Papst besorgt über deutsche Kirche
Franziskus warnt vor "Eigenbrötlerei"
Papst Franziskus ist nach den Worten des Fuldaer Altbischofs Heinz Josef Algermissen "in dramatischer Sorge" über die Entwicklung der katholischen Kirche in Deutschland.
Der Papst macht sich Sorgen um die deutsche Kirche, sagt der Fuldaer Albischof Heinz Josef Algermissen. Franziskus habe ihm gesagt, dass sein "Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" kaum zur Kenntnis genommen worden sei, sagte Algermissen der "Fuldaer Zeitung" nach einer Begegnung mit dem Papst im Vatikan am Rande der letzten Generalaudienz.
In diesem Brief hatte der Papst 2019 davor gewarnt, sich in der kirchlichen Reformdebatte in Deutschland auf strukturelle und kirchenpolitische Themen zu konzentrieren und darum geworben, stattdessen den Verlust des Glaubens und die erneute Verkündigung des Evangeliums ins Zentrum der Debatte zu stellen. "Sorgen Sie dafür, dass der Brief in Erinnerung kommt!", habe ihn der Papst aufgefordert, so Algermissen.
Auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur erklärte der Altbischof, der Papst warne die deutsche Kirche vor Selbstbezogenheit und fordere von ihr vorrangig die Verkündung des Evangeliums. Franziskus habe ihm bei der Audienz am Mittwoch gesagt, er habe in seinem Schreiben vom Juni 2019 mehrfach an den "Sensus Ecclesiae» (Glaubenssinn der Kirche) erinnert, der von "Eigenbrötelei" und ideologischen Tendenzen befreien sollte, um die "Gemeinschaft mit dem Volk Gottes" nicht zu verlieren. Außerdem, so Algermissen weiter, habe der Papst gemahnt, wenn man sich nicht verbindlich auf den "Primat der Evangelisierung und Missionierung" einige, bleibe der Reformdialog des Synodalen Weges bestenfalls ein Kurieren an Symptomen, ohne eine Therapie zu finden.
Franziskus habe ihn am Ende der kurzen Unterredung um Mithilfe gebeten, "auf dass sein Schreiben in den deutschen Diözesen deutlicher zur Kenntnis genommen würde", sagte Algermissen. Er war von 2001 bis 2018 Bischof von Fulda.
kna