Wallfahrtsmesse in Sögel

Einlassen auf neue Wege

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Glaube und Mut verbanden sich bei der Wallfahrtsmesse auf Schloss Clemenswerth in Sögel. Rund 300 Gäste konnten im Klostergarten teilnehmen. Bischof Franz-Josef Bode freute sich, dass „wir erstmals seit Ausbruch der Pandemie überhaupt wieder einen Gottesdienst in dieser Größe feiern dürfen“.


Wallfahrtsmesse in Sögel am vergangenen Sonntag mit Bischof Franz-Josef Bode. Foto: Ingrid Cloppenburg

Applaus gab es dafür, dass bei der Dialogpredigt mit der Theologin Andrea Schwarz eine Frau in die Predigt eingebunden war. Der geplante Livestream hat zum großen Bedauern der Veranstalter nicht funktioniert, ab sofort kann aber ein Filmbeitrag auf der Homepage der Gemeinde abgerufen werden.  

Ursprünglich wurde der Klostergarten als Rückzugsort angelegt. Die Kapuziner-Patres sollten dort Ruhe für Andacht und Gebet finden. Am vergangenen Sonntag allerdings eignete sich das architektonische Konzept mit den vielen Rasenfeldern hervorragend, um in ausreichendem Abstand die Wallfahrtsmesse feiern zu können. „Das dürfte ebenso im Sinne des Architekten sein“, sagte Bischof Bode, der sich freute, dass trotz der Pandemie ein solcher Gottesdienst stattfinden durfte. 

Eingeladen waren vor allem Ärzte, Pfleger und Beschäftigte in medizinischen Berufen, die in der Coronakrise besonders gefordert waren und noch sind. „Wo wir uns den Menschen zuwenden – heilend, pflegend, kümmernd – da ist Gottesdienst“, sagte der Bischof. 
 
Die Predigt fand erstmals als Dialogpredigt statt. Bischof Bode und die Theologien Andrea Schwarz wechselten sich mit ihren Wortbeiträgen ab. Schwarz sprach klare Worte: „Wir leben in seltsamen Zeiten. Seltsame Zeiten hat auch Maria erlebt. Unverheiratet, schwanger – nicht von einem Mann, sondern schwanger von Gott, erfüllt von seiner Liebe. Alle Pläne durchkreuzt, nichts ist mehr so, wie es mal war. Zeiten voller Angst und Spannung.“ Schwarz spannte den Bogen zur heutigen Zeit. „Geht es uns jetzt nicht ähnlich? 1,50 Meter Abstand, kein Händeschütten. Kurzarbeit, finanzieller Ruin, durchkreuzte Pläne. Worauf können wir hoffen? Was können wir von Maria lernen?“ 

Eine Kirche, die sich nicht zurückzieht aus der Welt


Im weitläufigen Klostergarten konnten die Corona-Abstände gut eingehalten werden. Foto: Ingrid Cloppenburg

„Die alten Worte des Evangeliums bleiben nicht leer, wenn wir mit Maria aufbrechen“, antworte daraufhin Bischof Bode. Sich wachmachen zu lassen und sich einzulassen auf neue Wege, das fordere die heutige Zeit. Nicht das Kreisen um eigene Probleme und um sich selbst sei hilfreich, sondern das Aufbrechen. Das gelte auch für die Kirche.  

Bode sprach offen über die Probleme der Kirche, die unter Vertrauensverlust und Kirchenaustritten leide. „Wir wünschen uns eine Kirche, die bleibt und sich nicht zurückzieht aus der Welt. Eine Kirche die hingeht, und nicht nur kommen lässt. Eine Kirche, die Räume eröffnet – Räume der Stille und der Begegnung und der Vertiefung des Dialoges. Es kann nie eine Kirche geben, die sich nicht verändert und wach ist für den Menschen. Eine Kirche nach den Vorbild Mariens ist keine Kirche, die gespalten ist sondern eine Kirche von Menschen und Gläubigen gleichen Wertes. Eine Kirche, die salbt und sendet.“ 

Am Ende der Feier gab es für jeden Besucher eine Salbe aus Heilkräutern. „Sie soll sinnbildlich die Wunden der Menschen in diesen „verrückten Zeiten“ heilen“, schloss Bode seine Predigt. 

Ingrid Cloppenburg