Diamantenes Ordensjubiläum

Familienpflege war ihre Leidenschaft

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Schwester Gertrud Terhorst aus Herbrum bei Aschendorf feiert am 1. Mai ihr diamantenes Professjubiläum bei den Franziskusschwestern in Essen. Schon früh wollte sie Ordensschwester werden und suchte sich ihre Kongregation aus, um in der Familienpflege tätig sein zu können.


Schwester Gertrud Terhorst. Foto: Lisa Mathofer

Die Familienpflege war immer ihre große Leidenschaft. „Es war einfach schön, für eine nötige Zeit Müttern zu helfen, damit sie sich wieder erholen und für ihre Familie da sein können“, sagt Gertrud Terhorst über ihre liebste Tätigkeit bei den Essener Franziskusschwestern. „Wir haben meistens mindestens sieben Kinder betreut und  den Haushalt gemacht, wenn die Mütter krank waren – das waren damals noch andere Zeiten.“ Die Familienpflege war es auch, die der 82-Jährigen die Entscheidung, in den Orden einzutreten, leicht machte. „Die war innerhalb von fünf Minuten gefallen, und ich habe es bis heute nicht bereut“, sagt sie.

Geboren wird Gertrud Terhorst 1936 in Herbrum bei Aschendorf, wächst als eines von zehn Kindern in der ländlichen Gemeinde auf. Acht Jahre geht sie dort zur Volksschule, ist in der Gemeinde St. Amandus beheimatet. Der große Wunsch, einmal raus aus der dörflichen Heimat zu kommen, brachte Schwester Gertrud mit 18 Jahren zunächst nach Bonn. „Ich wollte einfach mal weit weg, habe meine Eltern gefragt, ob ich in das Antoniuskloster in Flerzheim bei Bonn gehen darf, dort habe ich dann ein Jahr eine Ausbildung in der Küche gemacht – bei den Franziskusschwestern der Familienpflege“, erzählt Schwester Gertrud. Die Schwestern dort erzählen der jungen Frau von ihrer Arbeit, das Interesse wächst.  

Ausbilderin für Wirtschafterinnen und Diätassistentinnen

1959 tritt sie in den Orden der Franziskanerinnen ein, zieht zunächst in das Essener Mutterhaus. Eine Entscheidung, die viele Freunde und Bekannte nicht nachvollziehen können: „Wer damals aus Aschendorf kam, ging eigentlich in das nahgelegene Kloster nach Thuine. Ich bin auf meiner Reise nach Essen fast an allen anderen Mutterhäusern vorbeigefahren“, sagt Gertrud Terhorst. „Als Landkind in der Großstadt musste ich mich natürlich erstmal zurechtfinden, ich kannte keine Ampeln oder Straßenbahnen“, erinnert sie sich und lacht. Im Großstadtgewusel eingelebt hat sie sich trotzdem gut, ist auch während ihrer Professzeit und den Jahren als Ordensschwester in vielen Städten unterwegs, arbeitet und lebt in unter Anderem in Dortmund, Emsdetten, Paderborn, Mönchengladbach und Gladbeck. „Die Hauptsache war, ich konnte da arbeiten, wo Gott mich hingerufen hat und meine Hilfe benötigt wurde“, sagt sie.

Auch als Ausbilderin für Wirtschafterinnen und Diätassistentinnen versucht Gertrud Terhorst ihre Leidenschaft für die Familienpflege einzubringen. „Mir war wichtig, dass die jungen Frauen, wenn möglich, auch in Familien, die diese Hilfe benötigen, arbeiten. Da habe ich immer den Blick drauf gehabt“, sagt die Ordensschwester. 2016 zieht sie in das neue Mutterhaus auf dem Gelände der Essener Franziskusschwestern, arbeitet auch hier noch regelmäßig in der Spül- und Waschküche.

Seit 60 Jahren ist Gertrud Terhorst nun Ordensschwester, am 1. Mai 2019 feiert sie ihr Diamantenes Jubiläum. Fünf Tage vorher wird sie in Exerzitien gehen, den Tag selbst mit einem festlichen Hochamt in der Mutterhauskirche beginnen. „Meine drei Geschwister mit ihren Familien und mein Patenkind werden auch kommen“, weiß sie. Auf die 60 Jahre als Ordensschwester ist sie stolz: „Ich freue mich, dass ich so lange ein Teil dieser Gemeinschaft bin.“ Den Kirchenboten liest Gertrud Terhorst übrigens auch im Ruhrgebiet jede Woche, seit vielen Jahren bekommt sie ein Abo geschenkt – von einer befreundeten Familie, die sie durch ihren Beruf und die Berufung kennt – der Familienpflege.

Lisa Mathofer