Urlaub für Alleinerziehende
Einmal fünf Tage raus aus dem Hamsterrad
Alleinerziehende Eltern stehen unter großem Druck. Das Bistum Osnabrück lädt sie deshalb zu gestalteten Urlaubstagen ein. Andrea Grote, Referentin für Familienpastoral, leitet solche Freizeiten und erklärt, warum sie wichtig sind.
Wann gab es die letzte Freizeit für alleinerziehende Mütter?
Das ist noch gar nicht so lange her – im Marstall Clemenswerth in Sögel. Leider war es die einzige in diesem Jahr, mehr ist wegen der Corona-Krise leider nicht möglich. Wir hatten dort 14 alleinerziehende Mütter mit 22 Kindern aus dem ganzen Bistum zu Gast.
Und wie sah das Programm aus?
Sieben Teamer und Teamerinnen sowie zwei Leitende haben fünf Tage lang ein abwechslungsreiches Programm gestaltet: mit Angeboten jeweils nur für die Kinder und Frauen, aber auch mit gemeinsamen Zeiten. Die Teilnehmerinnen konnten ihre eigenen Stärken und liebenswerten Seiten neu entdecken – und auch die ihrer Kinder. Wir haben viel kreativ gearbeitet, haben Spiele gespielt oder sind rund um den Marstall spazieren gegangen. Und vor allem gab es für die Mütter viel Zeit zu Gesprächen untereinander, das war sehr wichtig. Denn auf diesen Freizeiten und Wochenenden, die wir sonst im Jahr drei Mal an verschiedenen Orten anbieten, entstehen immer neue Kontakte.
Wie kam das an?
Die Rückmeldungen am letzten Tag waren sehr gut. Viele Teilnehmerinnen haben uns gesagt, dass sie mal so richtig ‘runterfahren konnten, weil sie sich eben nicht um typische Alltagsdinge kümmern mussten. Und es hat ihnen gutgetan, sich mit anderen Frauen zu unterhalten, die in einer ähnlichen Situation sind – wo sie sich nicht rechtfertigen oder erklären müssen, wo jede jede versteht und sich einfühlen kann, wo man nicht ständig bewertet wird. Eine Frau sagte mir: „Diese Entlastung hat mir unglaublich gutgetan“. Und sie hätte sich sogar noch mehr Tage gewünscht.
Warum sind solche Tage wichtig?
Alleinerziehende Eltern befinden sich oft in einer prekären Situation. Ich würde schon sagen, dass sie wirklich benachteiligt sind. Die meisten sind voll oder in Teilzeit beschäftigt und stehen unter großem Druck. Sie haben das Gefühl: „Ich muss einfach nur noch funktionieren.“ Sie sind den ganzen Tagen am Rennen, Organisieren, Machen, Kümmern – und sie sind allein damit. Sie haben keinen Partner, der hilft und ihnen den Rücken stärkt. Ganz oft hören wir in diesen Tagen das Wort Hamsterrad. Zudem stehen nicht wenige auch vor finanziellen Problemen, weil das Geld oft knapp bemessen ist.
Was kosten denn die Freizeiten?
Wir bieten diese Freizeiten zu günstigen Konditionen an. Pro Familie kosten die fünf Tage 75 Euro. Das geht nur, weil der Familienbund der Katholiken und das Bistum diese Projekte großzügig fördern. Das Bistum legt pro Jahr etwa 11 000 Euro dazu, weil das dem Bischof sehr wichtig ist. Für viele Alleinerziehende sind das die einzigen Urlaubstage im Jahr, die sie sich leisten können.
Müsste es solche Freizeiten nicht öfter geben?
Absolut richtig, der Bedarf ist riesig. Jedes Jahr haben wir weit mehr Anmeldungen als freie Plätze. Manchmal müssen wir bis zu 60 Familien eine Absage schicken, und wegen der großen Nachfrage ist es für die meisten Teilnehmer fast unmöglich, zwei Mal in Folge mitzufahren. Das ist schade, weil sich einige gerne wiedersehen würden. Wir möchten die Angebote ausbauen und mehr in die Fläche gehen.
Wie kann das gehen?
Wir sind auf Spenden angewiesen – und auf Kollegen und Kolleginnen aus einem Dekanat oder einer Pfarreiengemeinschaft, die zusammen Veranstaltungen für Alleinerziehende anbieten: vielleicht ein Wochenende, ein Frühstück zu passenden Zeiten, ein Gesprächsabend. Auch Verbände könnten sich der Sache annehmen. Wir vom Bistum würden bei der Organisation und Finanzierung helfen.
Interview: Petra Diek-Münchow
Wer helfen will, kann sich per E-Mail melden: andrea.grote@bistum-osnabrueck.de