Die Glocke soll nicht verstummen

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Kirchenglocke
Nachweis

Foto: Klaus Byner 

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Sie wird weiter läuten: die Glocke von Haus Michael in Kiel. 

Gut 100 Jahre hat sie auf dem Buckel: Die Glocke, die am Kieler Studentenheim St. Michael steht. Das Haus wird abgerissen. Aber die Glocke ist für viele Kieler Erinnerung und Glaubenszeichen. Sie soll an anderer Stelle weiter erklingen.

Kiel. „Die Glocke von Haus Michael darf nicht verstummen“, lautet der Aufruf des Kieler Props­tes. Nach dem Aus für das Kieler Studentenwohnheim waren zunächst Flüchtlinge in Haus Michael untergebracht. Doch nun ist auch diese Episode zu Ende. Das Bauwerk wird abgerissen, zu groß sind die baulichen Mängel. Die unscheinbar neben dem Haus stehende Glocke rückte dabei wieder in den Vordergrund. Erst zum 50-jährigen Bestehen von Haus Michael hatte sie einen neuen Glockenstuhl und Läutewerk erhalten. Der damalige Dechant Nestor Kuckhoff hatte sich dafür eingesetzt. Denn als er die Verantwortung für Haus Michael übernahm, fristete die Stahlglocke aus Bochum ihr Dasein in einer Garage. Der erste hölzerne Glockenstuhl war ma­rode gewesen. Kuckhoff sammelte Geld, mit Unterstützung des Bonifatiuswerkes gab es eine zweite Chance für die Glocke. 

Bevor die Bagger nun das Haus abreißen, wird die Glocke also gerettet. Große Hilfe bekommen die Katholiken dabei vom Technischen Hilfswerk (THW). Im Rahmen einer Übung mit Abseilen und anderen Sicherungstechniken wollen die THW-Leute „nebenbei“ den Glockenturm zerlegen. Per Lkw geht es dann mit den Einzelteilen an die Krusenrotter Allee. Direkt neben dem Kieler Kloster Haus Damiano soll die Glocke zwischengelagert werden. Da der Konvent der Mauritzer Franziskanerinnen erweitert wird, stehen sowieso Bauarbeiten an. Ein Tischler aus dem Stadtteil wird die Schäden am Glockenstuhl sichten. 
Mentor des Projekts ist Propst Thomas Benner, der damit etwas Bleibendes aus dem studentisch-katholischen Leben des Hauses bewahren will. Früher hatten die Studenten oft rund um die Glocke gesessen und gelernt, gebetet und gefeiert, erinnert sich die Kieler Ordensschwester Maria Magdalena. Das soll nun im Klosterpark weiterleben. Mit dem dortigen Kreuz, vielleicht ergänzt durch eine Rundbank, ein wenig Licht sowie einem Mikrofonanschluss für Gottesdienste kann ein Ort geschaffen werden, an dem das Zusammensein im Glauben, wie es die Studenten vorgelebt haben, weitergehen kann. 

Woher die Stahlglocke, die 1921 in Bochum gegossen worden ist, genau stammt, ist übrigens noch unerforscht. Der Gründer von Haus Michael, Franziskanerpater Stephan Richter hat sie sich 1951 zur Einweihung des Hauses an der Reventlouallee besorgt. 

„Abschied und Neubeginn“ hat Thomas Benner die Aktion benannt. Mit seinem Wechsel nach Hamburg will der Priester die Glocke retten und im Ensemble des Klosterparks etwas Neues schaffen. Dass so viele Engagierte helfen, freut ihn dabei besonders. 

Christian Schlichter