Bei den Erfurter Kreuzganggesprächen geht es um die Gottesfrage
Die alte, neue Frage nach Gott
In diesem Jahr rücken die in Erfurt schon traditionsreichen Kreuzganggespräche im Mai die Gottesfrage in den Mittelpunkt. Renommierte Referenten haben ihr Kommen zugesagt.Die Kreuzganggespräche 2022 im Mai in Erfurt stehen unter dem Thema „Gott?!“ Professor Holger Zaborowski von der Katholisch-Theologischen Fakultät Erfurt hat sie mit den Verantwortlichen vom Katholischen Forum Thüringen konzipiert.
Professor Zaborowski, die Kreuzganggespräche stellen in diesem Jahr die Frage nach Gott in den Mittelpunkt. Warum?
Weil wir uns als glaubende Menschen in der heutigen Zeit dieser Frage nicht entziehen können: An welchen Gott glauben wir eigentlich? Welche Folgen hat dieser Glauben für uns, für unser Leben? Ist es überhaupt noch plausibel, an Gott zu glauben? Es scheint so, als ob in der Gesellschaft immer weniger die Frage nach Gott gestellt wird. Einerseits hat Gott oder besser der Glaube an Gott die Bedeutung eingebüßt, die er einmal hatte. Doch zugleich wächst auch das Interesse an Gott und manchmal auch die Sehnsucht nach ihm. Oft taucht die Gottesfrage heute in anderer Form auf, als Frage nach Sinn oder Orientierung fürs Leben etwa. Gerade in den Krisen, in denen wir uns befinden, wird neu nach Gott gefragt. Vielleicht einfach nur, weil man ihn nicht mehr erfährt, weil er abwesend zu sein scheint und irgendwie fehlt.
Das Thema soll an drei Abenden entfaltet werden ...
Wir wollen unterschiedliche Aspekte der Gottesfrage beleuchten: ihre politische Dimension, ihre individuelle und gesellschaftliche Bedeutung und ihre Plausibilität. Und das mit Referenten, die spannend vortragen und etwas zu sagen haben.
Da wird es sicher auch ein Stück kontrovers zugehen?
Das hoffe ich doch. Es geht ja nicht darum, feststehende Lehren zu präsentieren, die dann zur Kenntnis zu nehmen sind. Im Vordergrund steht das gemeinsame Nachdenken, das Gespräch darüber, was uns das Wort „Gott“ noch zu sagen hat.
Fragen: Eckhard Pohl
Programm: 4. Mai, 19.30 Uhr: „Der politische Gott“, Professorin Gesine Schwan, Politikwissenschaftlerin, Präsidentin der Humboldt-Viadrina Governance. Zum Inhalt: In welchem Verhältnis stehen Politik und Religion? Welche Konsequenzen hat der Glaube an Gott für politisches Handeln? Braucht die spätmoderne Gesellschaft Gott oder sollte der Glaube nicht eher reine Privatsache sein?
11. Mai, 19.30 Uhr: „Der anarchische Gott“, Professor Eckhard Nordhofen, Philosoph und Theologe: Gott ist kein Teil des Kosmos, sondern dessen Schöpfer. Als JHWH, der „Ich bin da“, ist er niemals und nirgendwo nicht da. Das macht ihn zum großen Gegenüber der Welt und zu einer anarchischen Urkraft. Er erzeugt einen Abstand zu allem, was der Fall ist.
18. Mai, 19.30 Uhr: „Der plausible Gott“, Jörg Phil Friedrich, Philosoph und Publizist: Es gibt keine Beweise, aber vernünftige Gründe, an einen Gott zu glauben. Mit ihm wird verständlich, dass die Menschen als freie Wesen mit einem moralischen Gewissen, einem Sinn für Schönheit und einem Hang zur Wahrheit ausgestattet sind – offensichtliche Attribute des Mensch-Seins, deren Erklärung sich der Naturwissenschaft entzieht.
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