Vom 3. Bis 5. Mai ist in Hamburg Evangelischer Posaunentag
Ein Meer von Posaunen
Foto: Andreas Hüser
Bei der Eröffnung auf der Moorweide (Freitag, 18 Uhr) und beim Abschlussgottesdienst im Stadtpark (Sonntag, 12 Uhr) werden Massen gemeinsam spielen. Aber es geht nicht um Masse. In den Kirchen geben ausgewählte Chöre Konzerte. 100 Platzkonzerte gibt es verstreut auf den Hamburger Straßen und Plätzen – zum Zuhören für alle. „Mittenmang“ lautet das Motto des Treffens. Thematisch orientiert sind verschiedene Konzerte am Samstag, alle um 14 Uhr: „Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus“ im Lohsepark, in der Ballinstadt „Flucht und Migration“, „Inklusion“ in Alsterdorf und „Klima“ am Fischmarkt.
Bläserklänge am Kai, vom Schiffsdeck, in Kirche und Park
Ein Höhepunkt wird die Serenade am Samstagabend an den Landungsbrücken, wo die Reihe der Musiker 1,2 Kilometer lang sein wird. Ein „kleiner“ Chor von jungen Bläsern (es sind nur 400) wird vom Achterdeck der Cap San Diego spielen. Das Publikum lauscht vom Festland aus. „Gleichzeitig spielen die Turmbläser vom Michel. Ich bin gespannt, ob man das unten auf der Fedderpromenade noch hört“, sagt Peter Schulze. Der Organisationschef des Hamburger Posaunentages braucht lange, um alle pfiffigen Ideen aufzuzählen, die sein Team in fünf Jahren Vorbereitungszeit zusammenkomponiert haben. Für Peter Schulze, der schon etliche Kirchenevents – auch ökumenisch – organisiert hat, ist das der letzte Tusch vor dem Ruhestand.
Ausdrücklich ökumenisch ist dieses Ereignis nicht – auch wenn zwei katholische Kirchen (Mariendom und Kleiner Michel) Gastgeber sind. Posaunenchöre sind eine Spezialität der evangelischen Kirche. „Ihr Ursprung liegt in missionarischen Laien- und Erweckungsbewegungen im 19. Jahrhundert“, erklärt Daniel Rau, Posaunist, Landesposaunenwart der Nordkirche und Geschäftsführer des Posaunentages. „Die Kirchen wurden zu klein, man ging hinaus und brauchte Musik.“ Eigene Notensätze waren nicht nötig. Man nahm einfach die verbreiteten Chornoten und spielte die Gesangsstimmen mit den entsprechenden Instrumenten. „Wir spielen Chormusik ohne Wort“, sagt Daniel Rau. Die Bläserchöre boomten, vor allem in der Herrnhuter Brüdergemeine und in evangelischen Hochburgen wie etwa Ostwestfalen. Der Posaunenchor gehört heute zu jeder größeren evangelischen Gemeinde. „Das wird von Generation zu Generation weitergegeben. Enkel spielen dort, wo schon Mutter, Vater oder Großvater gespielt hat.“
90.000 Musiker spielen heute in den 6.000 Posaunenchören in Deutschland. Es waren einmal mehr. Nachwuchs ist auch hier schwer zu finden. Der Posaunentag, hoffen die Organisatoren, wird auch einen Werbeeffekt haben und Lust machen, selbst mitzumachen. Und der Tag wird manchem geschrumpften Ensemble Rückenwind geben. Peter Schulze: „Bei vielen gibt es die starke Sehnsucht, einmal im großen Chor zu spielen – die Sehnsucht nach dem Tutti.“ Das Tutti erleben kann auch, wer keine Eintrittskarten für einzelne Konzerte hat. Die großen Freiluftgottesdienste und viele einzelne Aktionen sind für alle offen. Programm und weitere Informationen: www.dept2024.de im Internet.