2024 kommt der Katholikentag nach Erfurt

„Erfurt? Das ist ja im Osten!“

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2024 kommt der Katholikentag nach Erfurt. Vertreter der Diözese haben in Stuttgart einige Erfahrungen sammeln können – und wollen manches anders machen als die Schwabenmetropole.

Alois Wolf, Bischof Ulrich Neymeyr, Katholikenrats-Geschäftsführer Felix Hunsicker und Sabine-Maria Kuchta (von links) am Werbestand für den Katholikentag 2024.    Foto: Oliver Gierens

 

Beim Katholikentag in Stuttgart haben Sabine-Maria Kuchta und Alois Wolf genau hingeschaut. Denn beide stammen aus dem Bistum Erfurt – und in der thüringischen Landeshauptstadt soll 2024 das nächste große katholische Laientreffen stattfinden. Vom 29. Mai bis 2. Juni, so die Planung, werden sich Katholiken aus ganz Deutschland – nach Leipzig 2016 – wieder in Mitteldeutschland treffen. Also hielten die Organisatoren aus Erfurt die Augen offen, um zu schauen, welche Erfahrungen sie aus Stuttgart mitnehmen können – im Positiven wie im Negativen.

Konkrete Planungen beginnen am 7. Juni
Sabine-Maria Kuchta macht bereits deutlich: Erfurt wird anders werden. „Wir machen es nicht so groß, es wird kompakter werden.“ Damit ziehen die Organisatoren Konsequenzen aus der Kritik, die am aktuellen Katholikentag mehrfach geäußert wurde: Alles war recht groß dimensioniert, die Wege in der Stuttgarter Innenstadt oft weit – aber die Zahl der Besucher mit rund 27 000 so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Am 7. Juni wird sich auch ganz offiziell die Katholikentagsleitung gründen, dann werden die Organisatoren nicht nur nach geeigneten Plätzen in der Erfurter Innenstadt Ausschau halten, sondern sich auch ein Leitwort überlegen, erklären Kuchta und Wolf. Sicherlich werde dabei die Situation in der Diaspora eine große Rolle spielen. Hier könne man Dinge neu denken, so Kuchta. Bei der Teilnehmerzahl orientiere man sich am Leipziger Katholikentag, weniger an Münster, wo 2018 noch rund 90 000 Besucher zusammengekommen sind.
In Stuttgart hat das Bistum Erfurt bereits für das Event in zwei Jahren geworben. Im gemeinsamen Pavillon „Ökumene in der Mitte“ der beiden Bistümer Magdeburg und Erfurt sowie der Evangelischen Landeskirchen in Mitteldeutschland und Anhalt hat die Diözese einen eigenen Werbestand aufgebaut. Er ist in violett und grün gehalten, doch das, so betonen die beiden, seien noch nicht die offiziellen Farben für den Erfurter Katholikentag, sondern erstmal nur für die Werbekampagne.

Stimmung zwischen Vorfreude und Skepsis
Erste Besucher haben bereits ihr Kommen angekündigt, berichten Sabine-Maria Kuchta und Alois Wolf, die beide dem Vorstand des Erfurter Katholikenrats angehören. „Erstaunlich viele haben gesagt, sie würden Erfurt noch nicht kennen“, so Wolf. Die Bundesgartenschau im letzten Jahr sei aber ein guter Vorläufer und Werbeträger gewesen. Andere wiederum seien aufgrund der geringen Katholikenzahl skeptisch. Doch hier kann der Katholikenrats-Vorstand beruhigen: In Erfurt gibt es ökumenische Schützenhilfe von der evangelischen Kirche. Kuchta ergänzt: „Manche Menschen waren immer noch nicht im Osten – und das 33 Jahre nach dem Mauerfall.“ Eine Besucherin habe gesagt: „Erfurt? Das ist ja im Osten, da waren wir noch nie.“ Andere wiederum seien da aufgeschlossener. Eine weitere Besucherin habe in der Corona-Zeit, als Auslandsreisen nicht möglich waren, eine Tour durch Ostdeutschland gemacht. Auch Wolf erlebt, dass viele Menschen sehr offen und zugänglich seien. „Den Termin hab‘ ich schon im Kalender stehen“, habe ein Interessent gesagt.

Wallfahrt verdrängt Katholikentag
Ein organisatorisches Problem ist allerdings der Termin: So wird der Erfurter Katholikentag rund um Fronleichnam, nicht wie sonst üblich um Christi Himmelfahrt stattfinden. Der Grund ist die traditionelle Bistums-Männerwallfahrt nach Klüschen Hagis, die stets mit tausenden Teilnehmern am Himmelfahrtstag stattfindet. Die ließ sich offenbar nicht in das Katholikentagsprogramm einbinden. Doch Fronleichnam ist in Thüringen kein Feiertag und das, so Kuchta, bringe einige Probleme mit sich. So stehen die Schulen nicht wie sonst für Veranstaltungen oder Übernachtungen zur Verfügung – vielleicht, so meint die Caritas-Referentin, könne es hier noch eine Sonderregelung mit Stadt und Land geben. Auch die Pfarrgemeinden sollen in den kommenden Monaten aktiviert und in die Planung des Katholikentags eingebunden werden – damit in zwei Jahren das große katholische Laien-Event vor der Kulisse des Erfurter Doms ein Erfolg werden kann.

Von Oliver Gierens