Erfolgreiche Insolvenz in Eigenregie

Die MÖWE hat überlebt

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Im Mai 2020 ging es nicht weiter: Die MÖWE, ein Qualifizierungsbetrieb für Menschen mit Vermittlungshindernissen, musste selbst um Hilfe bitten. Mehr als ein Jahr später steht jetzt fest: Die Insolvenz in Eigenregie war erfolgreich.


Nun ist sicher: Der soziale Betrieb MÖWE kann weiterbestehen. Pressekonferenz in Jonathans Laden. Foto: Matthias Petersen

Auf diesen Moment haben die Verantwortlichen fast ein Dreivierteljahr gewartet: Am Dienstag dieser Woche hat im Termin am Insolvenzgericht Osnabrück die Gläubigerversammlung dem von der MÖWE vorgelegten Insolvenzplan zugestimmt. Der soziale Betrieb kann nach Monaten der Unsicherheit weiterbestehen. Das freut nicht nur MÖWE-Geschäftsführer Johannes Bösken, das freut auch Franz-Josef Schwack, ehrenamtlicher Vorsitzender des SKM – Verein für soziale Dienste Osnabrück, dem Alleingesellschafter der MÖWE. Eigentlich, so die Planung, hätte dieses Ergebnis schon Anfang Januar feststehen sollen.

Der Schritt in die Insolvenz war im Mai 2020 nötig geworden, weil sich ein sozialer Betrieb nicht selbstständig finanziert, sondern auf Fördermittel angewiesen ist. Diese Möglichkeiten waren in den vergangenen Jahren aber mehr und mehr zurückgegangen, wie es die MÖWE in einer Presseerklärung darstellt. Sinkende Fördermittel seien nicht ausreichend durch den Zweckbetrieb aufgefangen worden, heißt es da. Für Betriebsteile wie die Malerei oder die Gartenpflege habe es keine Fördermittel  gegeben. Obwohl der SKM, die Caritas und das Bistum regelmäßig Zuschüsse zur Verfügung gestellt hätten, sei die Bilanz nicht mehr auszugleichen gewesen. 

Dann verschärfte sich die Lage durch die Corona-Pandemie. „Wir wollten uns restrukturieren und neu aufstellen“, sagt Geschäftsführer Bösken als Begründung für die Insolvenz in Eigenregie. „Jetzt bleibt die MÖWE erhalten und bleibt Begleiter für viele langzeitarbeitslose Menschen auf ihrem Weg in den ersten Arbeitsmarkt.“ Im Zuge der Neustrukturierung hat sich die MÖWE von Teilbereichen wie der Malerei und dem Gartenservice trennen müssen. „Den Großteil der Mitarbeiter konnten wir aber weiter- beschäftigen“, so Bösken. Franz-Josef Schwack ergänzt: „Wir sind froh, dass wir nur sehr wenige Arbeitsplätze abbauen mussten, das war uns sehr wichtig.“

Dank an Gläubiger - Unterstützung von Kunden

Erfreut zeigt er sich auch über die Unterstützung durch die Weiterführung der Maßnahmen des Jobcenters: „Das hilft uns ungemein in unseren Bemühungen, die MÖWE wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen.“ Ebenso bedankt er sich bei den zahlreichen Kooperationspartnern, die der MÖWE während der Insolvenz und der Corona-Pandemie ihre Treue gehalten hätten. Nicht zuletzt lobt er das „Engagement der Osnabrücker Bürgerinnen und Bürger, die mit ihren Einkäufen und Aufträgen im Sozialen Kaufhaus am Hauswörmannsweg und in Jonathans Laden in der Johannisstraße die MÖWE weiter gefördert haben“, wie er sagt.

22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Stammpersonal sowie 23 geförderte Frauen und Männer wird die MÖWE in Zukunft sozialversicherungspflichtig beschäftigen. Durchschnittlich 60 Frauen und Männer werden in den verschiedenen Projekten qualifiziert und gefördert. Vor der Insolvenz waren es 30 Mitarbeiter im Stammpersonal, 25 geförderte Mitarbeiter und 77 Teilnehmer in Projekten. Von den acht gekündigten Mitarbeitern hätten bisher fünf eine neue Anstellung gefunden, so die MÖWE.

Schwack und Bösken bedanken sich bei allen Gläubigern und Gesprächspartnern: „Uns wurde immer wieder gespiegelt, wie wichtig die MÖWE für arbeitslose Menschen mit besonderen sozialen Problemen ist. Das hat uns ein ganzes Stück durch die schwierige Zeit der Neuausrichtung getragen.“

Matthias Petersen