Papst Franziskus reist erneut nach Ungarn

Ein willkommener Gast

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Zum zweiten Mal reist Papst Franziskus Ende April nach Ungarn. Welche Botschaften wird er in dem konservativ geprägten Land setzen?

Foto: kna/Vatican Media/Romano Siciliani
Schon 2021 besuchte Papst Franziskus Budapest - damals nahm er am Eucharistischen Weltkongress teil. Foto: kna/Romano Siciliani/Vatican Media


Wie es Ungarns Regierung geschafft hat, Papst Franziskus zu einem erneuten Besuch in Budapest zu bewegen, gehört zu den Geheimnissen der vatikanischen Diplomatie. Fest steht, dass Franziskus bereits 2021 nach einem Kurzbesuch beim Eucharistischen Weltkongress in Budapest ankündigte, er wolle noch einmal, und diesmal für mehrere Tage, nach Ungarn kommen. Nun steht das Land vom 28. bis 30. April tatsächlich erneut auf dem päpstlichen Reiseplan.

Bei der Suche nach Gründen hilft ein Blick auf die Landkarte. Von seinen 13 Reisen in Europa führten Franziskus 9 an den östlichen und südöstlichen Rand der EU. Er hat das Baltikum und Polen besucht, die Slowakei, Rumänien, Bulgarien und Nordmazedonien, Zypern und Griechenland. Da fällt das Reiseziel Ungarn nicht aus der Reihe. Franziskus geht auch in der EU lieber "an die Ränder" als in die Zentren der Macht.

Und er scheut sich nicht, seinen neuen, offenen Stil des Kirche-Seins auch in Ländern zu predigen, wo der Klerus noch eher die alte katholische Wagenburg-Mentalität pflegt. Deshalb sind die Ansprachen, die Franziskus dort kirchenintern halten wird, ähnlich spannend wie seine Begegnungen mit Politikern. Denn so, wie sich die Regierungschefs von Tallin bis Skopje oft eher nationalistisch denken, sind auch die Bischöfe in diesem Teil Europas nur selten für Offenheit gegenüber neuen gesellschaftlichen und kirchlichen Entwicklungen bekannt.

Auf Ungarn trifft dies zu. Kardinal Peter Erdö, Erzbischof von Esztergom-Budapest und Primas von Ungarn, gilt als Vertreter der konservativen osteuropäischen Variante des Katholizismus. Weder er noch der Bischofskonferenz-Vorsitzende Andras Veres haben Orbans restriktive Flüchtlingspolitik kritisiert.


Katholische Bischöfe und Politiker stimmen in vielem überein

Auch in anderen Politikfeldern gibt es Übereinstimmungen zwischen dem konservativen Protestanten Orban und den katholischen Bischöfen. Er unterstützt die Kirchen des Landes finanziell massiv. Auch die Familienförderung unter Orban begrüßen sie ausdrücklich. Eltern mit drei und mehr Kindern erhalten erhebliche Zuschüsse und Steuerbefreiungen. Das Modell ist so attraktiv, dass ausgewanderte Familien in die ungarische Heimat zurückkehren. Konsens zwischen Regierung und Bischöfen gibt es auch bei der Politik gegenüber sexuellen Minderheiten; etwa das Verbot von Werbung für gleichgeschlechtlichen Sex und das gesetzliche Nein zur Ehe für alle.

Welche Botschaften wird Papst Franziskus in Budapest platzieren? Da eine Begegnung des Papstes mit Flüchtlingen vorgesehen ist, steht zu erwarten, dass er dafür werben wird, Migranten mit offenem Herzen aufzunehmen und zu integrieren. An diesem Punkt könnte es Divergenzen mit Orban geben. Ob Franziskus etwas zur Verteidigung von Pluralismus und Gewaltenteilung und gegen autokratische Politik sagen wird, ist ungewiss.

Spannend ist auch, wie sich der Papst und Orban zum Krieg zwischen Russland und der Ukraine äußern werden. Ungarns Vatikanbotschafter Eduard Habsburg erklärte unlängst, Orban und der Papst seien die einzigen, die bei diesem Thema an erster Stelle nicht vom Krieg, sondern von Frieden sprächen.

Tatsächlich verfolgen beide - aus unterschiedlichen Motiven - eine andere Politik gegenüber Russland und der Ukraine als die meisten Regierenden in Europa. Orban, der sich als Anwalt der großen ungarischen Minderheit in der Ukraine sieht, hält sich mit Kritik und Sanktionen gegen Moskau zurück - auch wenn er den Angriffskrieg der Russen klar verurteilt hat. In der Energieversorgung ist Ungarn fast komplett von Russland abhängig; auch das erklärt die Zurückhaltung der Regierung in Budapest.

Orban war auch der einzige in der EU, der Sanktionen gegen Russlands Patriarchen Kyrill I. abgelehnt hat. An diesem Punkt könnten sich Interessen der vatikanischen und der ungarischen Außenpolitik treffen. Möglich, dass Orban und Franziskus von Ungarn aus einen gemeinsamen Friedensappell in Richtung Kiew und Moskau lancieren werden. Das wäre ein Novum für den Papst, der solche Aufrufe sonst nur gemeinsam mit anderen religiösen Führern verfasst hat.

kna