Ein Haus zum Mitmachen

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1150 Menschen – so viele besuchen in jeder Woche das Mehrgenerationenhaus im Rostocker Stadtteil Lütten Klein. Das Besondere: Betrieben wird das Zentrum vom katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit „IN VIA

Fest beim Mehrgenerationenhaus in Lütten Klein
Im Mehrgenerationenhaus in Lütten Klein kommen unterschiedlichste Menschen zusammen.  Fotos: Franziska Roeder

Es sind aber nicht nur Mädchen und Frauen, die das „rote Haus“ in Lütten Klein ansteuern. Rot heißt der Komplex wegen seines Anstrichs. Drinnen trifft sich an jedem Tag eine bunte Mischung von Lütten Kleinern. Die Ergrauten kommen zum Seniorensport, Tanz und zum Klönen auf Platt. Die Männer spielen Skat. Die Frauen nähen. Eher jung und weiblich sind die Reihen der Tänzer beim „Linedance“. Andere treffen sich beim Töpfern, in Yogakursen, Tai Chi, Malen. Das sind Freizeit-Aktivitäten. Es gibt aber auch eine Demenzgruppe, Schulsozialarbeit und Jugendberufshilfe. Es gibt für jeden etwas. Aber das Herz des Hauses ist das „Lütt Cafè“, in dem alle Farben und Generationen zusammenkommen. Einige schlürfen nur schnell einen Kaffee, andere quatschen sich fest und bleiben stundenlang. 

Steffen Bockhahn, Weihbischof Horst Eberlein, Ingeborg Teuber, Katy Volgmann, Peter Stein
 s feierten Steffen Bockhahn, Weihbischof Horst Eberlein, Ingeborg Teuber, Hausleiterin Katy Volgmann, Peter Stein (v. l.).

„Unsere Aufgabe ist, Menschen zusammenzubringen“, sagt IN VIA-Geschäftsführerin Ingeborg Teuber. „Und das in einem Stadtteil, der sich ständig verändert. In Lütten Klein wohnen heute sehr viele Alleinstehende. Viele, die von Sozialleistungen leben müssen. Und seit einiger Zeit auch viele junge Familien mit Kindern, die sich die Mieten in der Innenstadt oder ein Haus in den Vor-
orten nicht leisten können.“ 

Viele wohnen gerne in den Hochhäusern dieses Neubaugebiets aus den Siebziger Jahren und auch schon sehr lange. IN VIA hat vor zehn Jahren das Mehrgenerationenhaus als zentraler Treffpunkt im Stadtteil eröffnet. Der katholische Verband ist schon seit den 90er Jahren mit einem Haus in Lütten Klein tätig. 2008 bekamen Ingeborg Teuber und ihre Mitarbeiter den Zuschlag für ein staatlich gefördertes Mehrgenerationenhaus. 

„Für die Lebensqualität im Stadtteil ist das Mehrgenerationenhaus wichtig“, sagt Ingeborg Teuber. „Weil hier soziale Beziehungen unterstützt werden und Nachbarschaft lebendig bleibt. Es ist ein Ort, an dem Menschen ihre Umgebung gestalten und Ideen einbringen können.“ Die Ideen der anderen sind dem Team besonders wichtig. Denn die 18 Mitarbeiter organisieren nicht nur Angebote, die man wahrnehmen kann. Sie gehen aus ihrem roten Haus in die anderen Häuser von Lütten Klein, sie haben überall im Stadtteil Kontakte und finden heraus, was Menschen brauchen. Auch, wenn verschiedene Menschen aneinandergeraten.

Ein Raum für Eigeninitiativen

Jüngstes Beispiel: „Wir haben hier eine Gruppe von Jugendlichen, die sich in Abbruchhäusern treffen. Das führt immer zu Beschwerden und Konflikten. Aber unser Sozialarbeiter hat einen Draht zu den Jugendlichen. Wir arbeiten jetzt zusammen mit der Kommune an einer Lösung, wie wir für diese Jugendlichen einen Treffpunkt schaffen, wo sie einen eigenen freien Raum haben.“ Ein wichtiges Anliegen ist dabei: „Wir wollen nicht nur fertige Lösungen präsentieren. Wir wollen die Menschen im Stadtteil motivieren, selbst aktiv zu werden und Verantwortung für das Gemeinwohl zu übernehmen.“ 

Zehn Jahre lang hat das gut geklappt. Kein Wunder, dass die Zehn-Jahres-Feier am vergangenen Freitag zu einem großen Fest wurde. Weihbischof Horst Eberlein hielt eine Andacht, Ehrengäste waren unter anderem der Bundestagsabgeordnete Peter Stein (CDU), Sozialsenator Steffen Bockhahn (die Linke) und IN VIA Diözesangeschäftsführerin Sandra Kloke. Eine Festgesellschaft so bunt wie die Menschen im „roten Haus“. 

Text: Andreas Hüser