Ibrahim ist Opfer der Kriegsfolgen in Afghanistan. Eine Plauenerin will ihm helfen.

Ein Gesicht des Krieges

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Afghanistan ist noch immer von den Nachwirkungen des Krieges geschüttelt. Auch Ibrahims Leben wurde von einem militärischen Überbleibsel drastisch beeinflusst. Eine Frau aus Plauen hilft ihm.


Die bei ersten Operationen transplantierte Haut ist bei Ibrahim ordentlich verheilt. Was man nicht sieht, ist der schwer beschädigte Kiefer. Erst nach dessen Wiederherstellung kann die plastische Chirurgie zum Einsatz kommen.    Foto: privat

Ein Tag veränderte alles: Ibrahim ist Berufskraftfahrer in Afghanistan. Auf seinen Verdienst sind nicht nur seine Frau und die vier Kinder, sondern auch seine Großfamilie angewiesen, da er auch zu deren Einkommen beiträgt. Doch im Juli 2021 fuhr er mit seinem LKW über eine Bombe, die in der Straße vergraben war. Ein 17-jähriger Begleiter, den Ibrahim zum Fahrer ausbildete, starb noch an Ort und Stelle. Ibrahim selbst wurde schwer am Kopf verletzt. Er verlor sein linkes Ohr und einen Teil seiner linken Gesichtshälfte. Außerdem ist er auf dem linken Auge blind. Auch sein Kiefer wurde schwer verletzt.
Das Schicksal Ibrahims beschäftigt auch Barbara Sörgel aus Plauen. Sie erfuhr durch dessen Schwager Mohamad von dieser Tragödie. Ihn lernte sie kennen, als er als afghanischer Flüchtling in der Malteser Schreibstube, einem ehrenamtlichen ökumenischen Angebot in den Räumen der katholischen Kirche von Plauen, Deutsch lernte. Mohamad berichtete Sörgel auch von der abenteuerlichen Odyssee, die Ibrahim nach seinem Unfall erlebte.
Sein Vater brachte ihn in verschiedene Krankenhäuser, in denen ihm jedoch nicht geholfen werden konnte. Daraufhin überquerten sie die Grenze nach Pakistan, da sie hofften, dort Hilfe zu finden.
Währenddessen erlebte sein Schwager Mohamad in Plauen eine Welle der Solidarität. Gemeindemitglieder spendeten Geld. Auch seine Mitspieler aus einem Fußballverein unterstützten ihn. Auf diese Weise kamen knapp 3000 Euro zusammen, die Mohamad an seine Familie schickte. Davon sollten zum einen die notwendigen Operationen und Medikamente bezahlt und andererseits auch Ibrahims Familie unterstützt werden.
In Pakistan wurden nach mehreren Wochen des Wartens zwei Hauttransplantationen bei Ibrahim durchgeführt, der verletzte Kiefer wurde aber nicht behandelt. Daher muss Ibrahim per Magensonde von seinem Vater ernährt werden. An eine Rückkehr zur Normalität ist nicht zu denken. Er kann seinen Mund nicht einmal so weit öffnen, dass ein Finger zwischen die Lippen passt. Daher benötigt Ibrahim eine kieferorthopädische Behandlung und auch eine plastische Gesichtsrekonstruktion.
Das lässt Barbara Sörgel nicht zur Ruhe kommen. Sie versuchte auf verschiedensten Kanälen, vor Ort Hilfe und die notwendigen Operationen zu organisieren. Sie schrieb Krankenhäuser, Hilfsorganisationen und die dortige Bischofskonferenz an. Als all diese Versuche ins Leere liefen, weil es die erforderlichen medizinischen Spezialisten dort nicht gibt, reifte ein neuer Plan in ihr. Ibrahim soll in Deutschland operiert werden. Doch die Kosten für den Transport und die Behandlung wird von Spezialisten, die Sörgel angefragt hat, auf 200 000 Euro geschätzt. Also endete auch dieser Plan in einer Sackgasse.
Frau Sörgel ließ sich dennoch nicht entmutigen und recherchierte weiter. Diese Hartnäckigkeit scheint sich nun auszuzahlen. Ein Kieferchirurg in Linz konnte die Geschäftsleitung seines Krankenhauses überzeugen, die OP-Kosten zu übernehmen, so dass Ibrahim dort behandelt werden könnte. Dafür braucht er allerdings ein Visum für Österreich. Daran wird gerade auf Hochtouren gearbeitet. Auch die Transportkosten und die Kosten der Nachsorge (Medikamente, Verbandsmaterial, ...) sind noch offen. Dafür bitten Barbara Sörgel und die Familie von Ibrahim über den Malteser Hilfsdienst (Kontoinhaber: Malteser Hilfsdienst e.V. / IBAN: DE26 3706 0120 1201 2260 11 / Pax Bank Köln / Spendenzweck: Hilfe für Ibrahim) um Unterstützung.

Von Vinzent Antal