Katholikenrat im Bistum Osnabrück

Die Zukunft mitgestalten

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Der Katholikenrat hat sich mit Thesen zum Umgang mit Macht beschäftigt und darüber gesprochen, wie die Zukunft der Kirche im Bistum Osnabrück aussieht. Gemeinsam mit Bischof Bode will man den Zukunftsprozess voranbringen.


Welchen Weg schlägt die Kirche im Bistum Osnabrück in Zukunft ein? Darüber machte sich der Katholikenrat Gedanken. Foto: iStockphoto

Zehn Prozent pauschale Kürzungen der Finanzzuwendungen im laufenden Haushaltsjahr 2021 – das ist ein Wert, den die Kirchengemeinden und Verbände nicht noch einmal wegstecken könnten, darin sind sich die Mitglieder des Katholikenrats im Bistum Osnabrück einig. Sie befassten sich in ihrer online stattfindenden Versammlung mit den Zukunftsaussichten für das Bistum: inhaltlich und finanziell. Denn aus der Tatsache, dass das Kirchensteueraufkommen weiter sinken und auch künftig weniger Geld zur Verfügung stehen könnte, ergibt sich die Frage: Wofür genau wollen die Gemeinden das knappere Geld ausgeben? Für ihre Gebäude? Für die Seelsorge? Für Kindertagesstätten, Jugendtreffs und caritative Aufgaben? Dahinter steht die Kernfrage: Was macht uns als Kirche aus?

Viele Menschen seien aufgrund der Missbrauchsfälle enttäuscht von der Kirche und es gebe viele Kirchenaustritte, sagte Generalvikar Ulrich Beckwermert, der als Gast zugeschaltet war. Es gebe aber auch nach wie vor hohe Erwartungen an die Kirche, zum Beispiel in puncto Bildung, Kitas, Zeltlager. Darauf müsse man reagieren. „Es geht nicht um das Ende der Kirche, sondern um die Gestalt, der die Kirche entgegengeht“, sagte er. Man müsse untersuchen, wohin sich die Kirche im Bistum Osnabrück entwickeln kann; Bischof Bode nenne das den „Zukunftsprozess“. 

Um diesen Prozess zu gestalten, müsse klarer sein, wofür  künftig Geld ausgegeben werden soll. Finanzdirektorin Astrid Kreil-Sauer gab einen Überblick über die Entwicklung der Kirchensteuer und die zurückgegangenen Einnahmen. 

Kreil-Sauer erläuterte, dass sich nach dem aufgrund der Corona-Pandemie verhängten ersten Lockdown im Frühjahr 2020 schnell abzeichnete, dass es Einbußen bei den Einnahmen geben werde. Die Kirchensteuer sei an die Lohn- und Einkommenssteuer gekoppelt. Weil viele Menschen in Kurzarbeit waren und in manchen Branchen immer noch sind, fehlen die Kirchensteuereinnahmen aus der Lohnsteuer: Arbeitnehmer in Kurzarbeit müssen keine Lohnsteuer zahlen. Gleichzeitig gingen auch die Einnahmen aus der Einkommenssteuer der Selbstständigen zurück, weil diese beim Finanzamt um Stundung der Zahlungen gebeten hatten.

Lieber Beratung in unrenovierten Räumen als gar keine Beratung

Die Mindereinnahmen führten dazu, dass bei den Beratungen für den Haushalt 2021 die Zuwendungen des Bistums an die Gemeinden und Verbände pauschal um zehn Prozent gekürzt wurden, nach dem „Rasenmäherprinzip“, wie es der damalige Generalvikar Theo Paul formuliert hatte. Kreil-Sauer sagte, dass sei so pauschal für 2022 nicht geplant, auch wenn noch nicht gesagt werden könne, ob und wo künftig gekürzt werden müsse.

Wie Pauls Nachfolger Beckwermert erläuterte, habe man in der Bistumsleitung zu einem Faktencheck zusammengesessen, um zu sehen, in welchen Bereichen Dinge auf den Prüfstand gestellt werden können. Ein wichtiger Punkt seien dabei die Immobilien einer Gemeinde. Es gehe nicht darum, notwendige Instandhaltungsarbeiten infrage zu stellen. Aber viele Gemeinden hätten ein Pfarrhaus, Jugendheim und eine Kirche und man könne sich fragen, ob es gelinge, die Gebäude und die Gemeindearbeit nach außen zu öffnen. „Früher“, bevor es Pfarrheime gab, habe ein Kirchenvorstand zum Beispiel in einer Gaststätte getagt.

Die Mitglieder des Katholikenrats diskutierten darüber, wo sie künftig den Schwerpunkt der Gemeinde- und Verbandsarbeit legen würden. Fazit: Vor allem bei den Menschen. Lieber Beratung in unrenovierten Räumen als gar keine Beratungsangebote mehr; für Erstkommunionkatechese könne man auch in die Kirche gehen; der Pfarrgemeinderat könne auch im Besprechungsraum des Kindergartens tagen. Tenor: Eine Kirchengemeinde müsse künftig sichtbarer im Ort werden, man müsse mehr zu den Menschen gehen, nicht erwarten, „dass Menschen zu uns kommen“, wie es hieß. Es sei aber auch denkbar, die Pfarrheime stärker zu öffnen, für evangelische und kommunale Gruppen und Initiativen eines Dorfes. 

Die Katholikenratsmitglieder befassten sich außerdem mit einem Papier zum Thema Macht, das die zum diözesanen Schutzprozess vor Missbrauch gehörende Arbeitsgruppe „Systemische Grundfragen“ verfasst hat. Es hieß, Macht zu haben sei verbunden mit dem Auftrag, Gutes zu erreichen und andere zu stärken. Als Gremium könne man die Macht nutzen, um schwächeren Gruppen in der Gemeinde Gehör zu verschaffen. Untereinander gehe es darum, dialogbereit zu sein, wer schon in einem Thema stark eingearbeitet sei, möge sich Zeit nehmen, auch die anderen anzuhören. Nach außen hin entsteht die Frage: Wem legt das Gremium Rechenschaft ab? 

Um Macht und Machtbegrenzung könnte es künftig auch gehen, wenn auf Bistumsebene  die Arbeitsgruppe „Priesterliche Existenz“ zusammenkommt. Entsprechend den Arbeitsgruppen des Synodalen Wegs wird auch im Bistum über die Themen Macht, Frauen und gelingende Beziehungen/Sexualität gesprochen. Bischof Bode ist es besonders wichtig, die künftige Rolle der Priester zu bedenken. Wie können diese mit dem Pastoralteam zusammenarbeiten und leben? Was werden ihre Kernaufgaben sein, wenn andere das Management übernehmen? Darüber soll intensiv gesprochen werden.

Andrea Kolhoff