Priesterweihe im Osnabrücker Dom

Ein Herz für die Diaspora

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Ein junger Mann, der ein kleines Kreuz um den Hals hängen hat
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Foto: Zukunftswerkstatt Frankfurt

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Patrick Poll. Foto: Zukunftswerkstatt Frankfurt

Patrick Poll stammt aus Aschendorf-Herbrum im nördlichen Emsland und wird am Samstag vor Pfingsten in Osnabrück zum Priester geweiht. Auf dem Weg war ein Praktikum in Schwerin eine wichtige Station.

Wenn Patrick Poll aus seinem Leben erzählt, spielt der 2. April 2005 eine wichtige Rolle. Es ist der Abend, an dem Papst Johannes Paul II. stirbt. Das bewegt viele Menschen. Auch einen Jugendlichen in Herbrum bei Aschendorf im nördlichen Emsland. Patrick Poll, damals knapp 13 Jahre alt, ist berührt von den vielen Reaktionen, die in den Tagen danach durch die Medien gehen. Er fängt an, sich Fragen zu stellen, was Glaube bedeuten kann, was Christsein. Und er beginnt, öfter in die Kirche zu gehen, „bisher war ich nur so mitgeschwommen“, sagt er. Der Todestag Johannes Pauls II. ist zwar kein absoluter Wendepunkt in seinem Leben, aber doch ein wichtiger Moment auf dem Weg, Priester zu werden. Am Samstag vor Pfingsten wird er im Osnabrücker Dom geweiht.

Patrick Poll wird bald zum Priester geweiht. Auf dem Weg war ein Praktikum in Schwerin eine wichtige Station. Foto: Matthias Petersen

Damals, als Jugendlicher, wird er Messdiener, beobachtet intensiv den Pastor und sagt sich insgeheim, dass er das doch später auch selbst mal machen könnte. Aber nach dem Realschulabschluss ist erst einmal ein Freiwilliges Soziales Jahr dran in der Altenpflege, „und dann bin ich da hängengeblieben“, sagt Poll. Eine Lehre und zwei Berufsjahre schließen sich an, der Gedanke an ein Theologiestudium ist – ohne Abitur – nicht einfach umzusetzen. Außerdem bekommt er ein Buch von Hans Küng in die Finger, der die Frage grundsätzlich aufwirft: Braucht es in der Kirche den Priester?

Patrick Poll geht der Frage weiter nach, versucht in Wien, ohne Abitur zu studieren, trifft aber vor gut zehn Jahren auf eine Kirche, die er als „höfisch-klerikal“ empfindet, so ganz anders als in der Heimat. Er macht in Schwerin ein pastorales Orientierungspraktikum und erlebt für sich das krasse Gegenteil zu Wien: Er hört Geschichten aus der DDR-Zeit, die ihn beeindrucken, weil sich Menschen für ihren Glauben entschieden und Nachteile in Kauf genommen haben. Wichtig ist dann noch ein Gespräch mit einer Ordensschwester im Kloster Thuine (Emsland), die ihn ermutigt: Irgendwann müsse man diesen Schritt auf Gott hin im Leben tun. So entscheidet er sich für das Theologiestudium in Lantershofen bei Bonn.

Eine Schwäche für die Weite

Im September 2022 wird Poll Praktikant in St. Matthäus in Melle, empfängt dort 2023 die Diakonweihe und wird noch ein rundes Jahr als Kaplan tätig sein. Vieles, was er bisher getan hat, wird sich fortsetzen, zum Beispiel die Gespräche mit jungen Leuten über Glaube und Religion. „Auch wenn deren Kirchlichkeit nachzulassen scheint, kann man da doch gut andocken“, sagt er. Oder die Gespräche mit Taufeltern, ebenso die mit Angehörigen vor einer Beerdigung. „Wenn ich dann vor dem Sarg oder der Urne stehe und auf ein ganzes Leben blicke, ist das für mich immer ein ehrfurchtsvoller Moment.“ Als ein Mehr kommt jetzt die Feier der Eucharistie hinzu. „Es wird sicherlich schön sein, zum Beispiel mit Kindern zu feiern, an deren Vorbereitung auf die Erstkommunion ich selbst mitgewirkt habe.“

Patrick Poll macht gerne lange Spaziergänge oder liest die sogenannten Ostfrieslandkrimis, außerdem hat er eine Schwäche für die Weite und das Meer. Deshalb kann er es sich gut vorstellen, nach der Zeit in Melle in der extremen Diaspora zu wirken. Schwerin hat Spuren hinterlassen.

Die Priesterweihe ist am Samstag, 18. Mai, um 9.30 Uhr im Osnabrücker Dom. Die Liturgie wird live im Internet übertragen. 
Die Heimatprimiz ist am Sonntag, 26. Mai, um 10.30 Uhr in Aschendorf. Ortsprimiz am Sonntag, 2. Juni, um 9 Uhr in Melle-Riemsloh.

 

Matthias Petersen