"Tag des offenen Denkmals" am 8. September

Die Pauluskirche freut sich auf Gäste

Image
eine Kirche mit Menschen
Nachweis

Bianca Meyering

Caption

Günter Hermes, Pastor Thorsten Jacobs und Küsterin Renate Wöhl vor der Pauluskirche in Geeste-Dalum.

Über 5000 Türen öffnen sich am 8. September bundesweit für die Besucher am „Tag des offenen Denkmals“. Auch die lutherische Pauluskirche im emsländischen Dalum gehört dazu. Um 14 Uhr gibt es eine Führung durch das Gebäude mit seiner interessanten Baugeschichte.

Und die übernimmt Günter Hermes, der eine besondere Beziehung zu der Kirche im Geester Ortsteil hat. „Ich feierte hier mit meiner Frau Annette vor 50 Jahren die erste ökumenische Trauung“, erzählt er. Fast alles in der Familie Hermes, angefangen von Taufen über Konfirmationen bis zu Hochzeiten und Trauerfällen, spielte sich hier ab. Deshalb ist Hermes als Beauftragter des Otto Bartning-Arbeitskreises richtig stolz darauf, am Tag des offenen Denkmals „seine“ Pauluskirche vorstellen zu dürfen.

"Notkirchen" als neue Heimat

Benannt ist dieser Dalumer Arbeitskreis nach Otto Bartning, einem der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhundert. Auch die Pauluskirche ist nach seinen Plänen 1950 in nur fünf Monaten erbaut worden. Bartning gilt als Mitbegründer der sogenannten „Notkirchen“, die nach dem Zweiten Weltkrieg rasch aus schon vorgefertigten Teilen und mit einfachen Materialien errichtet worden sind – vor allem dort, wo wenig evangelische und mehr katholische Kirchen vorhanden waren. „Sie sollten den Menschen, die als Flüchtlinge kamen, in ihrer seelischen Not Heimat bieten“, erklärt Günter Hermes. Viele dieser Kirchengebäude in ganz Deutschland stehen mittlerweile unter Denkmalschutz, auch die Kirche in Dalum.

Pastor Thorsten Jacobsen hat seinen Lieblingsplatz in der Pauluskirche vorne in der ersten Reihe. Foto: Bianca Meyering

Das letzte Programm von Otto Bartning umfasste später eine ganze Reihe von Gemeindezentren und Diasporakapellen, auch als „Notkirchen Typ D“ bezeichnet. In ganz Deutschland wurden 19 solcher Gemeindezentren in einem Baukastensystem errichtet. Und dazu zählt eben auch die Pauluskirche in Geeste-Dalum. Ursprünglich war hinter dem Kirchenraum eine etwa 72 Quadratmeter große Pastorenwohnung angedacht. In der Pauluskirche verzichtete man jedoch darauf, ließ sich damals das Geld auszahlen und baute stattdessen später den Turm. Die ursprüngliche Pauluskirche bestand somit nur aus einem Kirchenraum ohne Außenfenster, der wie ein Zelt in der Wüste aussah. Otto Bartning hatte die Notkirchen bewusst so konzipiert, um die Gemeinde ohne Ablenkungen um den Altar zu versammeln. 

Das passiert auch in Dalum jeden Sonntag ab 10.30 Uhr zum Gottesdienst. Nach seinem Lieblingsplatz in der Kirche gefragt, weist Pastor Thorsten Jacobs direkt nach vorne. „In der ersten Reihe, weil man einen direkten Blick auf den Altar hat und ein enger Kontakt in dem Moment entsteht.“ Dies bestätigt auch Renate Wöhl, die seit 16 Jahren Küsterin in der 1600 Glieder zählenden Kirchengemeinde ist. „Ich sitze vorne in der ersten Reihe und genieße die Stille und Ruhe“, sagt sie. Während des Gottesdienstes hat Renate Wöhl ihren Platz vorne neben der Tür zur Sakristei, weil dort die Schlagwerke zum Läuten sind. Günter Hermes Lieblingsplatz ist in der hinteren Reihe auf dem Sängerpodest. Er und seine Frau sitzen immer beim Pfeiler. „Da kann ich unseren Pastor immer gut beobachten“, sagt er mit einem Schmunzeln.

Auch die Menschen aus der Kirchengemeinde und Gäste von außerhalb erkennen immer mehr, was hier An der Schaftrift in Dalum für ein Schatz steht. Die Baukosten in Höhe von 50.000 Mark, die Schnellbauweise und die Fertigteile würden eher auf eine Baracke schließen lassen. Aber beim Betreten stellen Besucherinnen und Besucher schnell fest, dass es sich um alles andere als eine Baracke handelt. Wer in die Pauluskirche kommt, empfindet schnell eine wunderbar gemütliche und harmonische Atmosphäre, weil so vieles darin aus Holz gemacht ist. Zum Tag des offenen Denkmals am 8. September kann sich jeder selbst ein Bild davon machen. 

Bianca Meyering

Jedes Jahr am zweiten Sonntag im September stehen tausende Denkmale überall in Deutschland im Mittelpunkt und öffnen ihre Türen. Am 8. September beschert der „Tag des offenen Denkmals“ wieder Einblicke, die Vergangenes und die Gegenwart miteinander verbinden. Allein im Emsland werden 23 Denkmale präsentiert, wie zum Beispiel der Emsland-Dom in Haren oder die Gedenkstätte in Esterwegen. Aber auch in Ostfriesland gibt es Führungen, zum Beispiel durch die Große Kirche an der Kirchstraße, und ebenfalls in der Grafschaft Bentheim mit der Lagerbaracke Alexisdorf-Neugnadenfeld und in Osnabrück mit dem Heger Friedhof. Der Eintritt ist frei. Alle Infos mit Orten und Angeboten gibt es im Internet unter:https://www.tag-des-offenen-denkmals.de/

Koordiniert wird diese größte Kulturveranstaltung Deutschlands seit 1993 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die Stiftung setzt sich für den Erhalt von Denkmalen aller Gattungen ein. Jedes Jahr wählt die Stiftung ein neues Motto aus, unter welchem der Aktionstag gestellt wird. In diesem Jahr heißt das Motto: „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte.“