125 Jahre Mädcheninternat St. Marienstift

Ein Zuhause für alle

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Mit 80 Waisenkindern begann die Geschichte des Mädcheninternats St. Marienstift Schwagstorf. Nach 125 Jahren gibt es die Einrichtung noch immer – mit 60 Plätzen in fünf Wohngruppen. Zum Jubiläum laden die Thuiner Franziskanerinnen zu einem Fest der Begegnung ein.


Anhand dieses Fotos erzählt Schwester Marianne die Geschichte des St. Marienstifts. Foto: Elisabeth Tondera

Eine Kinderzeichnung hängt im Flur des Mädcheninternats Schwagstorf. Darauf zu sehen: ein Haus, lachende Menschen und eine Sonne. Darunter steht: „Ein Zuhause für alle!“ Dieses Zuhause bieten die Thuiner Franziskanerinnen Kindern und Jugendlichen im Schulalter seit 125 Jahren.

Die Geschichte des Internats begann am 21. Oktober 1894. Damals zogen 20 Thuiner Schwestern und 80 Waisenkinder in das neu erbaute St. Marienstift bei Schwagstorf. Alles begann im Jahr 1888, als Maria Anna Krimpenfort eine leuchtende rechtwinklige Fläche in der Größe eines Hauses am Himmel sah. Daraufhin entschloss sich das Stifterehepaar Bernhard Anton und Maria Anna Krimpenfort, seinen Besitz zum Bau eines Waisenhauses und eines Klosters zu stiften. Nach Absprache mit dem damaligen Bischof von Osnabrück, Bernhard Höting, wandte sich das Paar an die Kongregation der Franziskanerinnen in Thuine. Das dortige Waisenhaus war überfüllt, so dass die Schenkung mit Freude angenommen wurde.

Zusätzlich zum Waisenhaus eröffneten die Schwestern eine Volksschule und nahmen Internatsschüler auf – in den ersten Jahren Mädchen und Jungen gleichermaßen. Bereits 1898 zogen die Jungen nach Thuine. Seitdem gibt es in Schwagstorf ein reines Mädcheninternat, heute mit 60 Plätzen in fünf Wohngruppen.

Die Aufnahme erfolge aus unterschiedlichen Gründen, sagt Internatsleiterin Schwester Marianne. In Zusammenarbeit mit der Marienschule, den umliegenden Schulen und dem Jugendamt verstehe sich das Internat als familienergänzend, nicht -ersetzend. „Wir unterstützen Eltern bei der Erziehung und die Kinder in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit.“

Zeittafel dokumentiert die Geschichte des Hauses

Da es deutschlandweit nur wenige Internate für Haupt- und Realschulen gibt, sind im Marienstift zum Beispiel auch Schülerinnen aus Berlin und Frankfurt untergebracht. Es ist außerdem eines der wenigen Internate, das Grundschülerinnen aufnimmt. Zurzeit sind drei Erstklässlerinnen dabei. Wie kommen die Kinder damit klar, den Alltag nicht in ihren Familien zu verbringen? Schwester Marianne verweist auf eine Power-Point-Präsentation zum Jubiläum, in der sich eines der Mädchen vorstellt und aus vollem Herzen sagt: „Das Marienstift ist wie ein Zuhause für alle!“

So erleben es nicht nur die Kleinen. „Einige Mädchen, die eine Ausbildung machen und nicht mehr im Internat wohnen, treffen sich Weihnachten hier und begreifen sich als Familie“, berichtet Schwester Marianne.

Eine Zeittafel dokumentiert die 125-jährige Geschichte des Marienstifts. 1933 wurde das Schwesternaltenheim St. Anna angebaut. Während des Nationalsozialismus litt das Marienstift unter Repressalien. 1939 wurde es enteignet und die Schule aufgelöst. Ab August 1942 wurden Schwangere und Säuglinge aus ausgebombten Großstädten aufgenommen, 1945 richteten Polen ein Lazarett im Marienstift ein. 1947 konnte die Schule wiedereröffnet werden. 1967 wurde sie staatlich als Hauptschule, 2000 als Haupt- und Realschule anerkannt. Seit 1972 können externe Schülerinnen und seit 2007 auch Jungen aufgenommen werden.

1980 wurde ein Gebäude für Exerzitienkurse und Besinnungstage angebaut, in dem auch die Provinzleitung der deutschen Provinz der Thuiner Franziskanerinnen untergebracht ist.

Elisabeth Tondera

Die Thuiner Franziskanerinnen laden am Sonntag, 20. Oktober, von 15 bis 18 Uhr zu einem Fest der Begegnung ein. Es beginnt mit einer Dankandacht in der Marienkapelle. Danach werden unter anderem Führungen über das Gelände angeboten.