich Emissäre des Kalifen von Córdoba, empfing. In Memleben wollte Otto das Pfingstfest feiern, doch dazu kam es nicht mehr – hier starb er am 7. Mai 973.

Ottos letzte Tage konkret nachempfinden

Diese letzte Reise Ottos sollen die Besucher im kommenden Jahr buchstäblich nachempfinden können. Die vier Orte liegen an der „Straße der Romanik“, die im kommenden Jahr ebenfalls ein Jubiläum feiert: Vor 30 Jahren wurde das Projekt verwirklicht. In Magdeburg präsentiert das Kulturhistorische Museum vom 28. April bis 8. Oktober die Sonderausstellung „Welche Taten werden Bilder? Otto der Große in der Erinnerung späterer Zeiten“. Zugleich beteiligt sich das Dommuseum Ottonianum mit einem besonderen Programm unter dem Schwerpunkt „Erinnerung“. In Memleben werden die Besucher unter anderem bei Spezialführungen in die Ausgrabungen rund um Ottos Sterbeort eintauchen können. Während Merseburg die Hoftage von 965 und 973 insbesondere mit einem Figurentheater wieder lebendig werden lässt, können die Besucher in Quedlinburg den Gewölbekeller Ottos besuchen.
Dabei soll für alle Besucher, Geschichts- und Kulturinteressierte, Familien sowie Wander- und Radtouristen etwas dabei sein, versprach Hardy Puls, Geschäftsführer der Magdeburg Marketing Kongress und Tourismus GmbH, am 6. Mai auf einer Pressekonferenz in der Landeshauptstadt. So sollen die Gedenkorte auch touristisch erschlossen werden, beispielsweise mit Wegen zu Wasser, zu Fuß oder per Rad. Dabei werde es auch einen starken christlichen Fokus geben, so Puls. Stephan Freund, Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, entwirft eine Reiseroute, die die vier Jubiläumsorte miteinander verbindet – mit unmittelbaren Angeboten an Orten, die auch liturgisch an den Herrscher erinnern. Denn Kirche und Staat waren vor über 1000 Jahren aufs Engste verwoben, so der Historiker. So werden sich beispielsweise die Stiftsgemeinde Magdeburg mit ihrem Domschatz und die Münsterschwarzacher Benediktiner in Memleben mit eigenen Workshops am Jubiläum beteiligen.

Kaiser ermöglichte friedliche Koexistenz

Auch die Leiterin der Magdeburger Museen, Gabriele Köster, verwies auf die Bedeutung Ottos des Großen bei der Christianisierung der Region. „Seine Ausstrahlung führte viele Menschen zum Christentum – auch wenn der eine oder andere Slawe nicht immer freiwillig die Religion gewechselt hat“, so die Museumsleiterin auf der Pressekonferenz. Ottos Herrschaft habe eine friedliche Koexistenz unterschiedlicher Kulturen ermöglicht. Er habe nicht wie Karl der Große mehr als ein Jahrhundert zuvor mit dem Schwert missioniert.
Auch wenn das Jubiläum eigentlich erst 2023 begangen wird, hat es in diesen Tagen bereits begonnen. Vom 5. bis 7. Mai trafen sich Wissenschaftler aus Deutschland, Italien und der Schweiz zu einer Fachtagung im Kulturhistorischen Museum Magdeburg, um die letzte große Reise Ottos des Großen ins heutige Sachsen-Anhalt auch wissenschaftlich zu beleuchten. Die Ergebnisse werden im Jubiläumsjahr publiziert.

Von Oliver Gierens