Vollversammlung des Synodalen Wegs

In Frankfurt wird's ernst

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Bei der Vollversammlung des Synodalen Weges stehen wichtige Entscheidungen an. Vor dem Treffen hat die konservative Minderheit Kritik geübt, aber die Reformer lassen sich nicht beirren. Sie sehen jetzt die letzte Chance für die Kirche, gesellschaftlich anschlussfähig zu bleiben.

Foto: kna/Harald Oppitz
Vor der Pandemie: der Auftakt der Beratungen der Synodalversammlung am 31. Januar 2020 im Dominikanerkloster in Frankfurt
Foto: kna/Harald Oppitz

Von Ulrich Waschki

Seit vielen Monaten wird in Deutschland intensiv über den Weg der Kirche diskutiert. Nun stehen erstmals Richtungsentscheidungen an. Im Frühjahr 2019 hatten die Bischöfe nach der MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch in der Kirche den Synodalen Weg ausgerufen. Ein Jahr später trat die 230-köpfige Vollversammlung aus Bischöfen und Laien erstmals zusammen und begann ihre Arbeit in den vier Foren zur Rolle der Frau, Sexualmoral, Macht und Priesteramt. Doch nach der ersten Vollversammlung kam Corona. Zwei Vollversammlungen mussten verschoben werden. Dennoch leisteten die Foren zwischenzeitlich ganze Arbeit. 16 Beschlusstexte haben sie erarbeitet, die nun auf der endlich wieder möglichen Vollversammlung beraten werden. Sie tagt vom 30. September bis zum 2. Oktober – mit viel Abstand auf dem Frankfurter Messegelände.

Bis Anfang der kommenden Woche können die Synodalen über eine digitale Plattform Änderungsanträge zu den Vorlagen einreichen. Antragskommissionen bearbeiten und bündeln die Anträge, damit die Tagesordnung überhaupt zu bewältigen ist. In dieser ersten Lesung der Papiere wird nicht über einzelne Worte gestritten werden, sondern um die Grundrichtung. Die meisten Beschlussvorlagen nehmen die bekannten Reformforderungen auf, weshalb jüngst der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer eine Internetseite startete, um der Minderheitenposition Gehör zu verschaffen, die sich gegen Änderungen der kirchlichen Lehre stellt und sich beklagt, nicht richtig gehört zu werden.

Verantwortliche und andere Synodale widersprechen diesem Vorwurf vehement. Tatsächlich scheint es vielmehr, als ob Voderholzer zusammen mit dem Passauer Bischof Stefan Oster und anderen damit geschickt die mediale Klaviatur spielt. Damit schafft es erneut eine offenbar klare Minderheit, die Diskussion zu bestimmen. Wie alle anderen kann diese Minderheit ihre Positionen als Antrag in die Vollversammlung einbringen und so zeigen, dass sie den Synodalen Weg nicht nur blockieren will, sondern ernst nimmt.

Ausnahmsweise kommt Rückenwind aus Rom

Viele Akteure des Synodalen Weges lassen sich dadurch aber nicht beirren. Viele sprechen davon, dass der Synodale Weg eine letzte Chance für die Kirche ist, um gesellschaftlich anschlussfähig zu bleiben. Zwar werden sicher manche Kritikpunkte an den vorliegenden Papieren als Arbeitsauftrag in die Foren gegeben, eine grundsätzliche Richtungsänderung ist für den Reformweg nicht zu erwarten.

Rückenwind kommt dafür ausnahmsweise aus Rom. Im Oktober startet die Vorbereitung auf die Bischofssynode 2023. Dabei sollen sich die Diözesen auf der ganzen Welt mit einem Arbeitspapier beschäftigen, in dem sich viele Themen des Synodalen Weges wiederfinden – sexueller Missbrauch, Umgang mit Macht, Einfluss von Laien, insbesondere von Frauen. Zwar wird es eine Herausforderung, wie die parallelen synodalen Wege in Deutschland und in der Weltkirche personell bewältigt werden sollen. Die deutschen Debattenergebnisse können aber relativ schnell auf die Weltebene gebracht werden. Dort allerdings mit offenem Ausgang.