Anstoß 23/22
Flug EN8194, MUC-FLR
Nach Jahren sitze ich wieder einmal im Flieger, zwar mit Maske, aber ansonsten ist alles wie früher. Dann hebt die Maschine ab, immer wieder ein schneller, bewegender, kurzer Moment: der Start.
Schon schiebt sich die Maschine in die Lüfte, dann der Blick hinaus, die Häuser unter mir werden klein und kleiner. Durch die Wolken hindurch, ohne Turbulenzen, das Wetter ist gut und schön. Noch schöner ist dann der Anblick als die Wolkendecke durchstoßen ist. Ein Wolkenmeer prächtig und mächtig liegt unter mir, wie dahingemalt, das Blau des Himmels, dazu passend die leuchtende Sonne – alles erstrahlt. Der Zauber der Natur, wie sie kein Maler besser malen kann, ist direkt vor meinen Augen. Es ist ein einmaliger Anblick von Gottes Schöpfung. Unter mir und über mir, Gott, der Himmel und Erde erschuf.
In mir klingt das bekannte Lied von Reinhard Mey an: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, bleiben darunter verborgen, werden nichtig und klein.“ Ja, über den Wolken, hier, eine tiefe Erfahrung von Freiheit, von grenzenloser Weite, wo Gott mir unbeschreiblich nahe ist, hier in über 10 000 Metern Höhe, wo ich nur erahnen kann, dass wir gerade die Alpen überfliegen.
Nach einer Stunde landen wir in Florenz. Die Erde hat uns wieder, der Traum vom Fliegen hat sich wieder erfüllt und ist gefüllt mit unbeschreiblichen Momenten. Über den Wolken hat man das Gefühl von Freiheit, Demut und von Gottes Nähe, alles wie ein Gebet.
Tags darauf besuche ich das Dominikanerkloster St. Marco. Hier lebte der Dominikaner Fra Angelico. Hier malte er wunderbare Fresken und in jeder Zelle der Brüder ein Bild aus dem Leben Jesu. Besonders das Kreuz, aber auch die Geburt und die Auferstehung sind gleichsam Mediationsbilder.