Ökumeneprojekt der Augustiner an der Erfurter Brunnenkirche
Die Gemeinde am Brunnen
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Evangelische und katholische Christen treffen sich in der Erfurter Brunnenkirche. Die Augustiner bieten ihnen hier einen Ort gelebter Ökumene an. Dabei entscheidet die Gemeinde über Inhalte mit.
Viermal im Jahr wird zu Gemeindeversammlungen eingeladen. Hier ist Platz für die kritische und wohlwollende Rückschau, für Ausblick und Wünsche. Foto: Holger Jakobi |
„Ich empfinde die gelebte Ökumene persönlich als großes Glück“ oder „Es ist positiv, sich einzubringen“, sind zwei Stimmen aus der Ökumenischen Gemeinde in der Erfurter Brunnenkirche. Die Augustiner begleiten diese Personalgemeinde, deren Anliegen es ist, Christen und Suchenden in lebendiger Ökumene eine Heimat zu bieten. In Anspielung auf den Namen der Kirche schreibt Pater Jeremias Kiesl auf der Homepage: „Kommen Sie mit uns zur Quelle. Setzen Sie sich mit uns an den Brunnen: Das Wasser des Lebens reicht für alle. Gehen Sie mit uns den Fragen nach, die das Leben stellt. Hören wir gemeinsam auf Gottes Wort. Schauen wir auf Christus, der die Mitte ist.“
Mitwirken am Reich Gottes
In der Brunnenkirche finden sich Menschen ein, die durchaus in ihren Gemeinden engagiert sind, aber zugleich Ergänzung und Vertiefung ihres Glaubens suchen. Hier wollen sie mitwirken am Reich Gottes. „Die Leute, die mitmachen, sind sehr gemischt. Sie stammen aus allen gesellschaftlichen Schichten“, sagt Pater Jeremias Kiesl. Der Augustiner verweist darauf, dass die Ökumenische Gemeinde keine „Konkurrenz“ sein möchte. „Pater Pius und mir ist es sehr wichtig, dass alle mit ihren Pfarrgemeinden in Verbindung bleiben.“
Das aktuelle Jahresprogramm, das auch gedruckt verteilt wird, zeigt ein weites Spektrum. Die Angebote reichen von der Feier der großen kirchlichen Feste, besonderen Gottesdienstformen, Festen des Ordens, Einkehrtagen und Meditationsangeboten, Konzerten und Vorträgen bis hin zu Bildungsveranstaltungen. Sie richten sich an Christen und Suchende. „Viele Menschen, die bei uns etwas von dem finden, wonach sie suchen, bringen sich oft auch mit ihren Kompetenzen ein. Ich kann das nur dankbar annehmen und staunen, was alles möglich wird, wenn ich Gottes Geist nicht im Wege stehe“, sagt Pater Jeremias. Den Menschen ohne Konfession die Scheu zu nehmen, eine katholische Kirche zu betreten, sei eine bleibende Herausforderung. „Deshalb kooperieren wir zunehmend auch mit nichtchristlichen Partnern und gehen auch an nichtkirchliche Orte.“
Für viele Menschen der Brunnenkirchgemeinde ist inzwischen das ökumenische Bibelgespräch am Dienstagabend zu einem der Kerntermine geworden. „Nimm und lies“, lautet die Einladung. Behandelt wird einer der Schrifttexte des jeweils folgenden Sonntags. „Alle bringen sich ein und trauen sich, etwas beizutragen. Das ist oft auch für mich sehr erhellend und führt mich zu Einsichten, die ich beim Bibelstudium daheim so nicht finden kann“, gesteht Pater Jeremias, dem mittlerweile regelmäßig vier weitere Theologen beider Konfessionen im Predigtdienst beistehen.
Einmal pro Monat trifft sich der „Augustinus-Lesekreis“. Sehr langsam und gründlich werden Texte aus den Confessiones – Bekenntnissen – des Kirchenvaters gelesen. „Kapitel für Kapitel, um den Autor und seine Denkweise zu verstehen.“ Fragen werden danach im Gespräch geklärt. Weiter gibt es monatlich einen meditativen Gottesdienst, natürlich die regelmäßige Feier der Eucharistie, Tanzgottesdienste, die Moonlightmass mit Jazz – eben die gemeinsame Feier des Kirchenjahres in allen Nuancen und Möglichkeiten.
Neu sind der Gesprächskreis zu den Wüstenvätern und -müttern, deren spiritueller Schatz auf Relevanz für die Gegenwart abgeklopft wird. „Brunnenzeiten“ und „Tischgespräche“ sind der Rahmen für Themen, die im Lauf der Zeit nach spiritueller Vertiefung rufen oder Diskussionsbedarf sichtbar machen. „In lockerer Folge und entspannter Atmosphäre soll es um Themen gehen, die noch keinen festen Platz im Programm haben, beispielsweise um Fragen zur Krise der Kirche und der Gesellschaft: Einfach alles, worüber ich schon immer mal reden wollte“, erklärt ein Mitglied der Gemeinde.
Etwas Besonderes sind die Gemeindeversammlungen. Bei diesen monatlichen Treffen organisiert sich die Gemeinde selbst. Jeder kann dazukommen und mitreden. Pater Jeremias: „Zwölf bis 20 Frauen und Männer kommen regelmäßig. Sie gestalten mit, sie schauen zurück, durchaus auch kritisch, und bringen neue Ideen ein. Bestehende Angebote werden begleitet und angepasst. Die Leitfrage ist dabei nicht: Was könnten wir (noch) tun? Vielmehr stellen wir uns die Frage: Wohin will Gottes Geist uns führen? Da nehme ich inzwischen eine richtige Aufbruchstimmung wahr.“
Die Ökumenische Gemeinde zog im September vergangenen Jahres von der Evangelischen Reglerkirche im Zentrum Erfurts in die etwas abseits liegende Brunnenkirche. Obwohl es damals Sorgen um die Zukunft gab, kann Pater Jeremias Kiesl heute sagen: „Es sind fast alle mitgegangen. Wir haben kaum jemanden verloren, aber etliche dazugewonnen. Das ist eine große Ermutigung.“
In der Brunnenkirche finden sich Menschen ein, die durchaus in ihren Gemeinden engagiert sind, aber zugleich Ergänzung und Vertiefung ihres Glaubens suchen. Hier wollen sie mitwirken am Reich Gottes. „Die Leute, die mitmachen, sind sehr gemischt. Sie stammen aus allen gesellschaftlichen Schichten“, sagt Pater Jeremias Kiesl. Der Augustiner verweist darauf, dass die Ökumenische Gemeinde keine „Konkurrenz“ sein möchte. „Pater Pius und mir ist es sehr wichtig, dass alle mit ihren Pfarrgemeinden in Verbindung bleiben.“
Das aktuelle Jahresprogramm, das auch gedruckt verteilt wird, zeigt ein weites Spektrum. Die Angebote reichen von der Feier der großen kirchlichen Feste, besonderen Gottesdienstformen, Festen des Ordens, Einkehrtagen und Meditationsangeboten, Konzerten und Vorträgen bis hin zu Bildungsveranstaltungen. Sie richten sich an Christen und Suchende. „Viele Menschen, die bei uns etwas von dem finden, wonach sie suchen, bringen sich oft auch mit ihren Kompetenzen ein. Ich kann das nur dankbar annehmen und staunen, was alles möglich wird, wenn ich Gottes Geist nicht im Wege stehe“, sagt Pater Jeremias. Den Menschen ohne Konfession die Scheu zu nehmen, eine katholische Kirche zu betreten, sei eine bleibende Herausforderung. „Deshalb kooperieren wir zunehmend auch mit nichtchristlichen Partnern und gehen auch an nichtkirchliche Orte.“
Für viele Menschen der Brunnenkirchgemeinde ist inzwischen das ökumenische Bibelgespräch am Dienstagabend zu einem der Kerntermine geworden. „Nimm und lies“, lautet die Einladung. Behandelt wird einer der Schrifttexte des jeweils folgenden Sonntags. „Alle bringen sich ein und trauen sich, etwas beizutragen. Das ist oft auch für mich sehr erhellend und führt mich zu Einsichten, die ich beim Bibelstudium daheim so nicht finden kann“, gesteht Pater Jeremias, dem mittlerweile regelmäßig vier weitere Theologen beider Konfessionen im Predigtdienst beistehen.
Einmal pro Monat trifft sich der „Augustinus-Lesekreis“. Sehr langsam und gründlich werden Texte aus den Confessiones – Bekenntnissen – des Kirchenvaters gelesen. „Kapitel für Kapitel, um den Autor und seine Denkweise zu verstehen.“ Fragen werden danach im Gespräch geklärt. Weiter gibt es monatlich einen meditativen Gottesdienst, natürlich die regelmäßige Feier der Eucharistie, Tanzgottesdienste, die Moonlightmass mit Jazz – eben die gemeinsame Feier des Kirchenjahres in allen Nuancen und Möglichkeiten.
Neu sind der Gesprächskreis zu den Wüstenvätern und -müttern, deren spiritueller Schatz auf Relevanz für die Gegenwart abgeklopft wird. „Brunnenzeiten“ und „Tischgespräche“ sind der Rahmen für Themen, die im Lauf der Zeit nach spiritueller Vertiefung rufen oder Diskussionsbedarf sichtbar machen. „In lockerer Folge und entspannter Atmosphäre soll es um Themen gehen, die noch keinen festen Platz im Programm haben, beispielsweise um Fragen zur Krise der Kirche und der Gesellschaft: Einfach alles, worüber ich schon immer mal reden wollte“, erklärt ein Mitglied der Gemeinde.
Etwas Besonderes sind die Gemeindeversammlungen. Bei diesen monatlichen Treffen organisiert sich die Gemeinde selbst. Jeder kann dazukommen und mitreden. Pater Jeremias: „Zwölf bis 20 Frauen und Männer kommen regelmäßig. Sie gestalten mit, sie schauen zurück, durchaus auch kritisch, und bringen neue Ideen ein. Bestehende Angebote werden begleitet und angepasst. Die Leitfrage ist dabei nicht: Was könnten wir (noch) tun? Vielmehr stellen wir uns die Frage: Wohin will Gottes Geist uns führen? Da nehme ich inzwischen eine richtige Aufbruchstimmung wahr.“
Die Ökumenische Gemeinde zog im September vergangenen Jahres von der Evangelischen Reglerkirche im Zentrum Erfurts in die etwas abseits liegende Brunnenkirche. Obwohl es damals Sorgen um die Zukunft gab, kann Pater Jeremias Kiesl heute sagen: „Es sind fast alle mitgegangen. Wir haben kaum jemanden verloren, aber etliche dazugewonnen. Das ist eine große Ermutigung.“
Hier taufte der heilige Bonifatius
Ermutigung kam zudem von Bischof Ulrich Neymeyr. Er wies darauf hin, dass die Brunnenkirche – der Ort, an dem der heilige Bonifatius taufte – ein Platz sei, an dem alle Christen an ihre Taufe erinnert werden. Weiter zog der Bischof die Verbindung zum Jakobsbrunnen im Johannes-Evangelium, wo Jesus der Frau aus Samaria begegnet. Sie erfährt: Jesus weiß alles über sie, und verurteilt sie dennoch nicht. Er bietet ihr sein lebendiges Wasser an: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt. Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierherkommen muss, um Wasser zu schöpfen!“ (Joh 4,14f. Einheitsübersetzung) Ulrich Neymeyr wünschte allen, dass sie in der Brunnenkirche dieses Wasser finden. Zugleich ermutigte er die hier heimischen Christen, auch mit Menschen anderen Glaubens oder ohne Religion ins Gespräch zu kommen, selbst dann, wenn es schwierig erscheine: „Nutzen Sie diesen Raum, der so viele Möglichkeiten bietet. Kommen Sie gern hierher zum Heiligen Brunnen!“
www.augustiner-in-erfurt.de
Ermutigung kam zudem von Bischof Ulrich Neymeyr. Er wies darauf hin, dass die Brunnenkirche – der Ort, an dem der heilige Bonifatius taufte – ein Platz sei, an dem alle Christen an ihre Taufe erinnert werden. Weiter zog der Bischof die Verbindung zum Jakobsbrunnen im Johannes-Evangelium, wo Jesus der Frau aus Samaria begegnet. Sie erfährt: Jesus weiß alles über sie, und verurteilt sie dennoch nicht. Er bietet ihr sein lebendiges Wasser an: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt. Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierherkommen muss, um Wasser zu schöpfen!“ (Joh 4,14f. Einheitsübersetzung) Ulrich Neymeyr wünschte allen, dass sie in der Brunnenkirche dieses Wasser finden. Zugleich ermutigte er die hier heimischen Christen, auch mit Menschen anderen Glaubens oder ohne Religion ins Gespräch zu kommen, selbst dann, wenn es schwierig erscheine: „Nutzen Sie diesen Raum, der so viele Möglichkeiten bietet. Kommen Sie gern hierher zum Heiligen Brunnen!“
www.augustiner-in-erfurt.de
Von Holger Jakobi