Aktion in Twistringen: Gebete zum Teilen

Eine Truhe voller Schätze

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Zettel in einer Truhe
Nachweis

Foto: Anja Sabel

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Lieblingsgebete von Gemeindemitgliedern, anonym eingesandt, werden vervielfältigt und zum Mitnehmen in den Kirchen in Twistringen, Marhorst, Bassum und Harpstedt aufgestellt.

Schätze gehören in eine Schatztruhe. Deshalb hat Birgit Hosselmann, Pastoralreferentin in Twistringen, gleich vier solcher Behältnisse gekauft – eine Truhe für jeden Kirchenstandort der Pfarrei St. Anna. Nicht für Gold- oder Silberschmuck, sondern für einen Schatz anderer Art: Gebete.

Gebete – sie können gesungen, laut ausgesprochen oder im Stillen formuliert werden. Im Alltag haben sich Morgen- und Abendgebete gewährt, um den Tag mit Gott zu beginnen und zu beschließen, außerdem das Tischgebet, das als Dankgebet zum Essen gesprochen wird. Beten, das Gespräch mit Gott, ist ein zentraler Bestandteil des Glaubens. Das Wort leitet sich von „bitten“ ab und sagt etwas aus über das Verhältnis zwischen Mensch und Gott. Reden und zuhören – es gibt keine funktionierende Beziehung, in der man sich anschweigt. 

Gebete werden in Familien oft weitergegeben, sie prägen und begleiten Menschen über Generationen. Deshalb sei im Gremium „Glaubenskommunikation und Spiritualität“, kurz „Spiri-Club“, die Idee aufgekommen, persönliche Gebete, die einem wichtig sind, anonym mit anderen zu teilen, sagt Birgit Hosselmann. 

Schatztruhe in der Kirche
In der St.-Anna-Kirche in Twistringen haben Birgit Hosselmann (r.) und Küsterin Ilona Kordes die Schatztruhe mit Gebeten schon aufgestellt. Foto: Anja Sabel

Bereits der erste Aufruf war erfolgreich. Etwa 25 Gebete trudelten bei der Pastoralreferentin ein. Eine erste Sammlung an Gebetsschätzen. „Ich bin sehr beeindruckt, was alles angekommen ist“, sagt sie, „unter anderem Lieblingsgebete, klassische Gebete aus Kindheitstagen und ein Mariengebet, von dem ich noch nie gehört hatte“. Eine junge Mutter hat zum Beispiel das Gebet „Müde bin ich, geh' zur Ruh“ beigesteuert und erzählt, dass sie es immer mit ihrer Oma gebetet habe. „Ich kann mir vorstellen, dass sie es jetzt auch an ihr Kind weitergibt“, sagt Birgit Hosselmann und nimmt sich vor, noch mehr Gemeindemitglieder nach der Geschichte hinter dem Gebet zu fragen. „Die Aktion zeigt mir, dass Gebete im Alltag noch präsent sind.“

In nächster Zeit wird sie die kleinen Schatztruhen mit den ersten vervielfältigten Gebeten zum Mitnehmen oder Abfotografieren in den Kirchen in Twistringen, Harpstedt, Bassum und Marhorst aufstellen. Die Küsterinnen und Küster sind informiert und melden sich, sollte Nachschub gebraucht werden. Und natürlich ist Birgit Hosselmann gespannt auf weitere Gebetsschätze.

Anja Sabel
Beispiele von Lieblingsgebeten von Mitgliedern der Pfarrei St. Anna in Twistringen

Ich will positiv auf meine Kinder einwirken und sie zu starken Persönlichkeiten machen. 
Ich will sie aufrichten, nicht niederdrücken; und keine zerstörerischen Worte sollen je aus meinem Mund kommen.  
Nach Römer 15,2

 

Jeden Morgen
mich in die Mitte des Zimmers stellen
dastehen
zu mir stehen
Jeden Morgen
vor aller Leistung mich erinnern
dass Leben ein Geschenk ist – 
tief ein- und ausatmen
aus dem Urvertrauen heraus
dass Gott in mir atmet
und ich dadurch mit der ganzen Schöpfung
verbunden bin
Jeden Morgen mich neu segnen lassen
im Dastehen mit offenen Händen
im Genießen der Zärtlichkeit
im Staunen über die alltäglichen Wunder
Pierre Stutz

 

Dein Name, Herr, ist 
Leben, Friede, Schalom und Salam. 
Dieser Name sei genannt 
und gepriesen von allen. 
Mit allen, die diesen Namen kennen, 
bitten wir um Frieden für die Nahen und um Frieden für die Fernen.
Um Frieden in den Herzen, Frieden in allen Zelten, Häusern und Palästen.
Um Frieden zwischen den Religionen und Kulturen. 
Um Frieden für die Schöpfung, die seufzt. 
Zeige allen, wer du in Wahrheit bist. 
Mache uns zu Werkzeugen deines Friedens.
Hermann Schalück (*1939)

 

Wir preisen dich, unsichtbarer Vater,
du Spender ewigen Lebens.

Du bist der Urquell jeder Gnade 
und jeder Wahrheit.

Du liebst die Menschen und 
bist ein Freund der Armen.

Durch das Kommen deines geliebten Sohnes
lässt du dich mit allen versöhnen 
und ziehst alle an dich.

Mache aus uns lebendige Menschen.

Gib uns den Geist des Lichtes,
dass wir dich und Jesus Christus, 
den du gesandt hast, erkennen.

Gib uns den Heiligen Geist,
damit wir deine unergründlichen Geheimnisse künden 
und erklären können.

Aus uns möge reden Jesus, der Herr,
und der Heilige Geist.

Durch uns soll er dich lobpreisen.

Denn du bist erhaben über jede Macht und Gewalt
und Kraft und Herrschaft.

Serapion, 4. Jh., Bischof in Ägypten