Über Josua, den Nachfolger des Mose

Ein wahrer Kämpfer vor dem Herrn

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Josua: In der Bibel ist ein ganzes Buch nach ihm benannt, auch die erste Lesung dieses Sonntags stammt daraus. Aber wer ist dieser Mann eigentlich, der zumindest in christlicher Tradition oft unterschätzt wird?

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Fast wie ein römischer Feldherr: Josua leitet die Durchquerung des Jordan. Gemälde von Benjamin West (1800). Foto: wikicommons

Von Theresa Brandl

Christen kommt er vor wie der Mann in der zweiten Reihe. In der jüdischen Tradition hingegen hat er eine herausragende Bedeutung. Denn Josua hat in seinem langen Leben Entscheidendes für das Volk Israel geleistet. Und das vor allem in kriegerischer Hinsicht: Josua war ein Kämpfer.

Zum ersten Mal wird er beim Kampf gegen die Amalekiter erwähnt (Exodus 17,8-16). Josua zieht im Auftrag des Mose in die Schlacht, während Mose selbst vom Gipfel eines Hügels die Sache beobachtet und betend unterstützt.
 
Einige Kapitel weiter wird Josua dann als Diener des Mose bezeichnet (Exodus 24,13): Er ist dabei, als Mose auf dem Gottesberg Sinai die Steintafeln mit den Geboten erhält, nach denen das Volk Israel von nun an leben soll. Damit ist er Zeuge eines der wichtigsten biblischen Ereignisse überhaupt, und das lässt bereits erahnen, dass Josua das Zeug zum Nachfolger hat. Er steht Mose treu zur Seite – während das Volk Israel derweil am Fuße des Berges ein goldenes Kalb als Götzen anbetet.
 
Als Späher vorausgeschickt

Wie lange Israel am Sinai rastete, ist unsicher, aber vermutlich lange. Erst das Buch Numeri erzählt vom Aufbruch Richtung Gelobtes Land. Und wieder hat Josua eine militärische Führungsposition – diesmal als Späher. Gemeinsam mit elf anderen Männern, aus jedem Stamm einer, soll er Kanaan erkunden und Früchte als Kostproben mitbringen. Für diesen Auftrag erhält Josua seinen neuen Namen – vorher wird er als „Hoschea, Sohn des Nun“ vorgestellt. Und der neue Name ist Programm: „Der Herr ist die Rettung“.
 
40 Tage lang sind die Männer unterwegs, ehe sie zu Mose zurückkehren. Sie berichten: „Wir kamen in das Land, in das du uns geschickt hast. Dort fließen in der Tat Milch und Honig und das hier sind Früchte, die dort wachsen.“ Eine abgeschnittene Riesentraube aus Kanaan weckt Vorfreude.  Allerdings haben die Späher auch das Wissen mitgebracht, dass dort starke Menschen leben. Soll man die Eroberung wagen? Zehn der Späher zögern, sie sind von der Stärke des Volkes, das sie gesehen hatten, abgeschreckt. Gott wütet, als er davon hört, dass ihm die Männer trotz all der Wunder, die er an ihnen getan hat, noch immer nicht vertrauen. Er bestraft sie damit, dass sie weitere 40 Jahre durch die Wüste wandern müssen, ohne das Gelobte Land zu sehen. Nur Josua und Kaleb bleiben von diesem Fluch verschont, denn sie sind für die Eroberung.

Von Mose als Nachfolger eingesetzt

Wohl auch deshalb beauftragt Gott Mose, schon zu Lebzeiten seinen künftigen Nachfolger einzusetzen. Es heißt im Buch Numeri: „Der Herr sprach zu Mose: Nimm dir Josua, den Sohn Nuns, einen Mann, der mit Geist begabt ist, und leg ihm deine Hand auf! Gib ihm etwas von deiner Würde, damit die ganze Gemeinde der Israeliten auf ihn hört.“ (Numeri 27,18-20)

Das in der Bibel nun folgende Buch Deuteronomium erzählt, dass Israel dem Gelobten Land näherkommt, aber nach Gottes Willen den Jordan nicht queren und das Land nicht in Besitz nehmen darf. Auch Mose nicht. Er stirbt am Ende des Buches Deuteronomium – doch seine Nachfolge ist ja geklärt: „Die Israeliten beweinten Mose dreißig Tage lang. Danach war die Zeit des Weinens und der Klage um Mose beendet. Josua, der Sohn Nuns, war vom Geist der Weisheit erfüllt, denn Mose hatte ihm die Hände aufgelegt. Die Israeliten hörten auf ihn und taten, was der Herr aufgetragen hatte.“ (Deuteronomium 34,8-9)

Endlich im Gelobten Land

Erst dann beginnt das Buch Josua mit der ersten Amtshandlung des Nachfolgers des Mose: Er führt das Volk Israel endlich durch den Jordan in das Gelobte Land. Gott lässt dafür erneut, wie beim Auszug aus Ägypten, das Wasser wie einen Wall stehen. Als Zeichen für dieses Wunder fordert Gott Josua auf, zwölf Gedenksteine aus dem Jordan zu holen. Sie sollen an die Macht Gottes erinnern, „auf dass alle Völker auf Erden die Hand des Herrn erkennen, wie mächtig sie ist, und ihr den Herrn, euren Gott, fürchtet allezeit“. Und tatsächlich verlässt die Könige der Amoriter und Kanaaniter der Mut, und ihr Herz verzagt, als sie hören, was Gott für die Israeliten am Jordan getan hat.
 
Das Volk Israel feiert sein erstes Passahfest, aber gewonnen hat es noch nicht. Die folgenden Kapitel erzählen von zahlreichen Kämpfen, die Israel unter der Führung Josuas besteht. Er muss ein mächtiger Heerführer gewesen sein – sogar Sonne und Mond konnte er bei der Schlacht von Gibeon stillstehen lassen (Josua 10). Und am Ende dieser Fehden steht der Sieg. Dafür wird Josua in Israel bis heute verehrt.

Und dafür, dass er gegen Ende seines Lebens das eroberte Land im Auftrag Gottes gerecht unter den zwölf Stämmen aufteilt (Josua 13-21). Als dies abgeschlossen ist, hat sich das Wort des Herrn erfüllt. „So gab der Herr Israel das ganze Land, das er ihren Vätern mit einem Eid zugesichert hatte. Sie nahmen es in Besitz und wohnten darin. Und der Herr verschaffte ihnen Ruhe ringsum. Keiner von all ihren Feinden konnte ihnen Widerstand leisten; alle ihre Feinde gab der Herr in ihre Hand. Keine von all den Zusagen, die der Herr dem Haus Israel gegeben hatte, war ausgeblieben; jede war in Erfüllung gegangen.“ (Josua 21,43-45)

Alles, was Josua nun noch zu tun hat, ist, das Volk erneut auf Gottes Gebote einzuschwören, denn er weiß: Ohne Gott hätte er, hätte Israel nicht siegen können. In seiner langen Abschiedsrede (Josua 23-24) sagt er: „Achtet aber nur genau darauf, dass ihr tut nach dem Gebot und Gesetz, das euch Mose geboten hat, dass ihr den Herrn, euren Gott, liebt und wandelt auf allen seinen Wegen und seine Gebote haltet und ihm anhangt und ihm dient von ganzem Herzen und von ganzer Seele.“
 
Josua, der Feldherr aus dem Stamme Efraim, stirbt im biblischen Alter von 110 Jahren und wird im Gebiet seines Erbteils in Timnat-Serach begraben. In der biblischen Geschichte hat er eine tragende Rolle gespielt – für Israel tut er das bis heute. So zieren Josua und sein Mit-Späher Kaleb als mit Trauben beladenes Duo das Logo des Israelischen Tourismusverbandes.