Es gibt auch Grund, stolz zu sein
Das erste große Benefizessen nach Corona: Der Neubrandenburger Dreikönigsverein hatte kleiner geplant und an anderem Ort. Es waren dort „nur“ 200 Gäste geladen. Aber die Spendenfreundlichkeit ist ungebrochen.
VON WINFRIED WAGNER
Der erste Nach-Corona-Benefizabend des Neubrandenburger Dreikönigsverein war ein besonderer Abend: Er war kleiner als sonst, hat aber trotzdem viele Spenden gebracht – und er war der erste ohne seinen Initiator. Vereinsvorsitzender Rainer Prachtl und seine Frau konnten wegen einer Corona-Infektion bei der 32. Auflage dieses gesellschaftlichen Höhepunktes weder am Dreikönigshospiz, noch beim abendlichen Treffen in Groß Nemerow dabei sein. Vereinsgeschäftsführer Marcus Bitto verlas vor rund 200 Gästen eine Grußbotschaft Prachtls.
Insgesamt kann der Verein für die Hospizarbeit und andere Projekte weiter auf stabile finanzielle Hilfe bauen. 70 000 Euro kamen an Spenden zusammen. „Mir ist bewusst, dass viele Bürger und Firmen angesichts der Probleme der vergangenen Jahre mit ihrem Geld haushalten müssen“, erklärte Prachtl in seiner Botschaft. Umso beeindruckender sei die Spendensumme. Für die Hospiz- und Vereinsarbeit, zu der auch die Jugendreisen nach Israel gehörten, sei jede Summe wichtig, ob es um fünf Euro einer Rentnerin oder deutlich mehr Geld eines erfolgreichen Unternehmens gehe.
Das Dreikönigstreffen, bei dem schon viele prominente Redner sprachen, war coronabedingt 2021 und 2022 ausgefallen. Um sicherzugehen, dass es 2023 auf jeden Fall stattfindet, hatten Bitto und seine Vereinsmitglieder das Hotel „Bornmühle“ in Groß Nemerow gewählt. Statt sonst 600, wurde sicherheitshalber nur mit 200 Gästen geplant.
Diese fanden in zwei Sälen Platz, wobei die Reden von einem zum anderen Raum per Bildschirm übertragen wurden. Festredner war der Ex-Chefredakteur des ZDF, Peter Frey. Der 65-Jährige erklärte, dass Deutschland am Ende der Coronakrise und mit der Hilfe für Ukraine-Flüchtlinge viel Grund habe, stolz zu sein. Man habe mit großer Anstrengung des Staates die Wirtschaft gut durch die Corona-Zeit gebracht.
Festlicher Ort mit Vorgeschichte
Die aktuelle Unterstützung der Ukraine in der bewaffneten Auseinandersetzung mit Russland sei alternativlos. Allerdings seien Waffenlieferungen aus christlicher Sicht immer ein Problem, sagte Frey, der sich als „Wehrdienstverweigerer“ outete und erklärte, dass er bisher nach dem Motto „Frieden schaffen ohne Waffen“ gelebt habe. Das sei aber in Zeiten solcher aggressiver Regenten wie Putin und in Zeiten von Populismus schwierig.
Den meisten Applaus des Abends erhielt Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt. Dieser wuchs als Kind in Groß Nemerow auf – „nur etwa 150 Meter weg von hier“, sagte der 44-Jährige. Er lobte die Israel-Reisen des Vereins, die er im Herbst 2022 selbst begleitet hatte. Das sei echte völkerverbindende Arbeit. Und dann erinnerte Witt als früherer Kabarettist auch daran, was vor 1990 dort war, wo nun das Hotel „Bornmühle“ seine Gäste mit traumhafter Lage am Tollensesee empfängt. In der etwas versteckten Lage hatte sich in der DDR die Staatssicherheit niedergelassen. Abhörgefahr bestehe aber nicht mehr, meinte Witt mit Augenzwinkern.