Gotteslob-Reihe in Lingen
Die Geschichte hinter dem Lied
Viele Menschen lieben das Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Aber nicht jeder weiß, wer den Text wann und warum geschrieben hat. Eine Reihe in Lingen erklärt solche Geschichten über Lieder aus dem Gotteslob.
Für Dechant Thomas Burke ist das Lied „Von guten Mächten“ eines der schönsten im Gotteslob. Weil es voller Gottvertrauen, Hoffnung, Trost und Wärme steckt. „Es ist Gebet und Gesang in einem“, sagt der Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Lingen-Süd, „und zutiefst emotional“. Der Text stammt aus der Feder des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer. Wenige Wochen vor seiner Hinrichtung in einem Nazi-Gefängnis hatte er ihn im Dezember 1944 geschrieben – als Gedicht in seinem letzten Brief an seine Verlobte.
Auch davon wird Thomas Burke erzählen, wenn er in diesen Tagen bei einer neuen Veranstaltungsreihe in Lingen mitmacht. Mehrere Seelsorger stellen dabei an einigen Abenden jeweils drei Lieder aus dem Gotteslob vor, die sie entweder gern mögen oder für bemerkenswert halten. Sie erzählen dabei, welche Geschichten hinter den Gesängen stecken: über die Autoren und ihre Zeit, über die Symbolik der Verse und ihre Bedeutung für heute. Denn die Lieder im Gotteslob beinhalten manche Überraschung, meint Dekanatsreferent Holger Berentzen.
Orgelimprovisationen vom Regionalkantor
Er möchte mit dem Projekt die Aufmerksamkeit auf manchen musikalischen Schatz lenken, den das katholische Gesangbuch in sich birgt. Er ist sicher, dass jeder von uns ein viel tieferes Verständnis von dem bekommt, was wir im Gottesdienst singen, wenn man die Hintergründe dazu kennt. „Dann wird auch vielleicht viel klarer, was einzelne Lieder mit mir selbst zu tun haben.“ Die Abende in St. Bonifatius sind dabei keine reinen Vorträge – die Gäste singen die Strophen natürlich auch und hören dazu Orgelspiel und -Improvisationen von Regionalkantor Balthasar Baumgartner.
So auch bei dem Abend, als Eva Schumacher ihre drei Stücke den Zuhörern vorgestellt hat. Sie arbeitet als Pastoralreferentin in der Pfarreiengemeinschaft rund um St. Bonifatius und in der Hochschule am Standort Lingen. Und sie hatte, vielleicht entgegen den Erwartungen vieler Besucher, kein neues geistliches Liedgut ausgewählt. Sondern zum Beispiel mit „Segne du Maria“ sogar eines, das eher als sehr traditionell gilt. Aber Eva Schumacher findet die Geschichte dahinter „unglaublich spannend.“ Der Text stammt von Cordula Wöhler. Sie hat ihn im Mai 1870 geschrieben – kurz nachdem ihre lutherischen Eltern sie des Pfarrhauses verwiesen hatten, weil die junge Frau katholisch werden wollte. In „Segne du, Maria“ verarbeitet sie dieses Erlebnis und bittet darin auf ihre Weise sogar für Vater und Mutter. „In dieses Lied kann man wunderbar seine eigenen Sorgen und Bitten hineinsingen“, findet Schumacher.
Petra Diek-Münchow
Zur Sache
Die Reihe „Lieder aus dem Gotteslob“ findet jeweils um 19 Uhr in der Lingener Kirche St. Bonifatius statt, der Eintritt ist frei. Am 21. August stellt Dechant Thomas Burke drei Lieder vor, die er besonders schätzt – am 21. September folgt der Lingener Krankenhausseelsorger Sebastian von Melle, am 19. Oktober Dekanatsreferent Holger Berentzen und am 13. November der Referent für Altenpastoral, Günter Oberthür.