Seit 65 Jahren Priester: Klaus Langkau

Die Kirche im Garten

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Ein Mann sitzt in einer kleinen Kirche.
Nachweis

Foto: Marco Heinen

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In seiner Kirche – Kolpinger aus Elmshorn halfen beim Bau – hat der Pfarrer schon ein Paar getraut; selbst die Trauzeugen fanden Platz.

Klaus Langkau, Pfarrer im Ruhestand, feiert sein 65-jähriges Priesterjubiläum. Der 92-Jährige blickt auf ein Leben zurück, das für ihn mit Flucht begann. Darüber hat er ein Buch geschrieben. Schnitzen und Malen kann er auch.

Foto: Marco Heinen

Erzählen konnte Klaus Langkau schon immer, für seine Büttenreden ist er bekannt. Und bei 92 Lebensjahren, da kommt einiges Erzählenswertes zusammen. Ruckzuck sind zwei Stunden rum, als mit Pfarrer Ulrich Bork aus Itzehoe der nächste Gast vor der Tür steht. Karin Rockel öffnet, die langjährige Haushälterin Langkaus, der mit ihrem verstorbenen Mann befreundet war. An den Wänden des Häuschens in Kaaks im Kreis Steinburg hängen selbst gemalte Landschaften, ein geschnitztes Kreuz. Aber Malen und Schnitzen, das machen die Hände des Seniors nicht mehr mit.

Klaus Langkau wurde am 26. April 1932 in Golmkau vor den Toren der damaligen Freien Stadt Danzig geboren. Dorthin zog die Familie, als er zwei Jahre alt war. Der kleine Klaus war der fünfte von sechs Söhnen; drei von ihnen starben früh. Als Bub erlebte er den Kriegsbeginn am 1. September 1939, den Angriff der Wehrmacht. „Wir als Kinder hatten schulfrei. Wir wussten nicht, was Krieg eigentlich bedeutet. Aber nachher haben wir es ja gespürt. Es war eine schwere Zeit“, erinnert sich der Pfarrer im Ruhestand, der fünf Bücher geschrieben hat. In „Soweit Gedanken tragen...“ (ISBN 3-8311-4173-8) hat er Erinnerungen notiert. „Wir liefen auf den Kugelberg, um die Stukas zu sehen, wie sie Bomben auf die Westerplatte warfen. Unser Vater hat uns tüchtig verdroschen, als er davon erfuhr“, heißt es da.

Die Familie zog bald weiter westlich, in die Kaschubei. Langkau verdingte sich als Kuhhirte. Es war eine Zeit des Hungers, der Entbehrungen. Als die russische Armee näher rückte dann die Flucht: „Da haben wir viel, viel Grausiges erlebt.“ Erst Neubrandenburg, dann weiter nach Lübeck, wo die Familie Anfang 1946 wieder vereint war. Auf die Flüchtlingsdebatte heute schaut Langkau mit den Augen eines Mannes, der selbst Flüchtling war. Nicht alle kämen aus gutem Grund, sagt er: „Doch alle, die es nötig haben, die muss man irgendwie aufnehmen. Das war bei uns damals auch so. Da waren wir froh, dass wir in Lübeck unterkamen, obwohl die Lübecker uns auch nicht haben wollten.“ Als Jugendlicher schob er dort übrigens Schubkarren beim Bau der Kirche St. Bonifatius, die in ihrer Gestalt an die Nissenhütten der Flüchtinge erinnert.

Als Seminarist schnitzte Langkau diese Krippenszene – mit einem Schraubenzieher. Foto: Marco Heinen

Das Theologiestudium und die Seminaristenzeit führten Langkau nach St. Georgen, Münster und Osnabrück. Nach Stationen in Bad Iburg, Nordhorn und Bremen wurde er Pfarrer in Elmshorn, blieb 30 Jahre und war für viele Bauvorhaben verantwortlich. Mitglieder der Kolpingfamiie halfen ihm, als er im Ruhestand nach einer neuen Bleibe suchte. Sie bauten die Kirche im Garten, in der auch Erzbischof Heße schon mal saß. Lange half Pfarrer Langkau in der Itzehoer Pfarrei aus, konzelebriert immer noch an einem Tag in der Woche. Aus der Nachbarschaft kommen ab und zu Armenierinnen zum Beten in seine Kirche, regelmäßig zelebriert er in kleinem Kreis Wohnzimmergottesdienste. Am 12. März feierte Klaus Langkau nun sein 65-jähriges Priesterjubiläum. Er und Msgr. Wilm Sanders sind die letzten lebenden Priester aus dem Weihejahrgang 1960.

Marco Heinen