Papstaudienz einer ganzen Schule ist Novum in Ostdeutschland
Eine Schule fährt nach Rom
Die letzten Planungstreffen im Büro des Schulleiters Sebastian Heider (Zweiter von links): Ana Timon, Theresa Brekle und Lukas Moosdorf (von links) präsentieren T-Shirts, Programmheft und Namensschilder für die Romfahrt der rund 680 Mitfahrer. Foto: Ruth Weinhold-Heße |
Mit elf Bussen – einige davon sind Doppelstockbusse – und rund 60 Begleitpersonen machen sich am Nachmittag des 2. Oktobers rund 620 Schüler des Bischöflichen Maria-Montessori-Schulzentrums von Leipzig-Grünau aus auf den Weg in die Ewige Stadt. Zunächst war die Fahrt zum 25. Geburtstag im November 2021 geplant, musste wegen Corona aber zwei Mal verschoben werden. Jetzt gehen die Vorbereitungen für die außergewöhnliche Fahrt der Klassenstufen sechs bis zwölf in die Endrunde.
Jeder bekommt noch ein T-Shirt mit dem Schriftzug „monte alla fonte“, auf Deutsch: „zu den Quellen“. Über das Motto hatten die Schüler selbst abgestimmt. Schulleiter Sebastian Heider erklärt: „Die Aussage stimmt in doppelter Hinsicht. Wir sind eine christliche Schule und werden mit dem Papst eine bedeutende christliche Persönlichkeit erleben.“ Es sei eine große Chance, dass zwar nur rund die Hälfte der Schüler einen christlichen Hintergrund haben, aber alle im Schulalltag Gemeinschaft erleben und dabei christliche Werte kennenlernen können. Ein weiterer Pfeiler der Schule ist die Pädagogik Maria Montessoris. Die Ärztin und Reformpädagogin stammte aus Italien – auch hier führt die Fahrt zu den Quellen.
Als der Schulleiter seine Idee der Lehrerschaft vortrug, hatte er bereits mit „alpetour“ ein Reiseunternehmen gefunden, dass bei der Umsetzung des Vorhabens helfen würde. „Da war viel Begeisterung,“ erinnert sich Theresa Brekle vom Vorbereitungsteam, selbst Lehrerin für Deutsch, Mathe und Deutsch als Zweitsprache. Schnell sei aber klar gewesen, dass nicht nur Sehenswürdigkeiten abgeklappert werden. Vielmehr sollen die Klassen einen kompletten Tag in Rom als Projekttag nutzen, um selbständig die Stadt kennenzulernen. Den wiederum hat jede Klasse bereits in einer Projektwoche vorbereitet. So wird eine Klasse ein Umweltprojekt am Strand des Vororts Lido di Ostia machen, eine andere die Kuppel des Petersdoms besteigen und die Leistungskurse Kunst wollen sich verschiedene Museen und Street Art in Rom anschauen. „Die Schüler mussten alles selbst vorbereiten, den Weg dorthin planen, sich überlegen, wo man essen könnte, sowie Kurzvorträge konzipieren.“ sagt Brekle. Selbst die Finanzierung des Tages oblag den Klassen selbst, manche veranstalteten Kuchenbasare, andere starteten Fundraising-Projekte. Das alles stärke das Selbstbewusstsein der Schüler, ist Schulleiter Heider überzeugt.
Ana Timon, Lehrerin für Spanisch und Geschichte, die mit im Vorbereitungsteam arbeitet, erzählt von den ökologischen Bedenken, die einige zunächst hatten. Da aber im vergangenen Schuljahr, in dem die Fahrt zunächst geplant war, alle anderen Klassenfahrten ausgesetzt wurden, ist die Umweltbelastung nicht viel höher als sonst.
Von der Idee bis zur Umsetzung sind inzwischen gut zwei Jahre vergangen. Mit geplant hat auch Lukas Moosdorf, Lehrer für Geschichte und Religion. Er hatte selbst ein Semester in Rom studiert, spricht italienisch und hat bereits Erfahrungen mit Ministranten-Wallfahrten in die Ewige Stadt. Vor einem Jahr reiste das Vorbereitungsteam samt Schulleiter vor Ort und nahm das Camp in Augenschein, in dem alle von Montag bis Freitag in insgesamt 260 Bungalows wohnen werden. Besonders die Bedürfnisse der Integrationskinder, teilweise mit Rollstuhl, mussten geklärt werden. Mit dabei werden auch knapp 40 ukrainische Schüler sein, die seit einem halben Jahr im Schulzentrum lernen.
Möglich wird das alles auch dadurch, dass rund ein Viertel des Fahrpreises durch Spenden gedeckt werden – immerhin über 60 000 Euro. Den größten Teil davon steuern die Schulstiftung im Bistum Dresden-Meißen, der Förderverein des Schulzentrums sowie das Bonifatiuswerk bei.
Spürbar aufgeregt seien inzwischen alle, so die Vorbereitungslehrer. Neben der klassischen Stadtbesichtigung und der der Katakomben in Rom, steht auch ein Gottesdienst mit Bischof Timmerevers, der die Schüler in Rom trifft, auf dem Progrmm und eine Pilgertour nach Assisi. Der Höhepunkt dürfte für viele die Papst- audienz am Mittwoch auf dem Petersplatz werden. Dafür müssen die Schüler besonders früh aufstehen. Eine Erinnerung fürs ganze Leben wird die Fahrt nach Rom sicher für jeden.
Von Ruth Weinhold-Hesse