Anstoß 01/23
Feuerrunde
„Wofür brennst Du?“ So wurde die Vorstellungsrunde mit knapp 20 angehenden Vikaren und Prädikantinnen der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz eingeleitet. Wie sähe unsere Welt wohl aus, wenn wir das leben, wofür jeder wirklich brennt?
Einmal im Jahr wird von der evangelischen Ausbildungsleitung zu einem Austausch mit katholischen Geschwistern eingeladen. „Uns eint mehr als uns trennt!“, begrüßt uns einer der beiden Verantwortlichen freimütig. Stimmt, wenn ich an die Vielfalt ökumenischer Gebete wie Taizé und Friedensgebete oder an das Engagement von Gemeinden für Obdachlose, Asylsuchende oder Kriegsflüchtlinge denke.
Gemeinsam mit dem Ökumene-Beauftragten des Erzbistums Berlin und einer Theologiestudentin aus München stiegen wir in die „Feuerrunde“ ein. Wir staunten, wie viele der Azubis in ihrer Biografie katholisch verwurzelt waren. Die meisten hatten über Jugendverbände oder Gemeindefreizeiten ihren Glauben und Kirche entdeckt. Für einen war ein Israel-Jugendaustausch prägend; für jemand anderes die Mitarbeit bei einem Hilfswerk in der Ukraine. Wieder jemand war fasziniert von der Verbindung sozialer Arbeit und Seelsorge. Überall dort haben sie Feuer gefangen. Als Jugendliche wurde die innere Motivation entdeckt, ja, entflammt. Deshalb wollen sie heute versuchen, „Lebensthemen aus dem Glauben für Jugendliche zu übersetzen“. Dazu zählen die Zukunft des Planeten, Frieden für alle, auch die Gottesfrage. „Ich habe Gott in den Brüchen meines Lebens erfahren. Das möchte ich weitergeben.“
Immer wieder ist Liturgie ein Thema. Die Sorge wurde laut, dass viele Formen nicht zum Lebensgefühl junger Menschen passen, sodass das Feuer in lebensfremden Ritualen und Vorschriften verqualmt. Die Lust stieg merklich im Wunsch, gemeinsam Gottesdienst-Formate zu planen und zu feiern, und zwar so, dass die Funken sprühen …!
Wir haben das Knistern gespürt. Es tat mir gut, den starken Impuls in Richtung Jugend, Gott und Zukunft zu erleben. Ich wurde inspiriert, meine Gedanken auf diesen Fokus zu setzen. Es kostet so viel Energie, alle Feuer gleichzeitig am Brennen zu halten! Ja, ich laufe sogar Gefahr, auszubrennen, wenn ich zu viel Verantwortung übernehme oder ich sie mir überstülpen lasse.
Plötzlich waren wir an einem spannenden Punkt angelangt: Was ist jetzt dran? Um welches Feuer möchte ich mich im neuen Jahr kümmern?
Lissy Eichert, Berlin
„Wort zum Sonntag“-Sprecherin