Auf ein Wort
Die Weite Gottes
Türen öffnen Räume. Jesus öffnet, wenn er sich selbst als die Tür bezeichnet, den Raum, in dem ich Weide finde. Damit spricht Jesus von einem unbegrenzten Raum, einem Raum ohne Wände.
Die Natur, in der sich diese Weide befindet, ist ein weiter Raum. Wir sprechen von Menschen mit einem weiten Herzen; wir sagen, dass ein Mensch Raum braucht, um sich entfalten zu können, und sprechen davon, dass es einem eng um das eigene Herz werden kann und jemand mal tief durchatmen, Luft holen und Weite spüren muss. In all diesen Redewendungen fühlen wir intuitiv, was Weite meint und wie gut Weite tut.
Der Jesuit Christoph Wrembek hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Der entgrenzte Gott“. In diesem legt er begründet da, dass Gott wirklich ein entgrenzter, ein unbegrenzter Gott ist, bei dem jeder Mensch Raum und Weite findet, dessen Barmherzigkeit und Liebe keine Grenzen kennt. Sie gilt jedem Menschen und jeden kennt Gott einzeln bei seinem und ihrem Namen. Jeder ist gerufen, eingeladen, am weiten Herzen Gottes zu ruhen, zu weiden, Kraft und Liebe zu finden.
Mancher denkt, dass er sich bei Gott anstrengen muss, erst mal alle biblischen und kirchlichen Gebote erfüllen, um von ihm geliebt zu sein. Statt um eine Anstrengung geht es aber um ein Lassen: Ich lasse mich lieben, ich lasse mich fallen in Gottes Weite, ich lasse mich weiden. Und beschenken – umsonst, aus Gnade. Dann kann ich das Empfangene weiterschenken, dann darf Gottes Liebe und Kraft durch mich zu den anderen fließen.
Pater Zacharias Heyes, Autor und geistlicher Begleiter aus der Abtei Münsterschwarzach