Schuldemonstrationen gegen den Krieg

Die Botschaft einer Generation

Image
22_03_schule_frieden.jpg

Der Krieg in der Ukraine beschäftigt auch junge Menschen. Mit Friedensmärschen, gebastelten Friedenstauben oder Peace-Zeichen setzen Tausende Schüler auch im Bistum Osnabrück Zeichen für den Frieden. Darüber hinaus, heißt es, brauche es in den Schulen einen dauerhaften Ort des Friedens - und Aufklärung über Fake News. 


Am Friedensmarsch in Osnabrück haben sich insgesamt 3500 Schüler von Domschule, Ursulaschule, Franz-von-Assisi-Schule und vom Gymnasium Carolinum beteiligt. Foto: Florens Böwering

„Sprachlos“ und „tief erschüttert“ sind die Schülervertretungen der beiden Osnabrücker Gymnasien Carolinum und Ursulaschule über den Ukrainekrieg. Und nicht nur sie haben auf einem eindrucksvollen Friedensmarsch durch die Osnabrücker Innenstadt ihren Sorgen Luft gemacht: Insgesamt 3500 Schülerinnen und Schüler aus vier Osnabrücker Innenstadtschulen zogen mit gelb-blauen Plakaten und Peace-Symbolen durch die Straßen und zeigten so ihre eindeutige Botschaft: „Stop the war!“ und „Frieden für die Ukraine!“ 

Im gesamten Bistum sind sich Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler einig: einem eindeutigen Zeichen für Frieden in Europa und der Welt darf auch der Unterricht einmal untergeordnet werden. So fand der Osnabrücker Friedensmarsch mitten am Vormittag statt. An der Ursulaschule wurden sogar Klausuren verlegt, sagt Schülersprecher Theo Jäkel. Die Lehrkräfte waren als Ordner im Einsatz. 

Plakate und Gespräche unter den Teilnehmern waren erlaubt, das Rufen von Parolen dagegen nicht. Darauf hatten sich die Schülervertretungen im Vorfeld geeinigt, sagt Jäkel. Die Aktion sollte ein stiller Friedensmarsch sein, keine Demonstration. Ausdrücklich haben sich die Schüler mit ihrem Marsch „nicht gegen die Russen“ gewendet, sagt die Leiterin der Domschule, Sabine Müller. Es habe sie gefreut, dass der Impuls einer Aktion für den Frieden von den Schülern selbst kam. Auch Domschülersprecher Jonas Wiechers betont, dass der Friedensmarsch, trotz der mehrheitlich blau-gelben Symbole in den Farben der ukrainischen Flagge unter den Schülern, einen weltumspannenden Anspruch verfolgt habe: „Es geht uns um alle Menschen, die von Krieg betroffen sind.“ 

"Ich weiß gar nicht mehr, was ich noch glauben soll"

In Meppen sind die Schüler des Marianums und des Windthorst-Gymnasiums in Form einer Fotomontage zusammengerückt. Die Angehörigen beider Schulen haben sich für je eine Hälfte des berühmten Peace-Symbols so aufgestellt und wurden aus der Luft fotografiert. In der Nachbearbeitung wurden beide Hälften zum großen Friedenssymbol in Menschengestalt zusammengefügt.


Engagiert für den Frieden: In Meppen haben 2200 Schüler ein Peace-Symbol gebildet. Foto: Marianum und Windthorst-Gymnasium Meppen

Dass dieser Krieg wie kein anderer in den Schulen ein Thema ist, das erlebt auch Simone Kassenbrock in ihrem Alltag als Lehrerin und Unterstufenkoordinatorin an der Angelaschule in Osnabrück. Wie viele andere Schulen hätten auch sie Kinder mit osteuropäischem Hintergrund, erklärt sie: „Da sitzen Schüler mit russischen Wurzeln neben Schülern, die Großeltern in der Ukraine haben. Und natürlich reden sie über den Krieg.“ Viele seien verunsichert und verängstigt. Und die Kinder, in deren Familien gar russisches und deutsches Fernsehen gleichzeitig liefe, erzählten: „Ich weiß gar nicht mehr, was ich noch glauben soll.“ 

Diese Sorgen und Nöte aufzugreifen und über Fake News aufzuklären, sei natürlich eine Aufgabe von Schule, betont die Pädagogin. Neben der Thematisierung im Unterricht entstand an der Angelaschule spontan am Rosenmontag eine Aktion für den Frieden: Die Fünft- und Sechstklässler bastelten Friedenstauben, die seitdem die Fenster des Klassentraktes schmücken und auf die sie ihre Gedanken schreiben konnten. „Frieden ist gut für die Welt“, steht dort zum Beispiel, und „Krieg ist doof, weil es immer mehr Kinder ohne Eltern gibt“. Am folgenden Tag kam dann die ganze Schulgemeinschaft zu einer Schweigeminute auf dem Campus zusammen.

Noch etwas treibt das Team der Schulpastoral an der Angelaschule um: „Es ist eigentlich zu kurz gegriffen, immer nur auf aktuelle Krisen zu reagieren. Wir brauchen in der Schule im Prinzip einen dauerhaften Ort des Friedens, um auch anderen weltweiten Konflikten gegenüber gerecht zu werden.“ Dies zu lösen, sei sicher auch eine Herausforderung für die Zukunft.

Astrid Fleute/Florens Böwering